Sonnenblume 1812
Hallo, Ich habe den Eindruck mein Sohn (22Monate) isst ruhiger und mehr, wenn er alleine isst. Manchmal sitze ich einfach neben ihm, manchmal bin ich in der Küche, so dass er mich sehen kann, aber sobald ich mit Teller am Tisch sitze, wirft er sein Essen weg, will meinen Teller, matscht darinherum ohne zu essen, so dass weder er noch ich satt werden. Ich lasse ihn also oft zuerst essen und wenn ich danach esse, rennt er um den Tisch und schaut oder sitzt dabei und kriegt mal ein Stückchen. Ist das noch Familientisch? ab wann ist es tatsächlich wichtig gemeinsam zu essen? Danke und beste Grüße
Hallo Sonnenblume 1812 so wie du das momentan handhabst, klingt das doch absolut vernünftig. Bleibe wenn dein Sohn isst, nur immer am besten in unmittelbarer Reichweite. Die gemeinsame Zeit am Esstisch dient nicht nur der Nahrungsaufnahme. Der gemeinsame Esstisch ist ein verbindendes Element, welches mehrschichtig wirkt. Gib deinem Kind so oft wie möglich die Gelegenheiit dabei zu sein, nimm ihn ggf auf deinen Schoß und lass ihn von deinem Teller probieren. Je häufiger dein Kind sieht wie und was du isst, desto besser. Aber klar, erzwingen kannst du nichts und solltest es auch nicht. Integriere deinen Sohn eben so oft wie möglich in eure gemeinsamen Mahlzeiten und schau wie sich die Dinge entwickeln. Bestimmt lernt er so die ein oder andere Speisen kennen und wird sie vielleicht lieben. Essen lernen hat auch viel mit Emotionen und Empfindungen zu tun. Für dein Kind bedeutet das im Moment möglicherweise folgendes: Du hast beobachtet, dass dein Kind mehr isst, wenn er sich unbeobachtet fühlt. Wenn er ungestört ist und sich auf seinen Teller konzentrieren kann. Du hast auch beobachtet, dass er die Speisen auf deinem Teller am liebsten zum Spielen nutzt. Das Spielen (Matschen) ist die Form des kindlichen Lernens. Das Spielen ist für dein Kind ein Erlebnis. Er lernt damit die verschiedenen sensorischen Eigenschaften der Speisen kennen. Und das, was ihm gefällt, wird er essen oder mindestens probieren. Vermittle deinem Kind einfach das Prinzip der Gemeinschaft am Esstisch. Ob er bei den Familienmahlzeiten nun richtig (mit)isst oder nur "lernt", das ist vorerst unerheblich. Am gemeinsam erlebbaren Esstisch haben Kinder die Chance, die anderen Esser zu beobachten und zu imitieren. Sie sehen und riechen und hören alles was typisch und charakteristisch dafür ist. Das prägt sich ein. Ganz unbewusst. Sie passen sich auch der Gesamtsituation an. Ganz automatisch und ohne Worte. Achte jetzt einfach auf eine gute Balance zwischen dem "dein Sohn isst alleine" und "wir sitzen gemeinsam am Esstisch". Und schau, dass ihr einfach alle zufrieden seid. Tastet euch einfach langsam an das Beibringen von üblichen Tischsitten heran - dabei als (stilles) Vorbild agieren, denn das schafft die beste Basis. Zum richtigen Zeitpunkt erlernt - das hilft eurem Kind nachhaltig. Fangt mit einigen Kleinigkeiten an, ohne den Spaß und die gute Atmosphäre bei Tisch zu trüben. Mit 22 Monaten kann dein Kind schon eine ganze Menge verstehen. Bspw, dass man erst beginnt, wenn alle bei Tisch sitzen. Dieses Ritual gibt Kindern auch Sicherheit. Schön ist die Sitte, sich bspw bei den Händen zu nehmen und den "pieppieppiep"-Spruch aufzusagen, oder sich schlichtweg Guten Appetit zu wünschen. Was das Herumlaufen betrifft, da müsst ihr mal schauen, wie ihr das langfristig ändern könnt. Je jünger die Kleinen, desto weniger wird das Spiel von der Mahlzeit getrennt betrachtet. Hilfreich und wesentlich für entspannte Mahlzeiten ist deshalb auch hier wieder die Routine, durch Rituale eingeleitete und authentisch erlebbare gemeinsame Mahlzeiten. Ruhe beim Essen, ein schön gedeckter Tisch mit vielen Mitessern....Vorbild sein. Je jünger die Kinder, desto weniger lange können sie still sitzen. Wenn euer Kind wirklich satt zu sein scheint, solltet ihr erlauben, dass es aufstehen darf. Findet hier eure familieninterne richtige Entscheidung. Ihr solltet bspw entwicklungsbedingt kompromissbereit sein und dabei das langfristige Ziel im Auge behalten. Ihr könnt in kleinen Schritten mit den euch wichtigsten Vorhaben beginnen. Die Kleinsten akzeptieren dies ganz schnell, wenn konsequent befolgt. Schaut euch euer Kind an und versucht langsam Veränderungen einzuleiten. Zu Beginn der Familienkostzeit ist es für die Kleinsten wichtig, dass sie selbständig essen dürfen. Dass hierbei viel daneben geht, gematscht wird und dass nicht alles in der Weise gegessen wird, wie gewünscht, ist klar. Doch mit zunehmendem Alter können die Kinder mehr Klarheit und Regeln annehmen, indem sie sich einfach an unsere üblichen Tischsitten, an unsere Esskultur anpassen, durch Nachahmung. Also dann Grüße Birgit Neumann
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