Mitglied inaktiv
Hallo, ich bin 27 Jahre alt und leide seit 20 Jahren an schwerer Migräne. Nehme als Migräne Prophylaxe zurzeit Doxepin 12,5mg und Topamax Migräne 25mg. Dazu im Monat ca 14 mal das Triptan Almogran und Naproxen an 10 Tagen und gelegentlich MCP- Tropfen gegen die Übelkeit und Erbrechen. Habe einen Kinderwunsch, aber natürlich Angst mit der Medikation schwanger zu werden. War schon 3 mal in Fachkliniken und mache regelmäßig Entgiftungen. Wenn ich die Pille absetze um schwanger zu werden, muss ich dann auch zwingend Doxepin, Topamax Migräne absetzen? Und wie verhält es sich mit der akut Medikation (Triptan, MCP-Tropfen und Naproxen) bei einem Migräne-Anfall für das entstehende Kind während der Schwangerschaft? Schädigungen? Vielleicht können Sie mir helfen. Vielen Dank!
Trizyklische Antidepressiva gelten als Mittel der Wahl zur Behandlung von Depressionen in der Schwangerschaft (Robert 1996). Sie blockieren die Wiederaufnahme von Transmittern wie Noradrenalin und Serotonin in adrenerge Nervenendigungen. Aufgrund ihrer hohen Lipidlöslichkeit treten sie rasch diaplazentar über. Zwar liegen Berichte über Extremitätenfehlbildungen, Herzfehler, Polydaktylie und Hypospadie vor, doch ließ sich der Verdacht auf fruchtschädigende Effekte auch bei den länger gebräuchlichen Präparaten bisher nicht bestätigen (McElhatton et al 1996). Nachuntersuchungen im Vorschulalter nach pränataler Exposition mit trizyklischen Antidepressiva zeigten gegenüber einer Kontrollgruppe keine Abweichungen hinsichtlich Intelligenzentwicklung, Verhalten und Sprachvermögen (Nulman 1997). Eine Monotherapie mit lange eingeführten Präparaten wie Amitriptylin (z. B. Saroten), Desipramin (z. B. Pertofran), Imipramin (z. B. Tofranil) oder Nortriptylin (z. B. Nortrilen) ist bei entsprechender Indikation anzustreben. Bei hochdosierter Therapie vor der Geburt können beim Neugeborenen folgende Symptome auftreten: Tachyarrhythmie (hohe Herzfrequenz), Tachypnoe (schnelle Atmung), Zyanose (bläuliche Hautfarbe), Tremor (Zittern), Trinkschwäche, Konvulsionen (Krämpfe), Harnverhalt. Doxepin verhielt sich bei Tierversuchen mit Ratten und Kaninchen nicht fruchtschädigend. Bei Kaninchen beobachtete man unter 2- bis 40-facher humantherapeutischer Dosis, bei Ratten unter 4- bis 100-facher humantherapeutischer Dosis keinen Anstieg der Fehlbildungsrate. Unter 40- bis 100-facher Dosis (maternal toxisch!) traten lediglich vermehrt Aborte auf (Owaki 1971 a,b). Eine Fallsammlung von 14 Schwangerschaften unter Exposition mit Doxepin berichtet von 4 Abbrüchen, 1 Spontanabort, 1 Totgeburt und 8 unauffälligen Neugeborenen (McElhatton 1996). Wir selbst überblicken 101 Rückmeldungen nach Doxepin-Exposition in der Frühschwangerschaft: 20 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für fetale Anomalie) 12 Spontanaborte 67 unauffällige Neugeborene 2 angeborene Anomalien (1 x Ichthyosis congenita, 1 x Trisomie 18) Da es sich in beiden Fälle um genetisch bedingte Erkrankung handelt, ist ein Zusammenhang mit der mütterlichen Medikamentenanwendung unwahrscheinlich. Die Erfahrungen mit Topiramat beim Menschen sind sehr begrenzt. Eine Publikation berichtet von drei unauffälligen Neugeborenen nach Exposition mit Topiramat in der Schwangerschaft (Morrell 1996). Ein Fallbericht beschreibt ein Neugeborenes mit mehreren kleineren Auffälligkeiten nach Monotherapie der Mutter mit Topiramat während der gesamten Schwangerschaft (Hoyme et al 1998). Ein weiterer Fallbericht handelt von einem Kind mit diversen Auffälligkeiten (Fehlen des rechten Daumens, Unterentwicklung des linken Daumens, Fehlen einiger Knochen am Fuß) nach mütterlicher Dauermedikation mit Topiramat in einer Tagesdosis von 300 mg (Vila Ceren et al 2005). In einer weiteren Untersuchung an 5 Schwangeren konnte der ausgeprägte diaplazentare Übergang von Topiramat annähernd im Verhältnis 1:1 gezeigt werden (Ohmann et al 2002). Das UK Epilepsy and Pregnancy Register (Morrow 2005) erfasste zwei Kinder mit Anomalien (Lippen-Kiefer-Spalte, Hypospadie) unter 28 ausgetragenen Schwangerschaften bei mütterlicher Medikation mit Topiramat. Angesichts der begrenzten Erfahrungen sollte auf den Einsatz von Topiramat in der Schwangerschaft grundsätzlich verzichtet werden. Bei Almotriptan handelt es sich um einen selektiven Serotoninagonisten, der zur Migränetherapie eingesetzt wird. Im Gegensatz zu der älteren verwandten Substanz Sumatriptan liegen für Almotriptan noch keine reproduktionstoxikologischen Erfahrungen vor. Bei 401 dokumentierten Fällen nach Exposition mit Sumatriptan im I.Trimenon zeigten sich folgende Schwangerschaftsausgänge: 11 Schwangerschaftsabbrüche (ohne Anhalt für Fehlbildung!) 27 Spontanaborte 4 Totgeburten (ohne Anhalt für Fehlbildung!) 344 unauffällige Neugeborene 15 Fehlbildungen Die Fehlbildungsrate liegt mit 4,2% im Rahmen des Basisrisikos (Eldrigde et al 1997; Sumatriptan and Naratriptan Pregnancy Registries 2006). Daher wäre bei Versagen von therapeutischen Alternativen (z. B. Paracetamol, Ibuprofen) der Wirkstoff Sumatriptan (z. B. Imigran) gegenüber Almotriptan vorzuziehen. Die Substanzklasse der nichtsteroidalen Antiphlogistika enthält zahlreiche Vertreter. Die älteren Substanzen ASS, Ibuprofen , Diclofenac und Indometacin dürfen in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln eingesetzt werden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist jedoch wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus bei Dauertherapie mit all diesen Prostaglandinsynthesehemmern Vorsicht geboten. Eine Therapie über einige Tage ist jedoch möglich. Die neueren Wirkstoffe aus dieser Substanzklasse (z. B. Naproxen) ergaben bisher ebenfalls keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte, sind jedoch in der Schwangerschaft weniger umfangreich untersucht. Bei gewissen Formen von Migräne bringt auch der langfristige Einsatz von Metoprolol (z. B. 50 mg/d) Erleichterung. Bei begleitender Übelkeit haben sich Metoclopramid und Meclozin bewährt.
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