Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Ernährungsberatung 9 Monate Baby

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Ernährungsberatung 9 Monate Baby

steffiundmimi

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Hallo! Ich bräuchte bitte mal eine Einschätzung bzw Beratung… man liest so viel über Essenspläne und bekommt von allen Seite Tipps etc. so dass ich nun total unsicher bin, ob die Ernährung die Mimi bekommt halbwegs in Ordnung ist… Wir haben im 6 Monat mit Beikost angefangen. Was ich weiß ist, dass mein Mann und ich leider total inkonsequent sind und wir wissen dass wir das ändern müssen. Momentan etwas schwierig weil wir mit dem Camper durch Europa reisen, aber wir sind bald wieder zurück und dann wird hoffentlich alles einfacher. So! Ich habe mal versucht grob unseren Alltag zusammenzufassen: 8h Aufstehen & Muttermilch Gurke, Apfel, Wasser,… 10h Schlafen 1,5std Brust 13h Mittagsbrei aus dem Glas plus manchmal mag sie nicht und bekommt die Brust bzw zusätzlich noch die Brust. Sie ist gerade mal das halbe Glas wenn sie gut drauf ist 14:30/15h schlafen 1-2std entweder an der Brust , im Autositz oder in der Babytrage wenn wir wandern sind (was meistens der Fall ist) Brust Getreidebrei, Wasser, Obstbrei Ich bin nur leider gar kein Fan von den Fertigprodukten da die so mega süß sind 18/19h Schlafen 1-2std Oder hat davor gut und lange geschlafen dann bleibt sie bis 20/21h wach und bekommt während wir essen ihren Abendbrei Brust bei Bedarf 20/21h Abendbrei aus dem Glas (Getreide mit Honig/Vanille) Ich habe hier in Portugal wo wir uns momentan befinden keinen Abendbrei den wir ihr geben können daher bekommt sie nur die Brust. Was gilt den eigentlich als Abendbrei ? Auch ein Gemüsebrei ? Als Snack habe ich hier so Haferknusperli gefunden die sie ganz gerne mag. Schläft dann meist im Arm oder in Babytrage ein oder sie hat vor dem Abendessen ein Nickerchen gemacht und bleibt bis 22h ca wach Was noch wichtig ist so erwähnen: sind im Brei oder ähnliches etwas größere Stücke dabei würgt sie sofort wieder alles hoch. Ich versuche ihr gerade die Gläser für Babys ab dem 8. Monat zu geben. Sie bekommt auch hin und wieder Verschiedenste Obst/Gemüsesorten in die Hand (Banane, geschälten Apfel, Wassermelone, Erdbeere, Mango, Gurke, Kiwi, Karotte, Avocado) Im Bett : Einschlafstillen 22h schlafen bis 8h morgens In der Nacht ca 5x gefühlt Muttermilch - genau weiß ich da nicht. Ist immer unterschiedlich Was sollten wir ändern ? Was könnte wir ihr anbieten ? Was gäbe es für Alternativen ? Ist es Altersentsprechend ? Vielen lieben Dank und beste Grüße aus dem Süden, Steffi


Birgit Neumann

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Hallo steffiundmimi ich habe deine Frage nicht vergessen... Ich habe heute nur, ausnahmsweise, zuerst die andere Frage beantwortet. Bis dann Grüße


Birgit Neumann

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Hallo steffiundmimi so, ich fasse mal ganz grob zusammen. Deine Tochter, Mimi (9 M), wird noch ganz viel und nach Bedarf gestillt. Zusätzlich gibt es Beikost in Form von diversen gekauften Breien (hauptsächlich aus Gläschen) und auch schon weiche, festere Fingerkost - meist Obst aber auch Gemüse. Mimi isst meistens eine eher kleine Menge Brei (wenn gefüttert). Stückige Kost umso lieber. Wenn Stückchen im Brei enthalten sind, fängt sie an zu würgen. Wenn sie weiche, stückige Kost selbst essen kann, dann muss sie nicht würgen. Stimmt das so in etwa? Eure Tochter hat jetzt das sog. Familienkostalter erreicht. Wie wäre es, wenn ihr gar keinen (gekauften) Brei, keine Gläschen mehr gebt und eure Tochter stattdessen noch viel mehr in euren eigenen Essalltag integriert und mehr selbstzubereitete/gekochte Speisen anbietet? Ist das möglich? In Portugal gibt es auch Brot, das eure Tochter mitessen könnte. Brot kann mit Öl beträufelt werden und auch Obst und Gemüse kann/sollte mit viel mehr Fett/Öl angereichert und angeboten werden. Denn Beikost, welche ihr eurer Tochter anbietet, darf ruhig gehaltvoller im Hinblick auf Kalorien sein. Deine Schilderung liest sich eher "mager", aber vielleicht täuscht das. Haferflocken sind super. Damit könnt ihr auch in eurer Campingküche sicherlich so einiges für eure Tochter zaubern. Zu den speziellen Haferknusperlis kann ich nichts sagen - aber wenn sie ihr schmecken und sie diese gut essen kann - bestimmt ein super Kompromiss! Zur Beikost kannst du so viel stillen wie es erforderlich ist. Denn stillen ist ja so viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. ** Schau dir eure Tochter einmal an und schau, was sie alles schon kann und will. Will sie (noch) gerne gefüttert werden? Oder möchte sie viel lieber selbständig essen? Kaut sie auf den Speisen herum oder zerpflückt sie die Speisen lieber ausgiebig mit ihren Händen? Greift sie freudig zu, wenn sie von euch Speisenangebote auf ihrem Essplatz angeboten bekommt. Und wie sieht dieser Essplatz aus? Kann eure Tochter dort gut, sicher und stabil sitzen und euch beim Essen zusehen oder gibt es keinen solchen sicheren Platz für eure Tochter bei Tisch? Kein Problem. Dann nehmt sie zu euch auf die Beine, gebt ihr Halt und Stabilität, damit sie ihre Hände frei bewegen kann, um sicher zuzugreifen und zu essen. Begleitet eure Tochter auch emotional bei ihren Esserlebnissen, die ihr gemeinsam habt. Richte geeignete Speisen in solchen Portionen und Stückgrößen, dass eure Tochter diese gut und gefahrenfrei kauen und schlucken kann. Breifreie Kost sollte ein Baby immer selbständig in den Mund nehmen. Wenn ein Baby diese Kost sich selbständig in den Mund befördert, kann es normalerweise auch damit zurechtkommen. Entweder durch Kauen und Bearbeiten und Schlucken oder es wird ausgespuckt. Trotzdem bitte immer dabei bleiben und das Essen achtsam begleiten. Anders ist das Erleben für dein Baby, wenn Brei mit inkludierten Stückchen gefüttert wird, das kann irritieren. Du kannst und brauchst den Brei mit Stückchen nicht zu geben, wenn dein Baby würgen muss. Zusätzlich sinnvoll könnte sein, regelmäßige Mahlzeiten/Uhrzeiten einzuplanen, denn das gibt Sicherheit. Mit einem Frühstück, Mittagessen, Abendessen und zwei Snacks zwischendurch, gäbet ihr eurer Tochter einen guten Rhythmus vor. Innerhalb dieser festen Zeiten könnte sie mit euch gemeinsam essen lernen. Sie kann bei den Mahlzeiten verschiedene neue Speisen von euch probieren. Ähnlich wie bei den Breien, könnt bzw solltet ihr eurer Tochter jeweils auch solche Möglichkeiten zum Essen anbieten, die sie kennt und mag. Bspw: morgens: Brotstückchen mit Öl (Butter), Obst und Mumi mittags: immer eine ihr bekannte Komponente plus Anderes. Bspw abwechselnd Kartoffel, Couscous, ... abends: Brotstückchen mit Öl oder Grießbrei /Grießschnitten Letzteres könnt ihr in der Campingküche schnell zubereiten: Grießschnitten als Fingerfood: 200ml Wasser oder Pflanzendrink (ggf Kuhmilch) 35-40g (+/-) g Grieß 1 EL Öl oder Butter unterrühren Grieß in der Milch gut aufkochen, rühren, rühren, rühren :-) Die Masse auf einen Teller streichen, stehen lassen, d.h. den Grieß kurz quellen lassen. Danach kannst du den sehr festen Brei in Stücke schneiden. Dazu etwas Öl oder Butter und Obstmus/stückchen Inspirationen zu Brotbelag: alle Sorten Nussmus, sofern ganz fein und homogen und komplett ohne Stückchen. Nach Möglichkeit mit 100% Nuss, ohne weitere Zusätze: bspw Mandelmus weiß, Haselnussmus, Cashewmus, Erdnussmus, etc Fleischbrei/Gemüsebrei/Obstbrei aus dem Gläschen, falls gefällt Frischkäse Avocado einfache Linsencreme* schnelle babygeeignete Familienrezepte für die Campingküche: Rote Linsen* mit ggf zerdrückten Kartoffeln plus frisch gedämpftes Gemüse mit einem Schuss Öl, dazu (davor oder danach) ein paar Schluck frisch gepressten Orangen/Mandarinensaft (wegen Vitamin C) - ein super Mittagessen Couscous als Beilage: Couscous mit kochendem Wasser (etwas salzen) überbrühen, quellen lassen. Ggf einen Stich Butter unterrühren. Den Couscous zu kleinen Stückchen pressen und eurer Tochter als Fingerfood anbieten und bei euch vom Löffel probieren lassen. Möhrenpuffer: 500g Möhren, geraspelt 5 EL Mehl 4 Eier Salz Pfeffer alle Zutaten gut verrühren, in einer Pfanne in etwas Öl kleine Puffer ausbacken. Bananenpfannkuchen: 1/2 Banane mit 1 Ei verquirlen. In einer beschichteten Pfanne in etwas Öl ca 3-4 kleine Pancakes backen. Ggf Zimtzucker darüber streuen. *Zubereitung gelbe oder rote Linsen: Linsen abwaschen, in Wasser (Gemüsebrühe) garen, bis weich und zerfallen (ca 15- 25 min). Den Linsenbrei mit Öl anreichern und fertig. Für euch Eltern könnt ihr mehr würzen. Nochmal: koche gelbe Linsen nach Packungsanweisung (mit etwas Salz) und ggf Lorbeerblatt ganz weich. Nimm ausreichend Wasser. Im Idealfall ist die Flüssigkeit (Wasser) komplett in die Linsen eingezogen und die Linsen sind zu einer cremigen Masse vergart. Gib Öl dazu und vermische alles gut. Biete weich gegarte Süßkartoffelsticks (leicht geölt) an. Dazu Avocado, ggf auch als eine leichte, weniger intensiv gewürzte Guacamolevariation. Gebratene Toastbrotscheiben wird deine Tochter lieben: Toastbrotscheiben in Butter (oder Öl) von beiden Seiten leicht anbraten. Ein himmlischer Genuss. Nudelsalat: 250 g Hörnchennudeln (klein genug für deine Tochter) kochen (3 Scheiben (ca 80-100g) Kochschinken in Stücke schneiden - nur für euch Eltern - wenn gefällt, sonst weglassen ) 80 g-100g Gouda am Stück - in kleine Stücke schneiden 1 rote Paprika in Stückchen geschnitten ca 200 g gekochte TK- Erbsen (oder eine Dose) 2 Gewürzgurken, kleinschneiden Marinade: 3 EL Öl, 2 El Essig, 2 EL Wasser, Salz, Zucker, Pfeffer, ggf frische Kräuter die Marinade mischen und über die noch lauwarmen Nudeln geben. Übrige Zutaten zugeben, Mischen. Nudelsalat kurz ziehen lassen und essen. Eure Tochter kann davon die Zutaten einzeln bekommen. Keinen Schinken! Alle Zutaten solltet ihr für sie noch in babygeeignete Stücke zerteilen, die Erbsen platt drücken. Alles einzeln anbieten. ggf zusätzlich von der Salatsoße etwas dazu geben. Sonst nur Öl. Ja, das war jetzt eine ganze Menge. Hilft dir das etwas weiter? Wenn du weitere Fragen hast, dann melde dich einfach nochmal. Es sind vielleicht ein paar Inspirationen für dich dabei, vielleicht ein anderer Blick auf eure Beikost. Es war jetzt sehr viel Text, drum komme ich zum Schluß. Schau, was du davon verwerten kannst und vielleicht bis bald Grüße Birgit N. P.S. ** Stillen darf und soll die Beikost weiterhin in der erforderlichen Menge ergänzen. Bzw Beikost sollte das Stillen sinnvoll ergänzen und die Nahrungsvielfalt erhöhen. Stillen sollte die individuelle Entwicklung nicht behindern. Hier wäre es gut, auf die echten Bedürfnisse zu schauen, um stillen aus reiner Gewohnheit nicht zu sehr zu manifestieren. Biete deiner Tochter darum einfach ausreichend leckere, vollwertige, kalorienreiche, vielfältige Beikost an und schau, was sie gerne mag.


steffiundmimi

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Liebe Birgit, vielen, vielen, vielen herzlichen Dank für all die großartigen Tipps! Wir werden nun einiges ändern und ich habe bereits alle Zutaten besorgt. Über das Brot und auch die Pancakes war Mimi mega happy! (Wir dachten, das sei noch zu früh) Bezüglich der Gläschen hatte ich halt bzw. habe ich noch den Gedanken/Überlegung, dass weil sie ja nur Krümeln ist und dadurch viel gestillt werden will, ich sie sättigen kann. Damit sie überhaupt mal etwas isst und andere Geschmacksrichtungen kennenlernt. Auch die Nährwerte, die in den Gläschen stecken dachte ich wären ganz gut. Wie kann ich denn den Fisch abdecken? Mein Mann und ich essen keine Meerestiere, daher haben wir bis jetzt 1x die Woche ein Glas Fisch mit Spinat und Kartoffeln gegeben. Wir haben eigentlich schon einen halbwegs guten Rhythmus und wenn wir essen, wird Mimi im Hochstuhl an den Tisch gesetzt und bekommt zB eine Maiswaffel oder ein paar Nudeln klein geschnitten. Wenn Mimi isst, dann sind wir (bzw. mind. mein Mann oder ich) immer voll bei ihr und schauen, dass sie richtig Spaß am Essen hat. Mimi greift bereits nach dem Löffel, aber wirbelt dann meist nur wild um sich… manchmal schaffen wir es dann auch gemeinsam den Weg zum Mund. Aber sie will eher noch gefüttert werden, genauso beim Trinkbecher muss man sie noch unterstützen. Sie untersucht neue Lebensmittel genau und isst davon kaum etwas (Zwieback, Brot, Bananen, … ) Ich muss noch herausfinden wie ich meine kleine von meinen Busen locken kann ;) Ganz liebe Grüße, Steffi


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo steffiundmimi vielen Dank für deine Rückmeldung. Ja, wenn eure Mimi gefüttert werden möchte, dann ist das doch super. Wenn sie das möchte, dann ist das perfekt und du kannst deine Tochter ganz bedürfnisorientiert füttern. Zusätzlich kann sie auch Fingerfood haben und Muttermilch, dann ist die Mischung perfekt. Fordere und fördere deine Tochter, ohne sie zu überfordern. Gib ihr ggf eine erwünschte Hilfestellung beim Essen, wenn sie diese braucht oder einfordert. Bindet sie jetzt einfach noch mehr in euren Essalltag ein und bietet ihr zum Untersuchen und zwanglosen, spielerischen Kennenlernen immer wieder geeignete Speisen von euch an. Was den Fisch betrifft, seid ihr mit den Gläschen doch schon ganz gut dabei, denn es ist hier erst einmal der Geschmack, an den sich eure Tochter gewöhnen konnte. Grätenfreier Fisch, den sie (auch auf Campingtour) unkompliziert haben könnte: Fischstäbchen - zubereiten, Panade weg (in der Panade ist viel Würzung, Salz und das Bratfett), ist i.d.R. grätenfrei. Also dann Grüße Birgit N. P.S. Fisch soll den Babybrei vorrangig aus den zwei folgenden Gründen ergänzen: zur Gewöhnung an den Geschmack und zur Allergieprävention. Jod ist in Säuglingsmilch und (Instantmilch-)Brei enthalten. Erst ab dem Kleinkindalter, müsste/sollte der Jodbedarf tatsächlich durch jodhaltigen Fisch und jodiertes Speisesalz u.a. gedeckt werden. Auch in der Muttermilch ist Jod, allerdings variiert der Jodgehalt der Muttermilch in Abhängigkeit der Jodversorgung der Mutter.


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