lava1984
Hallo, ich wende mich an sie weil ich mittlerweile echt verzweifelt bin. Meine tochter wird nächste Woche 10 Monate alt. Sie war noch nie ne große Esserin gewesen. Aber wir haben pro Mahlzeit 100g geschafft. War für mich total ok gewesen. Seit ein paar Wochen hat sich das aber auch drastisch geändert. Es wird fast alles verweigert. Nach 2-3 Löffeln macht sie den Mund nicht mehr auf und reibt sich mit ihren Händen vorm Mund und Gesicht rum. So geht das zu jeder Mahlzeit. Bei Gemüse-Fleisch-Brei macht sie erst gar nicht den Mund auf. Wenn ich ihr dann ne Flasche mit Pre Nahrung mache will sie die auch nicht. An Fingerfood verschluckt sie sich nur. Wenn ich ihr was mit stücken anbiete würgt sie. Sie nimmt seit Monaten auch nicht mehr an Gewicht zu. Bei der Ärztin war ich schon gewesen. Sie meinte nur immer wieder zwanglos anbieten und abwarten. Im September will sie mal das Gewicht kontrollieren. Das ganze macht micht echt fertig. Ich wäre froh wenn sie irgendwas zu sich nehmen würde. Was sind ihre Erfahrungen? Warum ist das so problematisch? Mach ich doch zuviel stress. Aber selbst wenn der Papa füttert oder oma ist es nicht besser. Was kann ich noch tun? Danke für ihre Antwort. LG
Doris Plath
Liebe lava1984“, es freut mich, dass Sie sich an uns wenden. Es war richtig, einen Kinderarzt aufzusuchen, damit abgeklärt wurde, dass Ihre Kleine organisch gesund ist Wenn Kinder gesund sind und die Nahrung verweigern, ist erfahrungsgemäß „irgendetwas“ vorgefallen. War das Essen zu heiß oder zu kalt, hat Ihr Mädchen sich verschluckt, neuer Geschmack, Lärm, Druck…?. Hat sie sich erschrocken? Gibt es da was, das sie negativ mit dem Löffel und Essen verbindet, dann braucht Ihre Tochter einfach etwas Zeit bis sie diese Erfahrung vergessen hat. Auch bestimmte Entwicklungssprünge oder kommende Zähne oder kleine Infekte können immer mal das Essverhalten beeinflussen. Vielleicht ist es momentan einfach nur das. Manchmal gibt es gar keinen richtigen Grund. Versuchen Sie nicht mit aller Anstrengung etwas „zu machen“ oder sie zu drängen. Vermeiden Sie jeglichen Zwang, das führt auf Dauer zu nichts. Diesen „Kampf“ können Sie nicht gewinnen. Im Gegenteil. Ihr Schatz verliert nur noch mehr die Freude am Essen. Oftmals wenn Eltern etwas so sehr wollen und etwas wie hier das Essen so sehr in den Mittelpunkt stellen, klappt es erst recht nicht. Kinder können sich ja noch nicht verbal äußern, aber Sie können über andere Wege uns zu verstehen zu geben, wenn etwas nicht passt. Sehr häufig ist das Essen dabei das Mittel der Wahl. Denn die Kleinen merken sehr schnell, wie wichtig es Mama und Papa ist, dass sie satt sind und ja keinen Mangel erleiden. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Sehen Sie das Essen nicht zu verbissen. Essen soll Freude machen. Ihnen und Ihrem Mädchen! Es geht nicht nur darum satt zu werden. Versuchen Sie Ihr eigenes Verhalten zu überdenken und wenn möglich zu ändern. Gehen Sie entspannt auf Ihre Kleine zu, wird sie Ihnen über kurz oder lang genauso entgegenkommen. Entscheidend ist hier, dass Sie den Anfang machen, denn dafür ist Ihr Mädchen noch zu klein, das kann sie nicht leisten. Lassen Sie sie einfach einige Tage in Ruhe. Sie wird nicht verhungern und verdursten. Ihr Mädchen ist da viel zu schlau, es wird das nehmen was es braucht. Machen Sie keine große Sache draus, ob und wie viel Ihre Tochter isst. Geben Sie Ihrem Mädchen die Gelegenheit wieder selbst Vertrauen ins Essen zu finden. Essen Sie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Auch wenn es schwerfällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es mal aus. Bieten Sie eine "neue Atmosphäre": anderer Essplatz, ruhige Esssituation, keine Ablenkungen, keinen Stress. Auch kann es helfen Teller, Latz und Löffel (andere Farben) zu wechseln und so eine unbelastete Situation zu schaffen. Eine ganz andere (Körper)Haltung beim Füttern, vielleicht sogar von einer anderen Person als Mama (Papa, Oma), kann oft für Entspannung sorgen. Lassen Sie sich nicht den Mut und die Freude am Löffeln nehmen. Mit Liebe und mütterlicher Ausdauer gelingt es Ihnen bestimmt, Ihren Tochter vom Mittagessen und weiteren Breien etc. zu überzeugen. Ganz wichtig: Sehen Sie das Essen nicht als "Problem". Vieles hängt mit Ihrer eigenen Einstellung zusammen. Denken Sie nicht mehr so an vergangene Esssituationen zurück. Wenn Sie skeptisch und zögerlich ans Essen gehen, spürt das Ihre Kleine. Versuchen Sie Freude und Sicherheit beim Essen zu vermitteln. Das überträgt sich auf Ihren kleinen Schatz. Ich wünsche Ihnen und der Kleinen, dass sich die Situation bald wieder entspannt. Doris Plath