Frage: Unser Sohn isst zu einseitig

Hallo Birgit, unser 5-jaehriger Sohn isst zu einseitig. D.h. es gibt nur einige Dinge, die er isst (Butternudeln, Nuggets, Wuerstchen, Leberkaese, Reis ca.) wobei er andere Dinge nicht mal bereit ist zu probieren. Ich hatte zu diesem Thema schon mal was gepostet. Es ist schon etwas laenger her. Seitdem hat sich nichts geeandert. Nur unter Zwingerei und Traenen nimmt er was neues in den Mund zum probieren. Danach stellt er fest, dass es doch nicht so schlecht ist und mag es dann. Gemuese weigert er sich total zu essen. Ausser Mais. Er hat jetzt mit der Schule begonnen und ich mache mir natuerlich Sorgen...ob er sich konzentrieren kann und sein Kopf auch arbeiten kann. Ich habe ihn wenigstens dazu gebracht jetzt jeden Morgen etwas Vollkorn mit leicht Kakao drauf zu essen. Als Sandwich bekommt er ein selbstgebackenes Brot mit Nutella. Wir machen das Brot selbst. Tun Milch, Ei, Butter rein oder etwas Yogurt fuer das Protein. Mittags will er Nuggets. Ab und an isst er Hirsereis . Alles ohne Beilage. Letztens habe ich ihn dazu gebracht auch etwas gebratenes Haehnchen zu essen. Obst isst er ganz gerne (Birne, Apfel,Banane). Mein Problem ist nun, dass wir in Kuwait leben. Wir haben wenig Angebot an frischen Dingen, weil hier alles importiert wird. Leberkaese und Wuerstechen gibts nicht.... Ist nur mein Sohn so einseitig oder ist das ein Phaenomen bei vielen Kindern...kannst du mir bitte irgendwie ein Tip geben wie wir es anstellen sollen, dass er auch mal Gemuese ist oder sein Essens-horizont erweitert? Danke! LG

von milan2008 am 20.09.2013, 14:56



Antwort auf: Unser Sohn isst zu einseitig

Hallo milan2008 ich kann dich zunächst beruhigen, dass das Verhalten deines Sohnes nicht all zu ungewöhnlich ist. Mit etwa 18 Lm schränkt sich der Erfahrungshorizont in Essensfragen bei den meisten Kindern drastisch ein. Die Auswahl der gemochten Speisen wird meist kleiner. Im Babyalter sind die Kleinen noch neugierig und wollen viele Speisen probieren. Doch schleichend, so um die Zeit des 18. Lm und wieder um die Zeit des dritten Geburtstags herum, werden die Kleinen vorsichtiger und die Neugier weicht einer mehr oder wenigen großen Skepsis. Das ist evolutionsbiologisch betrachtet, eine gute Schutzfunktion, wenn nur das gegessen wird, was bekannt ist, denn: Unbekanntes könnte giftig sein. Man bezeichnet dies als "Neophobie". Und bei manchen Kindern ist es stärker ausgeprägt. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Aber auch das Neue wird wieder irgendwann angeboten werden und irgendwann frohlockt es doch, zuzugreifen. Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das sog. soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder. Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Bei guter Entwicklung hilft nur Geduld auf dass euer Kind den anderen Mitessenden nacheifert und wenn auch zögerlich, aber immerhin langsam und stetig ihren Esshorizont dadurch erweitert. Hilfreich ist es trotzdem, Regeln aufzustellen und immer mal wieder neues zum Kosten anzubieten. Die Kontinuität im Probieren kann irgendwann eine Veränderung bewirken - zuvor weniger Beliebtes wird plötzlich zur Lieblingsspeise. Oft reicht es auch, wenn das Kind überhaupt nur probiert. Auch wenn es nur bspw eine einzige Nudel ist oder ein Bissen Bratwurst - von Mamas Teller. Beim nächsten Mal sind es schon zwei Bissen ... Eine gute Methode, in Kinder Obst und Gemüse hinein zu bekommen, ist neben dem Gewöhungseffekt und dem Nachahmungsinstinkt, Gemüse und Obst in Gerichten zu verstecken. Gekochtes Gemüse wird oft eher akzeptiert, wenn es in Gerichte eingebettet ist. Pizza ist ein gutes Beispiel. Die Tomaten gehören da einfach dazu und werden kommentarlos mitgegessen. Gemüse darf ruhig ordentlich weich gekocht sein und mit viel Fett zubereitet sein. Hier zeigt das Beispiel mit dem Rahmspinat (mit dem Extrablubb .-)), wie der Siegeszug angetreten werden konnte. Auch in Fleischsossen (Gulasch/Braten) ist Gemüse im weitesten Sinne enthalten. So ist es gar nicht mehr sichtbar, Nährstoffe dennoch in die Sosse übergegangen. Viele Kinder verschmähen Gemüse und Co, wenn es pur vor ihnen auf dem Teller liegt. Sie schieben es vom einen Tellerrand zum andern, um es schliesslich, wenn überhaupt erst wenn Mama droht - zu essen... Wird das Gemüse in Speisen verpackt, Cremesuppen, Sossen und andere Gerichte, wird auch verhasstes Gemüse meist kommentarlos gegessen. Inzwischen raten sogar Kinderärzte zu diesen einfachen Massnahmen, damit Gemüse und Co in Kindermägen wandert. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen. Bis dahin helfen familienintern geltende Regeln. Und: Lebensmittel stecken nicht nur voller Energie und Vitamine u.ä., sondern enthalten eine Vielzahl weiterer Inhaltsstoffe, die eine Wirkung auf den Körper haben. Ob etwas schmeckt, ist sehr stark abhängig davon, wie es dem Körper bekommt, welchen Nutzen die Speise für den Organismus hat. Das geht oft über die reine Nährstoffanalytik hinaus, in Richtung stimmungsverändernder Substanzen. Diese gibt es in unserer Nahrung zuhauf. Sogar die Muttermilch ist schon voll davon. Kinder müssen bis zu 10 mal etwas probieren, beovr sie es wirklich gut akzeptieren. Zum Probieren genügen oft schon mimimale Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Ein einziger Bissen reicht für den Anfang oft schon aus. Du kannst klare Regeln aufstellen. Damit lernen Kinder i.d.R. schnell umzugehen. Überleg dir, welche hilfreich sein könnten. Es sollten welche sein, die für alle Beteiligten kompromissloss durchführbar sind. Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig. Die optisch ansprechende Präsentation ist häufig schon eine erste Einladung. Lieber wenig und übersichtlich des Essen auf dem Teller arrangieren. Das ermutigt zum Probieren und Aufessen. Nachschlag kann es schliesslich jederzeit geben. Auch hilfreich sind phantasievolle Namen mit Identifikationspotenzial. Welche Helden mag dein Kind? Kleine Mengen von neuen Speisen sind völlig ausreichend. Wenn du ihm einen klitzekleinen Klecks Sosse oder ein Gemüsestückchen neben den Hirsereis legst, wird er die Furcht davor allmählich verlieren. Kleine Schritte führen zum Ziel. Und ntegriere deinen Kleinen in die Essensvorbereitungen. Lege neben den Mais auch ein, zwei Erbsen. Ich habe mir das "alte" Posting noch einmal angesehen. Ja, jetzt habe ich dir ein paar Dinge doppelt geschrieben... Bezugnehmend auf dein jetziges Posting kann ich noch sagen: Du schaffst es bisher doch ganz gut, ihn dazu zu bringen, Neues zu kosten. Vielleicht erkennst du selbst, wie dein Kind in dieser Hinsicht tickt. Möglicherweise braucht er tatsächlich deinen guten Zuspruch und deine Überzeugungskraft und Gewissheit, dass er das vor ihm liegende Ding essen soll :-) Möglicherweise helfen ihm Spiele, der Umgang mit Lebensmitteln, kochen, einkaufen u.v.m., Bücher? Hast du Zeit, im Alltag mit deinem Sohn zu kochen? Die spielerische Beschäftigung mit Essen kann helfen, die Neophobie zu überwinden und Neugier zu wecken. Ich gebe dir mal ein paar Anregungen, die ihr vielleicht zusammen unternehmen könnt: Nudeln selbstgemacht: 100g Weizenmehl Type 450 1 Ei 1 EL Olivenöl evtl Hartweizengrieß Teig verkneten, bis er schön glatt ist. Teig zu einer Kugel formen und mit Folie verpacken. Ca 1h in den Kühlschrank geben. Teig auswellen und Fomen ausstechen http://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=2&forum=kochen-fuer-kinder&bild=5#start Pizza: die kann dein Kind mit Tomatensosse bestreichen und mit Zutaten belegen. 1/2 Beutel Trockenhefe (oder 1/2 Würfel frische Hefe) 1/8l Wasser 250 g Mehl 2 EL Öl 1 Pr Zucker Salz Mehl mit Hefe und Salz vermischen. Wasser-Öl-Mischung herstellen und diese unter Rühren zu der Mehlmischung geben. Alle Zutaten zu einem Teig verkneten. Teig stehen lassen. Dann den Teig auswellen und auf ein Backblech legen. Mit Tomatensosse bestreichen, Tomatenstückchen (am besten enthäutet) auflegen, ein bisschen Mozzarellakäse (wie Punkte auf einem Fliegenpilz) darüber verteilen und den Backofen auf 200°C vorheizen. Im E-Herd ca 20 min backen. Reicht für die ganze Familie. Für den Rest der Familie würde ich allerdings die Pizza reichlicher und schmackhafter belegen Lass ihn Gemüse klein schneiden. Richte Obst als hübsches Bild arrangiert in mundgerechten Stückchen. Ein sehr schönes Buch zu diesem Thema ist: Die Reise in der Suppenschüssel von Sabine Bohlmann, unter Mitarbeit von Fumi Dehnst, Verlag vgs, Egmont Verlagsgesellschaften. Endlich habe ich ein Buch gefunden, das ich schon lange suchte.... Es verbindet Essen und Spielen und Basteln mit Spaß und Genuss. Kocht Marmelade, sät eine Bohnenpflanze. Die darf dein Kind hegen und pflegen, schliesslich ernten, kochen (!!) und essen. Ladet zu diesem Schmaus das Kuscheltierchen ein... Macht Experimente mit Rotkohlsaft (gibt es in Kuwait Rotkohl?) Kocht zum Beispiel einmal Rotkohl, frisch aus einem kleinen Kopf. Macht damit Farbenspiele in dem du ein Blatt vom Kopf im Ganzen abkochst. Den entstandenen Saft - kennst du wahrscheinlich - wird in verschiedene Behälter (Gläser) gekippt, in die du vorher Wasser mit verschiedenen Zusätzen gefüllt hast. Spülmittel, Soda (Backpulver), Essig, Zitrone, etcetc Also dann, Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 22.09.2013



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