Anna17
Meine Tochter, 18 Monate isst sehr einseitig. Gemüse lehnt sie bis auf Tomate ab. Fleisch isst sie nur in Form von Teewurst/Leberwurst oder Wiener (Oma/Opa), ansonsten isst sie Obst, Schnittkäse, Reis Kartoffeln und Nudeln pur oder mit etwas Butter und sie trinkt nur Milch und Wasser. Ich achte darauf, dass sie hauptsächlich zu den drei Mahlzeiten isst. Ich dachte dadurch hat sie einen guten Appetit und isst dann auch Gemüse und andere Brotaufstriche (Beides biete ich zu jeder Mahlzeit an!), aber leider ist das nur sehr selten der Fall. Beim Übergang von Brei auf feste Nahrung, hat sie viel und gerne alles gegessen, aber wie sie sehen ist davon nicht viel übrig geblieben und kein guter Ernährungsplan für ein Kleinkind. Sie hat auch brüchige Nägel. Kann das mit der Ernährung zusammenhängen? Wie schaffe ich es, dass sie sich ausgewogen ernährt? Vielen Dank und einen schönen Tag.
Anke Claus
Liebe „Anna17“, ich verstehe Sie gut - am liebsten „hätten“ wir Eltern, dass die Kleinen regelmäßig und abwechslungsreich essen, mit viel Gemüse, Obst,… Diese „ich-ess-jetzt-mal nix“ oder „ich-ess-nur-was-mir-schmeckt“ Phasen kommen aber häufiger vor als man denkt. Fast jedes Kleinkind zeigt mal diese Marotten. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht mehr. Während dieser Phase werden Kinder sich auch mehr darüber bewusst wie ein Speisenteller auszusehen hat, sie weigern sich, wenn das Essen nicht "richtig" aussieht oder der Teller bzw. das Brettchen nicht richtig platziert sind usw. Kinder - wie auch wir Erwachsene - entwickeln Vorlieben und es gibt Kinder, die sich - zumindest phasenweise - nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Haben sie eine bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln, nackt oder mit Soße) entwickelt, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)". Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird wieder besser werden. Irgendwann platzt immer der Knoten. Bis dahin ist Ihr Mädchen eben mit „so wenig“ zufrieden. Lassen Sie sich da nicht entmutigen. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird wieder umfangreicher werden. Kinder loten beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Bieten Sie einfach weiterhin von einem ausgewogenen und abwechslungsreichen Essen immer ausreichend an und lassen Sie Ihr Mädchen selbst entscheiden, wie viel es essen mag. Beherzigen Sie am besten immer den goldenen Grundsatz: Sie als Mama bestimmen das Speisenangebot, also das was auf den Tisch kommt, und Ihre Kleine bestimmt die Mengen, die sie essen mag. Wichtig ist, dass Ihr Mädchen fit und gesund ist. Das zeigt Ihnen, sie ist gut versorgt. Soweit also alles gut. Und letztlich überwacht noch der Kinderarzt bei den Untersuchungen ob alles passt. Und solange dieser zufrieden ist, dürfen Sie das auch sein. Sprechen Sie bei ihm auch mal das Thema „Fingernägel“ an. Das kann ganz harmlos sein. Vielleicht helfen Ihnen diese Tipps noch weiter: Fragen Sie nicht Ihre Tochter, was sie haben will. Versuchen Sie nicht angestrengt Mahlzeiten zu „finden“, die ihr schmecken könnten. Das ist überhaupt nicht angebracht und notwendig. Nein, Sie als Mama geben vor was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihre Tochter wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn der Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt sie nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: bieten Sie Ihrem Mädchen eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf ihrem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie sie einfach mal in Ruhe!!!! Schauen Sie nicht auf ihren Teller hin, maßregeln Sie sie nicht dauernd, motivieren Sie sie nicht, interessieren Sie sich nicht für ihr Essverhalten. Sie möchten doch auch nicht, dass Ihr Essen dauernd kommentiert wird, oder? Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Mein Tipp: Leben Sie Ihrer Tochter als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie ihr wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber ihrem Verhalten. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihre Tochter am Essen interessieren. Versuchen Sie die Mahlzeiten weiterhin auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Snacks zwischendurch mindern den Appetit bei den wichtigen Hauptmahlzeiten. Also keine kleinen Happen zwischendurch, damit sich ordentlich Hunger aufbauen kann. Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc. Eine angenehme Atmosphäre, kein Zeitdruck, ein hübsch gedeckter Tisch sind einladend und regen den Appetit an. Nach Möglichkeit die Kleine ins Einkaufen, Zubereiten, Tisch decken…einbeziehen. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird umfangreicher werden. Versteifen Sie sich auch nicht so sehr auf die Mahlzeiten, das spielt sich bestimmt bald ein! Alles Liebe und viel Geduld! Herzliche Grüße Anke Claus