Liebe Frau Neumann,
unser Sohn ist 9,5 Monate alt und isst erst seit ca. 2 Wochen gut Brei. Davor hat er monatelang bei jeder Mahlzeit nur 2-3 Löffel gegessen. Inzwischen sieht sein Speiseplan wie folgt aus:
05.45: ca. 250 ml Muttermilch (abgepumpt)
08.45: ca. 150-200 ml Premilch
11.45: ca. 100-130 Gramm GKF-Brei (1x pro Woche Fisch, 2x vegetarisch mit Haferflocken, 4x Fleisch), danach ca. 100-200 ml Muttermilch
14.45: ca. 100-150 Gramm GOB, danach ca. 100-150 ml Premilch
18.15: ca. 200 ml Muttermilch
Ist es in Ordnung, dass er noch so viel Milch nach den Breien trinkt? Er ist ca. 73 cm groß und wiegt ca. 8800 Gramm.
Leider klappt es mit dem Milchbrei abends nicht. Er ist dann einfach zu müde und weint nach 2 Löffeln. Wäre es möglich, ihm den Milchbrei vormittags zu geben? Oder ist es nicht schlimm, den Brei einfach wegzulassen?
Vielen Dank und viele Grüße
von
Mädel87
am 28.02.2018, 20:35
Antwort auf:
Milchbrei am Vormittag?
Hallo Mädel87
na klar, kannst du den Brei auch im Lauf des Vormittags geben. Du kannst es so in euren Tagesplan einpassen, wie es passt. Die üblichen Beikostpläne geben eine Orientierung, die du individuell anpassen kannst.
Im Alter deines Sohnes jetzt, könntest du zusätzlich oder anstatt Brei auch schon Butterbrotstückchen geben. Was meinst du, hat dein Baby schon die Reife für Fingerfood? Vielleicht findet er das selbständige Essen sogar richtig gut?
Habt ihr Fingerfood bzw Stückchen schon einmal getestet?
Die optimale Menge für Milch, bei eurer Zwiemilchernährung, kannst du noch einmal mit Frau Plath und ihren Kolleginnen im Forum der Hipp-Elternberatung hier bei rub besprechen. Sie ist die Expertin für individuelle Fragen zur Säuglingsmilch. Auch Frau Biggi Welter kann dich hierzu sicher sehr gut beraten.
Versuche dein Baby an viele neue Nahrungsmittel zu gewöhnen und zeige ihm eure Esskultur, in dem ihr gemeinsam viel zusammen esst, eure Esserlebnisse teilt.
Bspw so:
morgens kannst du Butterbrotstückchen plus Mumi geben. Neu, ab dem 10, Lm ist jetzt, dass der Start in den Tag mit einer Beilage zur Milch begonnen werden kann/sollte. Ideal ist dazu ein kohlenhydrathaltiger Zusatz in Form von Getreide im Brot oder Getreide als Müsli.
Es geht auch darum, dass du dein Kind langsam an eine 1. Mahlzeit am Tag, an ein Frühstück, am Tisch sitzend, gewöhnst. Morgens ist die Bereitschaft zum Kauen noch hoch. Kauen ist wichtig für die Ausbildung einer kräftigen Kaumuskulatur.
Im Lauf des Vormittags kannst du eine ZMZ anbieten: Brot oder Obst.
je nach dem wie lange die Zeitspanne bis zum Mittagessen ist, kann eine Zwischenmahlzeit sinnvoll sein. Hier gibt es entweder etwas Obst oder je nach dem evtl auch noch einmal etwas Brot, ggf Mumi wenn erforderlich.
Das Mittagessen kann weiterhin der bewährte Brei sein. Zusätzlich kann es Familienkost und Fingerfood geben. Neu ist jetzt, dass das selbständige Essen, das Erlebnis der Mahlzeit im Zusammenspiel mit den vielfältigen Sinneseindrücken (hart, weich, kalt, warm, krümelig, lecker, salzig,..) ganz besonders im Vordergrund der Mahlzeit stehen können. Dazu: ggf Mumi.
Und am Nachmittag ist es ähnlich wie am Vormittag. Es gibt eine ZMZ:
Obst oder Getreidestängelchen o.ä., ggf Kuchen, Babykekse, Muffins, Waffeln etc. Nachmittags ist ein Energienachschub durch Kohlenhydrate (Obst und/oder Getreide) erwünscht. Dazu ggf Mumi wenn erferlich.
Abends kann es Brot und Milch (Mumi) oder Nudeln und Mumi (ggf Pre-Milch) geben. Oder Milchbrei. Die Milch am Abend ist leicht verdaulich und
fördert den guten Nachtschlaf, dazu ggf Obst/Gemüse
nachts ggf stillen/Mumi oder Pre
Beginnt morgens doch einmal mit einem Frühstück. Schneide ein paar Butterbrotstückchen in kleine Brotwürfelstücke, die dein Kleiner vom Teller picken und essen kann. Auch wenn das nicht sofort gut gelingt, kann er damit üben und sich langfristig gesehen mit einer morgendlichen Brotmahlzeit (plus Milch) anfreunden. Denn die Brotmahlzeit, das Kauen i. A. ist (Muskel)Training par excellence und wichtig für die Gesamtentwicklung.
Wenn es (noch) nicht klappt, dann warte noch einmal ab und gib deinem Baby die geforderte Kost, ggf vermehrt noch breiig, flüssig - bis er bald, nach dem nächsten Wachstumsschub, Interesse an festem Essen zeigen wird.
Sitzt dein Kind gut im Hochstuhl oder hast du den Eindruck, dass er darin zu sehr herumzappelt? Dann solltest du dein Baby beim Sitzen im Hochstuhl unterstützen, in dem du bspw mit stützenden Kissen/gerollten Handtüchern besseren Halt zu geben versuchst. Wenn sich dein Baby im Hochstuhl beim Sitzen sehr anstrengen muss, könnte die Lust am Essen schneller versiegen und dein Baby würde dies durch vermehrtes Trinken von Milch ausgleichen wollen.
Zusammenfassung:
Familienkost gelingt, wenn sich die Kleinsten über einen längeren Zeitraum an immer wieder neue Aromen, neue Konsistenzen gewöhnen können. Dafür am besten kleine Mengen von neuen Speisen neben bereits bekannten und bewährten Speisen (Breie, Basics) anbieten. Wichtig sind jetzt im Wesentlichen regelmäßige, möglichst gemeinsame erlebte Mahlzeiten, mit einem "gesunden" und ausgewogenen Speisenangebot. Vermittle deinem Kind eure Esskultur mit allem Drum und Dran.
Der Fokus liegt ab jetzt besonders in der Vielfalt der Speisen - bei Geschmack und neuen Eindrücken, Gemeinsamkeit bei Tisch, Esskultur., das Erleben neuer und auch einmal außergewöhnlichen Geschmackserlebnisse.
Du kannst weiterhin die üblichen Breie geben und zusätzlich viele neue und tastbare Zutaten, die dein Kind selbständig - mit Händen, Mund und Zunge, erkunden kann. Du kannst die erweiterte Kost so zusammenstellen, wie du es vom Brei gewohnt bist. Alle Zutaten in kleinen Stückchen, zum Greifen.
Fleischbrei bspw eignet sich super als salzarmer Brotaufstrich.
Die sog. Familienkost am besten immer so anbieten, dass diese häppchenweise erkundet oder gefüttert werden kann.
Achte jetzt vor allem auf Vielfalt und das Erlebnis der gemeinsamen Mahlzeiten. Der Forscherdrang ist in dieser Altersphase sehr ausgeprägt. Der Esstisch bietet eine große Spielwiese an Möglichkeiten, die alle Sinne anspricht: Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem dem Tastsinn im Mund.
Viel Spaß
Birgit Neumann
siehe auch einmal hier:
https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/Was-darf-probiert-werden_44680.htm
von
Birgit Neumann
am 02.03.2018