Frage im Expertenforum Milch und Beikost - Ernährung von Babys und Kleinkindern an Veronika Klinkenberg:

essensverweigerung

Veronika Klinkenberg

 Veronika Klinkenberg
Ernährungsberaterin
Frage: essensverweigerung

corinna79

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guten tag, meine tochter ist 12 monate alt und verweigert seit wochen jegliche feste nahrung und trinkt lieber wieder fläschchen, was bedeutet dass sie auch in der nacht wieder hunger hat und ihre milch brauch. ist es bedenklich sie die nächste zeit einfach nur mit fläschchen zu ernähren? mittlerweile artet jede art von esse zu einem kampf und frust aus und ich hab auch keine nerven mehr dafür, sie mag es einfach im moment nicht mehr. nun meinte mein kinderarzt sie MUSS und nachts DARF sie nicht mehr ..... finde das eine quälerei und ist für mich nicht vertretbar. wie sehen sie das? sie wird ja sicherlich keine flasche mehr brauchen zu ihrer hochzeit oder lernt sie so niemals richtiges essen? bin total verzweifelt und die situation zuhause ist ziemlich angespannt weil keiner was was tun .... vielen dank für ihre hilfe corinna


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Liebe Corinna, ich kann gut verstehen, dass Sie Hilfe suchen und verzweifelt sind, denn Essen sollte nicht zu einem Kampf und Frust ausarten, sondern etwas Genussvolles sein, das Spaß macht. Manchmal fährt sich eine Situation ein. Aber verzweifeln Sie nicht, in kleinen Schritten wird sich der „Knoten“ auch wieder lösen. Druck und Zwang verursachen Stress und sind tatsächlich nicht die richtige Lösung. Eine sichere Führung und Unterstützung braucht Ihr Töchterchen aber. Wenn keine Zahnungsphase vorliegt und Ihr Mädchen auch nicht in einer besonders schwierigen Entwicklungsphase steckt, kann ich Sie nur ermuntern sich erst einmal ein oder zwei Mahlzeiten vor zu nehmen, bei denen es nur feste Nahrung gibt. Dass das nicht leicht ist, ist verständlich. Sicher wird es anfangs mit Quengelei und Geschrei verbunden sein, denn Ihre Kleine muss sich von einer lieb gewordenen Gewohnheit verabschieden. Aber das kann ja schrittweise gehen. Für Kinder in diesem Alter ist es für die Gesamtentwicklung sehr wichtig, dass sie den Umgang mit dem Löffel und das Kauen lernen. Unter anderem ist das für die Sprachentwicklung sehr entscheidend. Setzen Sie sich nicht unter Druck, vermitteln Sie Ihrem Kind Ruhe und sicheres Auftreten. Bieten Sie eine Auswahl an gesundem Essen an. Haben Sie denn schon versucht, wie es aussieht, wenn Ihr Mädchen ein eigenes Tellerchen bekommt und selber aktiv werden kann? Wir führen ein reichhaltiges Angebot an Kleinkindmahlzeiten, die sie mit Selbstgekochtem variieren können. Ihr Kind darf aus dem Angebot wählen. Stellen Sie das Milchfläschchen weit außer Sichtweite. Wenn die Kleine nichts essen mag oder nur eine Spatzenportion isst, nicht gleich die Milch anbieten, sondern ein kurzes Päuschen machen und dann wieder probieren. Versuchen Sie es doch einfach. Meine Erfahrung ist, dass sich Kinder, wenn es nicht gleich die „sichere“ Milch mehr gibt, dann auch mehr und mehr für festes Essen interessieren. Das ist natürlich Übungssache und wird vermutlich nicht von heute auf morgen klappen. Aber Ihre Kleine kann und wird das lernen. Gut wäre es, wenn Ihr Partner oder eine vertraute Person das Füttern hin und wieder übernimmt und Sie sind gar nicht erst anwesend. Auch kann es etwas bringen in einer ganz anderen Umgebung vielleicht auch mit einer Freundin und einem Kind, das im selben Alter ist, die ein oder andere Mahlzeit zu verbringen. Dann kann auch die Kleine die schwierige Essenssituation vergessen. Versuchen Sie es einmal damit: Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt, machen Sie keine "große Sache" daraus, ob Ihre Kleine etwas isst oder nicht. Ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Denken Sie an das Sprichwort "Hunger ist der beste Koch". Sie verhungert nicht vor vollem Teller, dazu ist sie viel zu schlau. In der Regel ist es so, je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen wollen oder sich herbei wünschen, umso mehr wird sich Ihr Töchterchen am Essen interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als Kampf oder Schwierigkeit, sondern mehr als Freude und Genuss. Das alles braucht bestimmt einige Zeit, aber ich bin mir sicher Sie werden bald mit Freuden zusammen am Tisch das Essen genießen. Natürlich ist es hilfreich wenn auch Sie selbst bzw. die Familie mit am Tisch sitzen, mit Freuden zugreifen und gemeinsam essen. Kinder lernen bevorzugt durch Nachahmen. Und da sind Sie ein großes Vorbild Hat sich die Situation zu sehr eingefahren hilft es manchmal Unterstützung zu suchen. Es gibt speziell ausgebildete Personen. Sicher kann Ihnen Ihr Kinderarzt entsprechende Adressen weitergeben. Oft hilft schon ein kleiner Anstoß und es geht in die richtige Richtung. Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft und entsprechend Ruhe und Durchsetzungsvermögen. Veronika Klinkenberg


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