Frage im Expertenforum Milch und Beikost - Ernährung von Babys und Kleinkindern an Veronika Klinkenberg:

Milchflaschen die ganze Nacht über und tagsüber keinen Hunger mehr

Veronika Klinkenberg

 Veronika Klinkenberg
Ernährungsberaterin
Frage: Milchflaschen die ganze Nacht über und tagsüber keinen Hunger mehr

Bauchzwergi2011

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Hallo, mein Sohn wird nun bald 16 Monate alt. Er ist ca 86cm und wiegt 12,6kg. Er trinkt tagsüber sehr viel Tee und auch mal Schorle ca 5 x 300ml über den Tag verteilt. Zum Einschlafen trink er auch 300ml Tee und nach ca 1h die erste Flasche mit 300ml Milchnahrung ab dem 12 Monat. (direkt zum Einschlafen mag er keine Milch)Dann kommt er die ganze Nacht hindurch alle 3h um eine 300ml Flasche zu trinken. (es ist selten der Fall das noch was in der Flasche bleibt) Essen will er tagsüber so gut wie nichts. Das einzige was er meist wirklich isst ist sein Mittagsgläschen. Selbtständig essen ist gar nicht sein Ding. Mal in eine Laugenstange gebissen ja und dann zack in die Ecke geschmissen. Banane, Apfel etc wird verweigert. Ich weis nicht mehr was ich noch machen soll um ihn zum Essen zu bewegen und was ich ihm zu Essen anbieten soll. Neulich hatte er 3 Nächte nur 1x 300ml um 2 Uhr gebraucht. Also hat er da ja bewiesen das er eigentlich gar nicht soviel Milch in der Nacht braucht. Ich habe es auch schonmal nur mit Tee versucht vor einiger Zeit aber da kam er dann stündlich so das ich dies schnell wieder sein gelassen habe da ich irgendwann auch mal schlafen möchte und mein Mann auch seinen Schlaf braucht. Ich hoffe Sie haben ein paar Tipps für mich. Lg Julia mit Rafael


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Liebe Julia, ich kann gut verstehen, dass Sie hier eine Änderung herbeiführen und Ihren Jungen an altersgerechtes Essen heranführen möchten. Offensichtlich hat sich Rafael daran gewöhnt seine Energiemengen in der Hauptsache über die Milch nachts zu holen und auch tagsüber trinkt er sich vorwiegend mit Tee satt. Unter den geschilderten Gegebenheiten ist natürlich nicht ganz einfach den Kleinen an festes Essen zu gewöhnen. Aber wenn Sie sich Ihr Ziel ganz fest vornehmen und Schritt für Schritt konsequent verfolgen, schaffen Sie Beide das. Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung ist eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Wachstum. Wie Sie schon vermuten, ist der Speiseplan Ihres Spatzes sehr milchlastig. Etwa 300ml/g Milch und Milchprodukte sollten es in diesem Alter ungefähr sein. Außerdem sind das Kauen und der Umgang mit fester Nahrung für die Gesamtentwicklung (z.B. Spracherwerb) sehr wichtig. Denken Sie auch an die Zähnchen, die sehr häufig mit Nahrung und auch Flüssigkeit umspült werden. Keine Probleme macht das Mittagsgläschen. Prima, das zeigt Ihnen, dass Ihr Kind essen kann. Bauen Sie darauf auf. Kinder in diesem Alter legen oft ein sehr eigenwilliges Essverhalten an den Tag und sie entwickeln ein Gespür dafür, wie sie die Aufmerksamkeit der Mama auf sich lenken und mit ihrem Verhalten etwas bewirken können. Lassen Sie sich nicht beirren bzw. einwickeln und nehmen Sie sich neben dem Mittagessen erst einmal 1-2 Mahlzeiten vor, bei denen es vorwiegend festes Essen gibt. Reduzieren Sie auch die Getränkemenge, wenn dann würde ich nur kleine Mengen Tee nach einer festen Mahlzeit oder zwischendurch - nie aber kurz vorher - geben. Denn vor allem sehr aktive quirlige Kinder nehmen sich nicht die Zeit zum Essen und trinken sich lieber satt. Getrunkenes füllt schnell das Bäuchlein und verhindert, dass Ihr Kind Hunger für feste Nahrung entwickeln kann. Wenn Ihr Söhnchen mit der richtigen Familienkost noch nicht so gut zurechtkommt, dürfen Sie ohne Bedenken noch fertige Mahlzeiten aus der Babykost nehmen und dazu kleine Mengen kindgerechtes Familienessen kombinieren. Als Frühstück und Abendessen kann es z.B. unser Kinder-Bio-Müesli geben. Es hat eine sehr feine Struktur und schmeckt lecker. Alternativ kann es ein Milchbrei und dazu kombiniert etwas Brot sein. Für aufgeweckte quirlige Kerlchen ist es wichtig, dass sie nicht aus dem Spiel gerissen werden. Geben Sie dem Kleinen frühzeitig Bescheid, dass es bald Essen gibt und holen Sie ihn zu den Mahlzeiten ab. Gegessen wird möglichst gemeinsam am Tisch in ruhiger Atmosphäre. Bieten Sie Ihrem Kind unverzagt zu festen Essenszeiten eine Auswahl an Speisen an, aus denen er wählen darf. Verweigert Ihr Kleiner das Essen, mag er nicht mehr weiter essen oder spielt und matscht mit dem Essen, sagen Sie ihm ganz ruhig, dass das Essen jetzt für ihn beendet ist. Nehmen Sie Ihren Jungen aus seinem Stuhl und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es aber auch keine Milch und keine Nascherei, höchstens zwischendurch eine kleine Menge zum Trinken. Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt, machen Sie keine "große Sache" daraus, ob Ihr Sohn etwas isst oder nicht. Ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Denken Sie an das Sprichwort "Hunger ist der beste Koch". Er wird nicht gleich verhungern. Gehen Sie mal nicht zu sehr auf seine Wünsche ein. Versuchen Sie es auch nicht mit „allen Tricks“ und „Ablenkungskünsten“. Auch nachts kann ich Ihnen nur raten Ihr Ziel konsequent zu verfolgen und Ihr Kind nach und nach von der Milch zu entwöhnen. Eine schonende Methode ist eine immer kleinere Menge immer stärker mit Wasser verdünnte Milch anzubieten. Sicher ist das anfangs mit Geschrei und Quengelei verbunden. Wenn Sie aber geduldig und ruhig Ihren Standpunkt vertreten, wird sich Ihr Spatz daran gewöhnen. Ich weiß aus Erfahrung, dass diese Situationen viel Geduld benötigen, die jedoch immer belohnt wird! Das alles braucht bestimmt einige Zeit, aber ich bin mir sicher Ihr Söhnchen wird mit Ihrer Unterstützung zu einem altersgerechten Essverhalten finden. Natürlich ist es hilfreich wenn auch Sie selbst bzw. die Familie mit am Tisch sitzen, mit Freuden zugreifen und in Ruhe gemeinsam essen. Kinder lernen bevorzugt durch Nachahmen. Und da sind Sie ein großes Vorbild. Diese Phasen unserer Kleinen kosten Nerven, aber Sie sind „normal“ und Gott sei Dank, sie gehen auch vorbei. Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute und viel Kraft und Durchhaltevemögen! Veronika Klinkenberg


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