Mitglied inaktiv
Liebe Frau Neumann, ich bin Mutter einer entzückenden 12 Monate alten Tochter. Ich habe sie bis zum 11. Lebensmonat gestillt und dann abgestillt, weil mich das Stillen zunehmend angestrengt hat. Wir ernähren sie seit Beikostreife, breifrei. Das selbstständige Essen hat ihr immer schon große Freude bereitet. Dennoch bin ich nicht selten sehr verunsichert, ob sie alle Nährstoffe, besonders aber Calcium und Eisen in ausreichender Menge erhält. Wir haben 5 feste Mahlzeiten und diese sehen wie folgt aus: 200ml Vollmilch nach dem Aufstehen aus einem Trinklernbecher (zwischen 5:30&6:15 Uhr) Zwischen 7:15 und 8:30 gibt es Selbstgemachtes Müsli als Porridge mit Hafermilch gekocht, hinzu gebe ich 1EL Obstmark und 1TL Nussmus. Das Müsli mische ich aus 5-Korngetreide, Trockenobst, Hirseflocken, gehackten Nüsse (Mandeln & zusammen und hacke es nochmal alles in einem Mixer etwas feiner. Als Zwischenmahlzeit gibt es meist ein Fruchtriegel, ein wenig Brot oder ein paar Reiswaffel/Hirsesticks. Zum Mittag gibt es meistens eine Gemüsepfanne (Saisongemüse) und als Beilage gibt es meist Kartoffeln, Reis, Hirse oder Couscous. Nudeln mag sie leider nicht so gerne. Insgesamt isst sie ca. 170g, an guten Tagen auch mal über 200g. Die Portion besteht aus 2 Anteilen Gemüse und einem Anteil Beilage. Fairen Fisch gibt es 2x in der Woche. Fleisch steht leider aufgrund unseres religiösen Verständnisses nicht auf dem Speiseplan. Wir sind Muslime und das Fleisch gibt es leider nicht halal und in bio-Qualität zugleich, deswegen verzichten wir gänzlich darauf. Ich versuche das Eisen über eisenhaltige vegetarische Lebensmittel zu ersetzen, habe aber dennoch Sorge, dass es nicht ausreicht. Nachmittags backe ich ihr Haferkekse, Waffeln oder Bananenbrot, dazu gibt es einen veganen Haferjoghurt mit Obstmus oder einfach nur ein Fruchtriegel und Reiswaffeln oder ein Quetschi mit Getreide. Zum Abend gibt es „Zwiebackmansche“ mit ca. 100ml Vollmilch angerührt einem EL Obstmus und einem TL Nussmus. Anschließend trinkt sie 170ml Premilch oder 70ml Vollmilch. Da bin ich mir wegen der Eiweissbilanz mehr als nur sehr unsicher. Ich hoffe, dass Sie mir die Sorge ein wenig nehmen. Kurz zusammengefasst: Was halten Sie von dem Speiseplan? Reicht das Eisen über Getreide (Hirse) und Gemüse? Wie beurteilen Sie die Milchmenge bzw. die Eiweissmenge, die wir mit dem Milchkonsum natürlich täglich überschreiten? Ich danke Ihnen im Voraus recht herzliche und entschuldige mich für den langen Text. Herzliche Grüße Siham
Hallo Siham vielen Dank für deinen langen Text und die ausführlichen Schilderungen. Im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum kann ich dir allerdings trotzdem nur eine ganz grobe Einschätzung zur Beurteilung eures Speiseplanes (bezügich Nährstoffen) geben. Ich fasse es mal so zusammen: Deine Tochter isst seit Beikostbeginn sehr gerne und selbständig. Sie wurde bis vor Kurzem noch gestillt und ist quietschfidel, altersentsprechend entwickelt und bei bester Gesundheit. Sie bringt somit ein solide Basis für die nächsten Wochen und Monate bereits mit. Das ist eine wunderbare Vorraussetzung für das weitere Vorgehen in Bezug auf das Anbieten von Familienkost. Du bist sehr darum bemüht, deiner Tochter eine rundum ausgewogene und vollwertige Kost anzubieten. Auch das sind gute Vorraussetzungen für die kommende Zeit. Sogar explizit dazu, was die Versorgung mit Calcium und Eisen betrifft, bist du gut informiert und handelst entsprechend. * Du bietest Haferflocken, Mehrkornflocken, Nussmus, frisches Obst, 2 mal wöchentlich Fisch etc an und achtest auf milchfreie Zeiten, bietest aber insgesamt genug Milch an. Wenn deine Tochter weiterhin und immer einen zufriedenen und satten Eindruck macht und weiterhin gut und gerne, im Rahmen ihrer Möglichkeiten (mit) isst, dann wird das alles passen. Empfehlungen geben lediglich eine Orientierung, eine Übersicht, Handlungsimpulse. Es ist gut und sinnvoll diese zu kennen um dadurch vor allem grobe Unstimmigkeiten im Speiseplan zu vermeiden. Ein Beispiel: die Empfehlung lautet: ca 300 ml Kuhmilch für Kinder zwischen 1- 2 Jahre. Ihr liegt momentan etwas darüber. Vielleicht (!) wäre es sinnvoll, die Morgenmilch bspw mit etwas Wasser zu verdünnen, um die Gesamtmenge eines Tages an die üblichen Empfehlungen etwas anzugleichen. Es ist dennoch keine explizite Empfehlung, dass du das tun solltest. Es wäre aber bspw (eher! und) deutlich ratsam Kuhmilch zu verdünnen in dem Fall, wenn eure Tochter täglich 3 Portionen Kuhmilch à 200 ml Kuhmilch trinken würde. Du schreibst, dass ihr ca 2 x die Woche ein Fischgericht esst. An den anderen Tagen gibt es zu Gemüse und einer kohlenhydrathaltigen Beilage wie Couscous, Reis etc sonst keine weitere (eiweißhaltige) Beilage. Macht euch das alle ausreichend satt? Wenn ja, dann ist auch das prima. Da sich die sog. Familienkost der elterlichen Speisenauswahl und dieser Speisenzusammenstellung (an)gleicht, ist die Nährstoffversorgung normalerweise eigentlich darum automatisch gewährleistet. Also dann Grüße Birgit Neumann * Das bedeutet ganz konkret in Bezug auf Eisen: eine milchfreie Mahlzeit ist prädestiniert für eine Mahlzeit mit eisenreichen Zutaten in Kombination mit Vit C-reichen Komponenten - so wie es bspw beim vegetarischen Mittagsbrei laut Rezeptur vorgegeben ist. Statt einer eisenreichen Mittagsmahlzeit kann das auch beim Frühstück oder Abendessen oder auch bspw bei den Zwischenmahlzeiten berücksichtigt werden. Man kann bspw ein milchfreies Porridge mit frischem Obst zum Frühstück anbieten oder ein Smoothie als ZMZ mit entsprechenden Zutaten. Das macht ihr. Oder: Hülsenfrüchte mit Kartoffeln zum Mittagessen, plus frisch gedämpftes Gemüse mit einem Schuss Öl, dazu (davor oder danach) ein paar Schluck frisch gepressten Mandarinensaft (Vitamin C). Da Milch die Eisenresorption eher hemmt, sollte aus diesem Grund ein zeitlicher Abstand zwischen einer explizit eisenreichen Mahlzeit und Milchgenuss sein. Im normalen Essalltag eines rundum gesunden Kleinkindes muss man darauf i.d.R. nicht ganz akribisch achten, lediglich auf eine vollwertige Kost - egal ob mit Fleisch oder ohne. zu Calcium: 100 ml Kuhmilch lassen sich adäquat ersetzen durch: - ca 100g Naturjogurt,ca 15 g Schnittkäse wie Gouda, Edamer (= ca 1/2 Scheibe) - oder 30 g Weichkäse (pasteurisierter Brie etc) - oder ca 30-40g Frischkäse mit diesen Mengen ist der Ersatz für Trinkmilch aufgrund adäquater Eiweiß- und Calciumgehalte gegeben. Im zweiten Lebensjahr liegt die Empfehlung zur Zufuhrmenge für Kuhmich bei etwa 300 ml pro Tag. Auch möglich und immer empfehlenswert sind weitere calciumhaltige Speiisen. Calciumhaltige Speisen sind: Mandelmus, Fenchel, Kichererbsen, Sesammus, grüne Blattgemüse (vor allem Kohlrabiblätter) Brokkoli (Kochwasser natürlich mitverwenden), Haferflocken, Vollkorngetreide, Datteln, Eigelb, calciumreiches Mineralwasser Lebensmittel, die die Calciumaufnahme aus der Nahrung blockieren, folglich diese seltener geben: Oxalsäure (im Spinat, in Mangold, in Rhabarber) bei zu eiweißreichem Essen, bei zu hohem Phosphatgehalt in der Nahrung: Cola-und andere Softgetränke, sowie Wurstwaren und Schmelzkäse und diverse Fertigprodukte. Sehr förderlich für die Calciumaufnahme ist Sonnenlicht und Bewegung im Freien.
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