Hallo,
habe hier im Forum schon ein bißchen rumgestöbert, möchte meine Frage aber trotzdem noch einmal konkret stelllen:
Meine Tochter ist 4,5 Monate alt und ich habe direkt nach Vollendung des 4. Lebensmonats mit dem Zufüttern begonnen (sie hat immer schon so gierig nach unserem Essen geschaut und außerdem spuckt sie seit Geburt so sehr, dass ich festere Nahrung herbeisehnte). Es funktioniert auch gut, so dass sie jetzt - nach 2 Wochen - ca. 180 Gramm Karotten-Kartoffelbrei schafft. Ab morgen wollte ich Fleisch (aus dem Glas) drunter mischen.
Da es bei meiner Tochter leider mit dem Stillen nicht geklappt hat, wollte ich Ihr quasi durch Selberkochen etwas Gutes zum Ausgleich tun. Außerdem hat mein großer Sohn anfangs nur Gläschen bekommen und dann auch selbst gekochtes nur schwer akzeptiert. Bis heute (3,5 Jahre) ist er ein schwieriger Esser, der Obst und Gemüse fast komplett verweigert.
Jetzt lese ich aber hier, dass Sie dazu raten, erst mal zu Gläschen zu greifen?!? Zugegeben, ich habe die Karotten und Kartoffeln im Supermarkt und nicht beim Bauern oder so gekauft, aber in Bio-Qualität. Und mein Thermomix hat sich so auf diesen Einsatz gefreut... Geschmeckt hat es ihr auch!
Aber ich möchte meiner Kleinen ja auch nicht Schadstoffe zuführen, die sich vermeiden lassen. Daher noch mal gezielt die Frage: Bis wann sollte man Gläschen kaufen und ab wann wäre selbst kochen okay? Und gilt das auch für Obstpürree, das sich wunderbar mit dem Thermomix herstellen lässt?
Danke für eine Rückmeldung und viele Grüße
poldi
von
poldi79
am 20.11.2012, 21:26
Antwort auf:
Selbst kochen - Schadstoffe?
Hallo poldi
ich empfehle tatsächlich erst ab etwa dem 7. Monat regelmäßig selbst gekochte Breie zu geben. Dein Thermomix wird zukünftig noch ausreichend Arbeit bekommen :-)
Das Selberkochen ist momentan ein großer Trend, weil viele Mamas ihre Babys gerne bekochen möchten, um sie schon von klein auf an den Geschmack von selbst gekochten Speisen zu gewöhnen. Ob es sinnvoll ist, von Beginn an Selbst zu kochen, um langfristig gesündere Essvorlieben beim Nachwuchs zu fördern, lässt sich nicht sagen. Die Geschmacksbildung dauert mehrere Jahre. Es ist viel mehr der Umgang mit dem Thema Essen, der sich in vielen Bereichen auswirkt. Besonders die Phase der Familienkost ist wichtiger Bestandteil. Und nicht zu vergessen, jedes Kind ist anders.
Koche ruhig für deine Kleine, wenn es dir Freude bereitet. Denn auch solche Emotionen schwingen mit und fördern die Bereitschaft zu essen.
Mach kein Dogma aus dem Thema.
Es gibt für beide Versionen Pro und Contra.
Aber auch dann musst du keine Wahl zwischen "Entweder/Oder" treffen, sondern bist mit der "Sowohl als auch" Methode auf einem guten Pfad.
Beginne ruhig mit Gläschen- so bist du auf der sichereren Seite. Auch die Konsistenz ist stimmig und je besser das Löffeln klappt, ihr beide routinierter werdet - desto mehr kannst du experimentieren und schliesslich zu Selbstgekochtem wechseln.
Du kannst einen weiteren Breitypus (GOB, MB) selber zubereiten und leistest dabei immer noch einen wichtigen Beitrag für die Geschmacksbildung-und erkennung, sprich Prägung.
Und lass dich nicht von anderen Müttern verunsichern, ich kenne die Diskussionen zum Thema Gläschen/Selberkochen sehr gut :-)
Jede Mama hat auf ihre Weise recht mit den Argumenten, die sie ins Gespräch einbringt. Die absolut beste Methode gibt es nicht. Es gibt für beide Versionen Pro und Contra.
Wichtig ist, dass du die Methode wählst, die 100% zu dir passt. Davon profitieren dein Baby und du am Meisten.
Es gibt immer wieder neue Meldungen bezüglich irgendwelcher Stoffe. Nicht nur Nahrungsmittel sind häufig mit bedenklichen Stoffen belastet, auch Kleidung oder Wandfarben, Kosmetik etc ..Auch Babygläschen sind nicht immer ganz frei von allem Unerwünschten, wenn genauer untersucht wird.
Ware, die du beim Bauern kaufst wirkt gesünder, denn es fehlen schlichtweg Angaben und Analysen zu bestimmten Stoffen. Und nicht einmal die Natur selbst erzeugt immer genau solche Waren, die exakt den durchschnittlichen Messergebnissen entsprechen: Pastinaken enthalten bspw Cumarin, das in einer Ernte von Bauer xy schon mal stärker konzentriert sein kann. Zucchini können Bitterstoffe (Cucurbitacin) enthalten, grüne Kartoffeln enthalten Solanin...
Eine zeitlang galt Muttermilch als weniger gut geeignet, wegen möglicher enthaltener Umweltschadstoffe wie Dioxine, Pestizide etc.
Hier zeigte sich in den letzten 30 Jahren ein deutlicher Rückgang dieser Befunde in Mumi. Doch heisst es, dass die zwar weniger werden, dafür aber neue und andere bedenkliche Stoffe gefunden werden...
Um Pestizide (im Babybrei) etc zu meiden, ist es wirklich ratsam hochwertige Produkte aus kontrolliert ökologischem Anbau zu verwenden.
Sonst seien Gläschen die bessere Wahl. Fleisch kann bspw Medikamentenrückstände haben.
Ein Beispiel zum "Biotier Pute" zeigt Bioland (Anbauverband mit strengen Richtlinien) in diesem Artikel:
http://www.bioland.de/wissen/biotiere/pute.html
Auch noch im Kleinkindalter sollte möglichst eine Kost angeboten werden, die möglichst wenig mit unerwünschten Stoffen belastet ist. In der Praxis ist das nicht immer möglich, da man nicht immer die Möglichkeiten hat, solche Produkte (frisch) zu kaufen. Auch spielt natürlich die Einstellung und das Geld eine große Rolle. Ich empfehle aber immer wieder gerne, solche Produkte in Bioqualität zu kaufen die explizit nur füs Baby sind, bzw solche die das Kind häufig und gerne isst.
Babynahrung (Produkte zur Ernährung von Säuglingen) unterliegt der Diätverordnung und hat damit verbindliche Grenzwerte, betreffs Schadstoffe (Höchstmengen an Pflanzenschutz-, Schädlingsbekämpfungs- und Vorratsschutzmitteln). Sie sind schadstoffarm (weniger Nitrat z.B., evtl weniger Pestizidrückstände). Sie werden ständig kontrolliert um diese Grenzwerte nicht zu überschreiten. In der Diätverordnung ist auch die Kontrolle der mikrobiologischen Beschaffenheit von Säuglingsnahrungen und die Kennzeichnung von Zusatzstoffen vorgeschrieben.
Seit 1. April 1999 müssen laut den EU-Richtlinien in allen Säuglingsnahrungen eine bestimmte Menge an Vitaminen und Mineralstoffen enthalten sein.
Bei den einzelnen Marken gibt es Unterschiede. Zwar unterliegen alle Babyprodukte strengen Richtlinien, nämlich der Diätverordnung (EU-weit, siehe oben), die bestimmte Grenzwerte für bestimmte Stoffe vorgibt etc, dennoch haben die einzelnen Hersteller einen Spielraum innerhalb der Vorgaben, den sie unterschiedlich nutzen.
Überlege dir, worauf du dein besonderes Augenmerk legst und kaufe entsprechend ein.
Gehe den Weg, der am besten zu dir passt, das verspricht dir den besten Erfolg.
"Sowohl als auch" bedeutet:
Du kannst bspw ab dem 8.Lm rohes Obst in den Getreide-Obstbrei mischen. Das erfordert kaum mehr Aufwand als ein Gläschen Obstbrei zu öffnen. Auch kannst du Gläschen mit einigen wenigen selbstgekochten Zutaten ergänzen und kannst dein Baby schon von klein auf an den Geschmack und die Konsistenz frischer LM gewöhnen.
Bspw weichgekochte Gemüsestückchen, Kartoffelstückchen, Obststückchen etc.
Also dann
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 22.11.2012