Frage im Expertenforum Milch und Beikost - Ernährung von Babys und Kleinkindern an Doris Plath:

Meine Tochter möchte nicht essen - was kann ich tun?

Doris Plath

 Doris Plath
Ernährungsberaterin
Frage: Meine Tochter möchte nicht essen - was kann ich tun?

HappyMum2014

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Hallo! Ich bin sehr verzweifelt und suche dringend einen Rat. Meine Tochter ist nun 1 Jahr alt und möchte noch immer nicht essen - sie möchte nur gestillt werden. Seit sie 7 Monate alt ist versuchen wir es mit Beikost, ohne Erfolg. Brei isst sie (sie kann es also) aber immer nur sehr sehr wenige Löffel. Wenn Stückchen dabei sind, wir ihr einen Keks oder ein Brötchen geben, würgt sie oft und erbricht sich. Ich habe also bislang weiter voll gestillt und immer wieder Essen angeboten. Nachts sind wir inzwischen im 1-Stunden-Stillrhytmus... Unser Kinderarzt meinte, ich solle abstillen. Nach dem Motto: Wenn das Kind hunger hat, wird es essen. Wir haben zwei absolute Horror-Wochen hinter uns. Um den Bruch nicht zu stark zu machen, stille ich nun nicht mehr tagsüber. Ergebnis: Unser Kind weint und schreit teilweise stundenlang, zeigt immer wieder auf unseren Stillplatz, nagt meine Wange an, versucht, unter mein Shirt zu kommen. Sie isst nach wie vor nichts, trinkt nur sehr wenig Wasser. Auch eine angebotene Flasche mit Prenahrung wurde verweigert. In den Mittagsschlaf (bislang wurde sie gestillt und ist dabei eingeschlafen) geht sie nur noch schreiend und weinend auf meinem Arm, bis sie völlig fertig vor Erschöpfung einschläft. Die Nächte sind extrem schlimmer geworden. Da sie am Tag nichts isst, trinkt sie Nachts um so öfter. So möchten wir auch nicht weiter machen. Können Sie mir helfen, wie ich mein Kind ans Essen bekomme? Wie kann ich ihr helfen, dass sie bei Stückchen nicht immer erbricht? Sie hat 8 Zähne und beißt teilweise viel zu große Stückchen ab. Ich weiß mir wirklich keinen Rat mehr. Was mache ich denn falsch? Ich würde mich sehr über einen Tipp freuen. Essen soll doch etwas schönes sein, nicht täglicher Kampf mit zwei Verlierern. Herzlichen Dank.


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Liebe „HappyMum2014“, da haben Sie Recht. Diesen „Kampf“ beim Essen können Sie nicht gewinnen. Im Gegenteil. Ihr Schatz verliert nur noch mehr die Freude am Essen. Ich kann sehr gut verstehen, dass diese Situation für Sie und auch für Ihre Kleine gerade nicht einfach ist. Lassen Sie mich aber gleich etwas sehr wichtiges vorneweg schicken. Selbst wenn die Situation gerade eingefahren und fast aussichtslos erscheint, weiß ich sicher, es gibt einen Weg heraus. Kinder (und auch Mütter) können so viel lernen. Das alles lässt sich lösen. Möchten Sie selbst eine Veränderung – und das ist vor allem anderen entscheidend - wird Ihr Mädchen mit Ihrer Hilfe lernen, ohne Milch in der Nacht auszukommen und ihren Hunger- und Sättigungsrhythmus auf den Tag bei den regulären Mahlzeiten am Tisch zu verlegen. Das Stillen ist ja nicht nur reine Ernährung, es gibt Geborgenheit und Sicherheit. Das Stillen ist etwas, das Ihre Kleine von Geburt an kennt. Es ist verständlich, wenn sie diese liebe Gewohnheit nicht so ohne weiteres aufgeben will. Für die weitere Vorgehensweise gibt es jedoch kein Patentrezept. Wenn Sie eine Änderung erreichen möchten, dann ist es wichtig, dass Sie ganz und gar dahinter stehen und nach Ihrem Empfinden vorgehen. Das hilft den Kindern mit am besten, wenn sie sich umgewöhnen sollen. Was die Geschwindigkeit anbelangt, muss das nicht von heute auf morgen gehen. Bestimmt bedeutet das aber einen Umstellungsprozess bei dem sehr viel Konsequenz erforderlich ist. Stellen Sie sich darauf ein, dass es zumindest noch für eine Zeit Proteste, Gebrüll und Unzufriedenheit gibt. Das ist ganz normal, da werden Sie nicht drumrum kommen. Es geht nun schlicht darum eingefahrene Muster zu ändern. Zeigen Sie Ihrer Tochter, dass Sie bei ihr sind und dass es intensive Nähe auch ohne Essen geben kann. Vieles hängt mit Ihrer eigenen Einstellung zusammen. Denken Sie nicht mehr so an vergangene Esssituationen zurück. Ändern Sie Ihre eigene Haltung. Machen Sie einen Neuanfang. Versuchen Sie Freude beim Essen zu vermitteln. Das überträgt sich auf Ihren kleinen Schatz. Konzentrieren Sie sich mal auf eine Mahlzeit wie das Mittagessen. Gehen Sie so einen Schritt nach dem anderen. Es kann helfen Teller und Löffel (andere Farbe) zu wechseln und so eine unbelastete Situation zu schaffen. Bieten Sie eine "neue Atmosphäre": anderer Essplatz ein Platz der nicht gleich ans Stillen erinnert), ruhige Esssituation, keine Ablenkungen, kein Stress. Eine ganz andere (Körper)Haltung beim Füttern, vielleicht sogar von einer anderen Person als Mama, kann oft für Entspannung sorgen. Geben Sie kleine Häppchen in ein Schälchen und lassen Sie Ihre Kleine damit experimentieren. Auch ein Löffel in der Hand kann das Gefühl der großen Selbstständigkeit zur Folge haben und die Kinder zum Essen anregen. Alles ganz spielerisch. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber ihrem Verhalten. Wichtig: setzten Sie sich mit an den gemeinsamen Esstisch. Leben Sie Ihrem Mädchen als Vorbild Freude am Essen vor. Besetzen Sie das Essen positiv. Kinder gewöhnen sich einfach unterschiedlich schnell an die gröbere oder stückige Kost. Vielen macht das gar nichts aus, Ihr Mädchen scheint sich damit schwerer zu tun. Sie geht da eben ihr ganz eigenes Tempo. Zudem haben Kinder nun mal einen sehr empfindsamen Würgereflex. Das kennen Sie bestimmt, wenn ein Spatel bei einer ärztlichen Untersuchung in den Mund gelegt wird, dass wir dann automatisch würgen. Manche Babys sind hier sehr sensibel. Ein kleines Stückchen Brei oder Brot bzw. etwas Druck im hinteren Rachen kann schon den Würgereflex auslösen. Sie machen es ganz richtig, wenn Sie immer wieder stückiges oder grobes Essen anbieten. Auch unsere stückigen Menüs sind hier ideal auf diese Bedürfnisse abgestimmt. Versuchen Sie ansonsten einfach kleinere Übergänge zu schaffen. Auch das Zerdrücken mit einer Gabel ist hilfreich. Manchmal kann man das Essen mit etwas Wasser, Saft oder Soße „weicher“ machen, damit es besser rutscht. Als Außenstehende ist das natürlich leichter gesagt. Aber versuchen Sie zumindest für einige Zeit vollkommen den Druck und die Spannung herauszunehmen. Nur so kann es in kleinen Schritten weitergehen. Kinder haben feinste Antennen, Ihre Tochter spürt wie besorgt und angespannt Sie sind, welchen Druck Sie (beide) haben. Sie spürt Ihren inneren Wunsch, sie möge doch endlich richtig und ausreichend essen. Ich bin mir sicher, das spielt sich alles noch ein. Auch wenn Ihr Mädchen es Ihnen nicht gerade leicht macht. Babys können so viel lernen. Auch Ihre Kleine. Unterstützen Sie sie dabei. Oft macht es von einem Tag auf den anderen „klick“ und es klappt. Auf Dauer müssen Sie natürlich auch versuchen, von der vielen nächtlichen Milch wegzukommen. Solange Ihre Kleine sich da satt trinken kann, hat sie verständlicherweise tagsüber wenig Appetit. Auch das ist eine Schraube an der Sie drehen müssen. Da es sich hier bei allem weniger ums Essen dreht als vielmehr um Erziehung, empfehle ich Ihnen Ihre Situation auch einmal im Nachbarforum bei Frau Sylvia Ubbens zu beschreiben. Vielleicht kann diese aus einem anderen Blickwinkel noch Ratschläge erteilen. Ich wünsche Ihnen und der Kleinen, dass sich die Situation bald entspannt. Doris Plath


HappyMum2014

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...oh je, ich glaube, unsere Situation ist völlig falsch herüber gekommen... Wir essen immer gemeinsam und ich baue keinen Druck auf. Wenn sie energisch den Löffel wegschiebt ist das OK. Und den Abendbrei isst sie inzwischen recht gut, meist zwischen 100 und 200 Gramm. Das auch eigentlich mit Freude, es muß sogar der Suppenlöffel vom Kinderbesteck sein (Breilöffel ist ja viel zu klein). Nur den Rest des Tages geht gar nichts ohne Stillen. Na ja, wir machen erstmal so weiter. Sie wird es schon lernen. Vielen Dank.


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