Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Kind verrückt nach essen

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Kind verrückt nach essen

Masorie79

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Hallo, Meine Tochter ist jetzt 2 Jahre alt und es geht um das Thema Essen! Meine kleine könnte einfach immer essen. Auch wenn wir gerade gegessen haben, danach rennt sie in die küche und ruft nach Essen. Das komische ist wenn wir ihr dann ein Stück Zwieback oä geben, isst sie es garnicht sondern läuft nur damit rum. Also Hunger scheint es nicht gewesen zu sein. Morgens wenn sie aufwacht schreit sie auch sofort essen und auch da, wenn wir ihr was geben läuft sie nur rum und isst es nicht. Wir geben ihr eigentlich genug bzw sie isst in der Woche in der kita und sucht selbst aus wieviel und was sie isst. Aber langsam finden wir es doch etwas komisch und ungewöhnlich das sie so verrückt nach Essen ist. Wenn sie mit uns am Tisch sitzt und isst, isst sie so lange bis wir es wegnehmen oder den Tisch abräumen. Denn wenn ihr essen zb Brötchen leer ist und der Tisch noch voll, dann schreit sie und dreht völlig durch. Sie gibt nie ihren Teller von sich aus und sagt sie ist satt. Erst wenn nur noch Gemüse o etwas was sie nicht mag auf dem Teller ist dann gibt sie ihn weg oder schmeißt ihn runter. Nun frage ich mich ob wir irgendwas falsch machen? Sollten wir sie essen lassen bis sie von sich aus satt ist? Wieso ist sie so verrückt nach essen? Ich möchte ungern das es sich schlimmstenfalls in eine Essstörung ausbreitet. Vielleicht können sie mir ja helfen und n tip geben, was wir tun können das sie sich vielleicht srlbst auf ihr satt und Hungergefühl verlässt! Vielen Dank und liebe Grüße


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Masorie79 im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum Kochen für Kinder kann ich dir bei deiner Frage leider nicht vollständig weiterhelfen. Bestimmt kann dir Frau Ubbens im Nachbarforum aber noch hilfreiche Antworten geben. Was die Ernährung ganz allgemein betrifft kann ich dir versichern, dass deine gesunde und normal entwickelte Tochter momentan (noch) nur so viel essen kann, wie sie hungrig ist. Wenn sie satt ist, wird sie nicht essen können. Bei einem vollwertigen Speisenangebot wird deine Tochter nur so viel essen wie sie schafft. Erst ab etwa dem 3. Lebensjahr wirken auch andere Faktoren* mit, welche zu einem möglichen Überessen verleiten könnten. Jetzt kannst du auf jeden Fall, bei deiner gesunden Tochter noch darauf vertrauen, dass sie nur so viel essen wird, wie sie braucht. Aus meiner Sicht wäre es für euch momentan vermultich hilfreich, wenn ihr regelmäßige Mahlzeiten bei Tisch einnehmt. Mit etwa 5 Mahlzeiten pro Tag lässt sich das Verhalten eurer Tochter bestimmt schnell in die gewünschte Bahn lenken. Lasst sie sich bei Tisch satt essen. Lasst sie von sich aus stoppen. Beobachtet das alles ruhig einmal eine ganze Woche lang. Vielleicht wird sie nach einer üppigeren Mahlzeit in der nachfolgenden Mahlzeit bei Tisch dafür einfach weniger essen. Und was du leider nicht schreibst ist, wie gehaltvoll die angebotenen Speisen sind. Ein Teller Nudeln sättigt bspw weniger schnell als ein Teller mit Nudeln in Sahnesosse. Essmengen werden nämlich häufig subjektiv bewertet. Was auf dem Teller als "viel", d.h. als große Portion erscheint, kann aufgrund eines niedrigen Nährwertes (= wenig Kalorien) wenig sättigen. Und umgekehrt, kann eine kleine Menge Essen (= kleine Portion) mit hohem Energiewert (= viel Kalorien) schnell und lange sättigen. Fazit: verschiedene LM sättigen unterschiedlich. Fett hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Mahlzeit zwar klein erscheinen mag, weniger Essaufwand erfordert, aber trotzdem gut sättigt. Ein kleines Stück Pizza (mit Öl, Salami und Käse) ist länger sättigend als ein dünn mit Butter bestrichenes und mit magerer Putenwurst und einem Salatblatt belegtes Brotscheibchen. Auch wenn beide Mahlzeiten optisch gleich groß erscheinen. Verschiedene LM sättigen unterschiedlich.Vergleiche einmal Pellkartoffeln mit Pommes. Und: manche Kinder brauchen größere Mengen um optimal satt zu werden und manche Kinder brauchen nur kleine Mengen. Manche Kinder essen gerne und viel und am liebsten immer und manche Kinder essen nur wenig und selten. Du als Mama darfst also ruhig weiterhin das Angebot und die Uhrzeit sowie den Ort der Mahlzeit bestimmen und dein Kind darf die jeweilige Essmenge bestimmen. Wenn deine Tochter schon morgens aus dem Bett verkündet hungrig zu sein, weil sie "Essen" sagt, dann kann das Wort "essen" auch einfach ein Wort sein, das sie gerne benutzt, weil es bei euch Eltern eine bestimmte Reaktion erzeugt. Vielleicht imitiert sie euch in irgendeiner Weise und das macht ihr vielleicht Freude. Sofern es also regelmäßige Mahlzeiten mit einem akzeptablen Angebot gibt, braucht und solltet ihr zwischendurch nichts anzubieten, auch wenn eure Tochter "Essen" sagt. Findet hier einfach einen passenden Umgang mit der Situation. Versucht zu hinterfragen und zu verstehen, was eure Tochter vielleicht wirklich meint und sagen will. Ich gebe dir hier auch einmal einen kurzen Überblick für eine vollwertige Speisenzusammenstellung. Erhebe diese Zahlen aber bitte keinesfalls zum Dogma. Es kann mitunter sinnvoll und hilfreich sein, sich an den üblichen Empfehlungen zu orientieren. Es ist aber nicht notwendig, Mengen bei gesunden Kindern (täglich) zu kontrollieren. Die Mengenangaben können auf eine Woche hochgerechnet werden. Denn häufig ist es so, dass auf scheinbare Fastentage (Tage an denen ein Kind nur lustlos im Essen stochert) sog. Freßtage folgen (Tage an denen ein Kind schier unersättlich scheint) - und umgekehrt. Im Mittelmaß bleiben die Mengen in etwa konstant. Auch Wachstumsschübe gehen mit größerem Appetit und entsprechend größeren Essmengen über einen begrenzten Zeitraum einher. Empfehlungen geben immer nur eine grobe Orientierung. Du darfst du den Fokus auf Vielfalt und Entdeckerfreuden legen und solltest nicht zu stark auf Zahlen fixiert sein. das tägliche/wöchentliche Essensangebot sollte gemäß Optimix* bestehen aus: Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc (ca 80g) reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag (1 P entspricht der Größe einer hohlen Kinderhand) gefolgt von Milch- und Milchprodukten (ca 330ml am Tag - im 3. Lj) Fleisch, Fisch (ca 30g) Fette und Öle am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein ausreichend Getränke, Wasser konkret werden für 2-3 jährige etwa diese Mengen am Tag empfohlen: 120g Getreide/Brot 140g Kartoffeln (bzw Reis, Nudeln etc)** 150g Gemüse 150g Obst 330ml Milch, Milchprodukte (Kuhmilch) 35g Fleisch/Wurst 1-2 Eier pro Woche 25g Fisch pro Woche 20g Streichfett/Öl geduldet sind ca 10% Süßigkeiten am Gesamtanteil der zugeführten Energiemenge* (*tägl Energiemenge ca 1100 kcal) die Angaben entsprechen *OptiMIX. Kennst du OptiMIX, die sog. optimierte Mischkost? Diese Ernährungs-Empfehlungen wurden aus umfangreichen Forschungsarbeiten zusammen getragen und sind praxisnah formuliert ** Reis u. a. Getreidebeilagen - 100 ml Milch entsprechen ca 15 g Schnittkäse/30 g Weichkäse - je 100 kcal = 1 Kugel Eiscreme / 45 g Obstkuchen /4 Butterkekse /4 EL Flakes /4 TL Zucker /2 EL Marmelade / 30 g Fruchtgummi oder 20 g Schokolade/ 10 Stck. Chips / 1 Glas (200 ml) Limonade, Fruchsaftgetränk Mengenangaben dienen natürlich trotzdem als Orientierung und helfen Eltern bei der Erstellung von Wochenplänen. Sie erleichtern auch die Auswahl für ein angemessenes und vollwertiges Angebot. Und sie helfen Eltern dabei, um eine realistische Vorstellung über Portionsgrößen und Essmengen zu bekommen. Die Empfehlungen unterscheiden sich übrigens auch kaum von den üblichen Empfehlungen für größere Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Konkret benannte Unterschiede liegen hauptsächlich bei der Milch. Hier wird ganz klar geraten: 300 ml Kuhmilch sind eine gute Orientierungsbasis im 2. Lebensjahr und ca 330-350 ml im 3. Lebensjahr. Diese Menge sollten Eltern im Blick behalten. Es sollte hier über längere Zeiträume weder zu viel noch zu wenig sein. Mengenempfehlungen für die Kleinkinderernährung werden ansonsten gerne in Portionseinheiten angegeben und weniger konkret formuliert.** Denn das hilft Kindern und Eltern dabei, bedürfnisorientierter zu handeln. Dein Kind darf jetzt ganz viel neue Speisen und Familienspeisen entdecken und du darfst dein Kind hierbei bedürfnisorientiert begleiten und in diesem Prozess individuell unterstützen. Als Eltern darfst du vorgeben was auf den Tisch kommt und dein Kind darf so viel oder so wenig essen wie es davon möchte. Zusätzlich gibt es auch Milch. Also dann Grüße Birgit Neumann *erst dann kommen auch kognitive (Be-)Einflußfaktoren dazu P.S. **ganz konkrete Hilfestellungen findest du vielleicht auch noch hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Essen-2-5-jaehriges-Kind_49365.htm


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