Hallo Frau Klingenberg,
mal wieder wende ich mich an Sie. Bisher hatte ich mir eher Sorgen gemacht das meine Tochter zu viel isst. Jetzt haben wir mal das Gegenteil. Meine Tochter ist jetzt etwas über 13 Monate alt. Sie läuft seit ihrem 11.Monat und seit ihrem Geburtstag bestimmt das laufen ihren Tag.
Essensplan:
6 Uhr Milchflasche 200 ml
9 Uhr halbes bis ganzes Milchbrötchen
12 Uhr Mittagsbrei wird komplett verweigert, derzeit einen Fruchtzwerg wenn überhaupt
15 Uhr 1/2 Früchtriegel von Hipp oder zwei Kekse
18 Uhr 1/4 Schnitte mit Belag und ein Fruchtzwerg
19:30 Uhr Flasche 100ml Milch
Ich hab schon Mittags alles probiert (herzhaft, süß usw.) will sie alles nicht. Auch Abends immer mal was anderes gegeben aber davon will sie auch nichts wissen. Sie macht ihren Mund ständig auf aber schiebt das Essen wieder raus. Sie ist fit und gesund. sie wiegt jetzt 10 kilo und ist ca 75 cm groß. also auch vom gewicht mach ich mir keine sorgen. aber sie verweigert nun schon zwei wochen mehr oder wenig ihr essen. Kann das evt an den Zähnen liegen? sie hat oben alle vier Vorderzähne und unten zwei. Seit einer woche habe ich den Durchbruch von zwei Backenzähnen bemerkt. Letzte nacht kam dann unten der dritte zahn durch. und zwei weitere Backenzähne müssten diese woche durchbrechen.
Sie sabbert ständig und überall und frisst alles an was hart ist (derzeit gern meine hausschuhe :-)
und noch etwas. Sie hat auch derzeit sehr harten Stuhlgang. Probleme macht ihr das keine. Sie drückt halt immer sehr doll was mir leid tut. Trinken tut sie genug. Über den Tag verteilt ca 400 ml Wasser. Bisher war ihr stuhl immer breiig.
Vielen Lieben Dank für ihre Hilfe
Schöne Grüße aus dem sonnigen Dresden, wo nun mittlerweile die Sterne leuchten
von
DarkDayDreams
am 26.03.2012, 21:45
Antwort auf:
Meine Tochter (13Monate) verweigert Essen
Liebe „DarkDayDreams“,
Sie sind mir noch gut bekannt, schön von Ihnen zu hören. Es ist ganz normal, dass sich die verschiedenen Phasen - also Zeiten in denen Kinder wie kleine Bauarbeiter essen und Phasen in denen es nur Spatzenportionen sind - abwechseln. Keine Angst, Kinder regulieren das ganz gut und finden über kurz oder lang wieder in ein gesundes ausgewogenes Essensverhalten.
Heute ging es schon einmal um einen kleinen „Eroberer“. Ihr Mädchen erobert sich nun die Welt aus einer ganz neuen Perspektive, das ist aufregend und spannend. Und da rückt alles andere etwas in den Hintergrund. Vor allem gibt es keine Zeit, um sich in Ruhe dem Essen zu widmen. Bei Ihnen kommt aber, wie ich, sehe einiges zusammen, Ihr Mädchen scheint zusätzlich heftig zu zahnen. Zahnungsphasen sind Ausnahmezeiten. Ein geändertes Essverhalten ist da vorprogrammiert. Kein Wunder, dass sich das niederschlägt. Ein Speiseplan, der kaum Obst und Gemüse enthält, lässt den Stuhl natürlich fester werden.
Versuchen Sie diese Zeit geduldig zu überstehen. Ihr Töchterchen liegt von der Größe und vom Gewicht ideal. Machen Sie sich also keine Gedanken, auch wenn die Mengen über ein paar Wochen niedriger liegen, wird Ihr kleiner Schatz keinen Schaden nehmen. Das hat die Natur schon so eingerichtet. Sicher gelingt es Ihnen mit Geduld und Ausdauer die Kleine wieder Schritt für Schritt an ein gesundes Essverhalten heran zu führen. Führen Sie sich immer wieder einfache Grundregeln als Leitfaden vor Augen, dann kann nichts schief gehen:
Zu festen Mahlzeiten geduldig eine gesunde Auswahl an Essen anbieten, aber nicht aufzwingen. Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen. Seien Sie ein Vorbild. Sie geben vor, was es gibt, die Kleine darf daraus auswählen. Stellen Sie ganz selbstverständlich mittags eine warme Mahlzeit, die Gemüse, Beilagen etc. enthält auf den Tisch und essen selbst mit Genuss.
Sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre, bei denen jeder Zeit hat fertig zu essen und auch einmal etwas liegen lassen kann, wenn der Hunger nicht ganz so groß war. Ziehen Sie Mahlzeiten aber nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein. Dann ist wieder Spielzeit. Egal, was gegessen wurde.
Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Mädchen wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn die Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt sie auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Also nicht aus der Notsituation heraus nur auf die Sonderwünsche Ihres Mädchens eingehen. Ganz sicher, Ihre Tochter wird nicht vor einem vollen Teller verhungern, dafür ist sie viel zu schlau.
Da frisch gebackene Kleinkinder einen spannenden Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung machen, kann ich Ihnen nur raten das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Mädchen am Essen interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als Kampf oder Problem, sondern mehr als Freude und Genuss.
Ich weiß, dass diese Phasen unserer Kleinen viel Nerven kosten, aber Sie sind „normal“ und Gott sei Dank, sie gehen auch vorbei. Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute und viel Kraft und Durchhaltevemögen!
Viele Grüße
Veronika Klinkenberg
von
Veronika Klinkenberg
am 27.03.2012