Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Essen Baby 8,5 Monate

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Essen Baby 8,5 Monate

Jules90

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Hallo Frau Neumann, meine Tochter (8,5 Monate) isst momentan folgendermaßen: ca. 6.00/7.00 Uhr 120ml Pre 9.00 Uhr Milchbrei (50ml Vollmilch, 50ml Wasser) 11.30 Uhr Gemüse-Kartoffel-Brei, ca. 180-200g, ergänzt mit Fleisch/Fisch + Obstmus 15.00 Uhr Getreide-Obst-Brei 18.00 Uhr Milchbrei (75ml Vollmilch, 75ml Wasser) 19.30 Uhr 150ml Pre manchmal ca. 3.00 - 4.00 Uhr noch stillen dazu über den Tag verteilt noch Wasser Sollte ich ihr frühmorgens mehr Pre geben, und dafür die Vormittagsmahlzeit weglassen? Oder ist das so in Ordnung? Wäre ein Getreide-Obst-Brei vormittags besser? Sie liebt ihren Brei und bisher ist es immer gescheitert, ihr einmal etwas anderes anzubieten (Brotrinde, gedünsteten Apfel, zerdrückte Banane, Gurke, ...) Wenn wir essen, schaut sie zwar total interessiert, aber wenn man ihr etwas in die Hand gibt, will sie es entweder gar nicht nehmen - oder sie schüttelt sich beim Probieren und lässt es fallen. Kann ich sie irgendwie ermutigen, auch mal "richtiges" Essen zu essen? Sie kann noch nicht wirklich komplett alleine sitzen, dadurch kann ich ihr das Essen auch nicht richtig zum Erkunden geben. Sie schlingt auch ziemlich, sodass ich bei Stückchen Bedenken habe, dass sie sich verschluckt. Bisher hat sie 3 Zähne. Vielleicht haben Sie ja ein paar Tipps. Ich freue mich schon, wenn sie richtig isst und ich Ihre Rezeptvorschläge testen kann :-) Viele Grüße Jules


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Jules90 deine Tochter muss nicht selbständig sitzen können, um selbständig zu essen. Deine Tochter braucht für die Dauer der Mahlzeit lediglich einen stabilen und festen Sitz, was auch für die Breimahlzeiten wichtig ist. Du kannst deine Tochter jetzt vorerst, wenn du magst, zu euren gemeinsamen Mahlzeiten vorübergehend erst einmal immer zu dir nehmen und sie ggf (im unteren Rücken) beim Sitzen stützen. So kann sie ihre Arme und Hände frei bewegen und zugreifen und bleibt stabil sitzen ohne herumzuwackeln. Auch wenn deine Tochter vorerst noch nicht zugreifen wird, kann sie die Mahlzeit bereits sehen, d.h. das Essen sehen und "visuell" genießen, sich optisch daran gewöhnen. Je besser deine Tochter das Essen später wieder erkennen kann, desto eher wird sie irgendwann zugreifen. GIb deiner Tochter auch besser nichts in die Hand, sondern warte bis sie es selbständig in die Hand nimmt und daran herumzupft. Über dieses Empfinden drch denTastsinn in den Händen erhält deine Tochter Eindrücke zur Beschaffenheit der Nahrung. Sie kann fühlen ob etwas weich ist oder hart. Ob es kalt ist oder warm, rauh oder glatt... Den Speiseplan kannst du so belassen, wenn er für euch soweit stimmig ist. Ggf könntest du mehr Pre-Milch anbieten - nach Bedarf - für den Fall dass deine Tochter mehr Pre-Milch bräuchte. Wenn die Milchmenge derzeit ausreicht, dann ist das natürlich prima. MIttelfristig wäre es denkbar: morgens Pre-Milch und etwas später eine Brotmahlzeit, genauso abends. Aber das müsst ihr mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Demnächst wird deine Tocher einen Wachstumsschub haben und daraus resultierend werden sich neue Fähigkeiten zeigen. Auch in Bezug auf das Essen und die Milch wird sich einiges ändern. Um den 10. Lm herum machen (alle) Babys einen großen Wachstumsschub. Danach bleibt das Gewicht und auch die Größe für eine längere Zeit relativ konstant. Dein Baby wächst dann nicht mehr so rasant binnen einer so kurzen Zeitspanne wie in den ersten Monaten. Dieser Wachstumsschub wirkt sich ebenso auf die kognitiven und die motorischen Fähigkeiten aus. Diese neuen Fähigkeiten müssen und wollen Babys schließlich ausprobieren und verfeinern. Manche Babys wollen plötzlich gar keinen Brei mehr essen, wollen gar nicht mehr gefüttert werden. Es ist dies der Zeitpunkt, ab dem die Familienkost unbedingt eingeführt werden sollte und auch funktioniert. Du kannst ab dem Zeitpunkt wenn du erkennst, dass dein Baby so weit ist, morgens Butterbrotstückchen anbieten. Stückige (weiche) Kost sollte sich dein Baby immer selbständig zum und in den Mund führen. Als Eltern müsst ihr euer Baby gut beobachten und entscheiden, was ihr eurer Tochter zutrauen könnt und wo doch noch etwas mehr Vorsicht geboten wäre. Festere und zu kauende Speisen sollte sich deine Tochter immer selbständig in den Mund befördern. Gut ist wenn sie zuvor die Konsistenz der Speise mit den Händen (durch Haut, Tastsinn) befühlen kann. So kann sie erste Informationen zur Beschaffenheit der Nahrung erhalten und sich daruaf einstellen - akzeptieren oder ablehnen. Wenn du es mit Brotstückchen einfach mal ausprobieren möchtest, wenn du den Eindruck hast, dass dein Baby soweit ist, dann wähle eine weiche Sorte ohne Körner oder Kerne. Und so könnt ihr immer weiter vorwärts gehen, dein Baby sich ganz wörtlich genommen vorwärts tasten. Dein Baby kann so die verschiedensten Esserfahrungen sammeln. Das Essen lernen kannst du ein bisschen mit dem Besuch eines Spielplatzes vergleichen. Du würdest dein Kind vermutlich nicht oben auf ein Klettergerüst setzen und warten bis es von alleine wieder runter kommt. Du würdest dein Kind aber bestimmt darin unterstützen und die nötige Hilfestellung geben, wenn es dir zeigt, dass es hochklettern möchte. Genau. Auch beim Essen lernen, beim Übergang zur Familienkost, dürfen, gar sollten die Übergänge ähnlich verlaufen. Auch am Esstisch kannst du dein Kind begleiten und altersentsprechend, ihrem individuellen Entwicklungsstand und den motorischen Fähigkeiten entsprechend fordern, fördern ohne jedoch zu überfordern. Also dann Grüße Birgit Neumann


Jules90

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Hallo Frau Neumann, vielen Dank für die ausführliche und hilfreiche Rückmeldung. Woran erkenne ich denn, ob sie mehr Pre bräuchte? Ich biete ihr auch manchmal etwas mehr an, aber meistens trinkt sie es dann nicht aus. Schöne Grüße


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Jules90 deine Tochter hat bestimmt eine ganz bestimmte Art wie sie zeigt, dass sie hungrig ist oder Milch bräuchte. Wenn sie mehr Milch bräuchte, würde sie sich sicher melden. Und wenn du ihr Milch anbietest und sie diese nicht annimmt oder auch nicht austrinkt, dann passt das. Ist also alles gut so. Und da du auch noch nachts die Möglichkeit bietest, dass sie stillen kann, hätte sie auch hier noch mal die Möglichkeit nachzuholen. Grüße Birgit Neumann


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