diez-123
Hallo! Ich habe auch ein "kleines Problem". Mein Sohn ist 20 Monate alt. War bzw. ist schon immer ein Flaschenkind. Bis Februar war sein Essverhalten normal. Früh eine Flasche ca. 300ml, in der Kita ein zweites Frühstück mit Hörnchen und Obst. Zum Mittagessen ein Gläschen danach einen kleinen Jogurt. Nachmittags Obst und Reiswaffeln oder Hörnchen und abends seinen Abendbrei oder auch mal bei uns am Tisch ein Brot mit Wurst oder Käse dazu Tomaten oder Gurke. Dann hatte er im Februar eine Polypen-OP und seitdem finde ich, entwickeln wir uns rückwärts. Früh die zwei Mahlzeiten sind noch normal. Mittags will er sein Gläschen nicht mehr. Eine zeitlang hat er dann belegtes Brot und Obst und Jogurt gegessen. Das will er jetzt auch nicht mehr. Tja und nachmittags ist nicht mehr viel drin. Und abends wollte er dann auf einmal auch wieder eine Flasche. Hab natürlich versucht mit Brot oder Brei. Wollte er nicht. Also hab ich ihm ne Flasche gemacht, weil ich Bedenken hatte, er schafft es sonst nicht bis früh. Die letzten Tage wollte er dann zwar auch wieder die Flasche abends, abder dann hat er nur 50 bis 100 ml getrunken. Ansonsten trinkt er noch ca. 500 ml Wasser ohne Kohlensäure am Tag. Bin schon sehr verzweifelt. Es gibt aber auch nichts, was er immer essen würde - mit dem man ihn "ködern" könnte. Koche ich selber, isst er blank die Nudeln oder Kartoffeln und davon auch nur ein paar. Wie soll ich mich verhalten? Vielen Dank schon mal vorab für Ihre Antwort!!!
Veronika Klinkenberg
Hallo, häufig sind es ganz bestimmte Ereignisse, die wir als Grund für einen Rückschritt vermuten. Ob tatsächlich die Polypen-OP die Ursache für das geänderte Ernährungsverhalten ist, lässt sich schwer sagen. Gut möglich, dass da Einiges zufällig zusammengetroffen ist. Ihr Junge ist nun in einem Alter, in dem eine sehr eigenwillige Essensweise zur ganz normalen Entwicklung dazu gehört. Auch kann ich mir vorstellen, dass er sich nun tatsächlich von seiner gewohnten Essensweise auf normale Tischkost umstellt. Für Kleinkinder ist es typisch, dass sie wählerischer werden und oftmals nur noch Spatzenportionen essen. Verzweifeln Sie nicht, orientieren Sie sich an Ihrem putzmunteren Jungen, solange er sich gesund entwickelt, sollten Sie ganz gelassen sein und darauf vertrauen, dass er Schritt für Schritt in ein gesundes Essverhalten hineinwächst. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen und braucht etwas Zeit, immerhin hat er ja bis jetzt auch vorwiegend Gläschen und abends Milchbrei und Fläschchen genommen und ist damit vertraut. Ich kann Ihnen nur raten mit Ruhe, Geduld und positiver Überzeugung beim Essen dran zu bleiben. Sie sind ein Vorbild, leben Sie Freude am Essen vor. Kinder loten beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen und nicht durchschlafen. Die Kleinen holen sich aber schon was sie brauchen. Am besten Sie bieten zu geregelten Essenszeiten etwas an, machen aber keine große Sache daraus, ob Ihr Kleiner etwas isst, oder nur Teile davon. Je mehr Sie dem Verhalten Aufmerksamkeit schenken umso mehr gefällt das Ihrem Sohn. Wenn ich mich wählerisch zeige, dann habe ich die volle Aufmerksamkeit der Mama. „Mama tut alles, damit ich was esse. Super, dass sie sich mir so intensiv zuwendet“. Ruhig auch mal den Hunger zum Gehilfen machen, aber dann auch keine Flasche anbieten, sondern bis zur nächsten richtigen Mahlzeit nichts. Das alles erfordert natürlich Konsequenz. Sie sind die Mama, Sie geben vor, was es zu essen und zu trinken gibt. Probleme scheinen das Mittag- und Abendessen, sowie die Nachmittagsmahlzeit zu bereiten. Versuchen Sie heraus zu finden, wann die eigentliche warme Mahlzeit am sinnvollsten ist: mittags oder abends? In manchen Familien gibt es abends ein gemeinsames Familienessen, das alle zusammen verspeisen und den Tag in Ruhe ausklingen lassen. Dann steht mittags die kleinere Mahlzeit, die es normalerweise abends gibt, also ein Brot mit einer Tasse Milch, ein Müesli oder z.B. eine Gemüsesuppe und eine Joghurtspeise auf dem Tisch. Für die Zwischenmahlzeit nachmittags eignen sich Obst kombiniert mit einer Knabberei oder auch einmal eine kleine Menge Brot mit etwas frischem Gemüse. Kombinieren Sie vorerst neue Speisen vom Familientisch zum gewohnten Essen also zum Gläschen oder zu einem Milchbrei. Bei jedem Essen sollte etwas dabei sein, dass der Kleine kennt. Einfach unverzagt eine Auswahl an Essen anbieten, aber nicht aufzwingen. Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen. Eine angenehme Atmosphäre, kein Zeitdruck, ein hübsch gedeckter Tisch sind einladend und regen den Appetit an. Ruhig nach Möglichkeit und Reife den Kleinen ins Einkaufen, Zubereiten, Tisch decken…einbeziehen. Sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre, bei der jeder hat Zeit fertig zu essen und auch einmal etwas liegen lassen kann, wenn der Hunger nicht ganz so groß war. Ziehen Sie Mahlzeiten aber nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein. Dann ist wieder Spielzeit. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Söhnchen wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn der Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt er auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Ganz sicher, Ihre Sohn wird nicht vor einem vollen Teller verhungern, dafür ist er viel zu schlau. Wird zusätzlich zwischendurch noch hier und da gesnackt, kommt bei den „richtigen“ Mahlzeiten kein rechter Hunger auf. Lassen Sie den Mut nicht sinken, auch wenn es nicht gleich von heute auf morgen klappt. Änderungen bedürfen Zeit und Geduld. Aber Sie werden gemeinsam Ihr Ziel erreichen. Gehen Sie entspannt aber auch konsequent vor. Ich wünsche Ihnen viel Gelassenheit und mütterliches Durchhaltevermögen Veronika Klinkenberg
diez-123
Vielen vielen Dank für Ihre liebe und so ausführliche Antwort!!! Heißt es dann, ich gebe ihm abends keine Flasche mehr?