Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Ernährungs'plan'

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Ernährungs'plan'

LisaundFlo

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Liebe Frau Neumann! Meine 17 Monate alte Tochter ist keine so große Esserin (leider). Ich habe das Gefühl, sie hat manchmal Hunger, aber einfach keine Zeit zum Essen. Ich habe daher tlw Angst, dass sie zu wenig Nährstoff bekommt. Unser Tag sieht zurzeit etwa so aus: Frühstück Butterbrot, dazu gebe ich ihr Obst, das sie aber kaum isst (dünne Apfelscheibeb, Heidelbeeren, Pfirsich). Ab und an gibt es Pancakes. Joghurt mag sie leider auch nicht so, vlt bin ich hier zu unkreativ. Am Vormittag will sie eigentlich kaum etwas essen. Meist isst sie dann einen Quetschie (Obstbeutel, evtl etwas Gebäck oder ein Kipferl). Zurzeit verlangt sie auch wieder öfter die Brust (ich vermute es liegt am Zahnen), ich möchte sie aber tagsüber nicht mehr so oft stillen (vor allem nicht, wenn wir unterwegs sind). Eine Weile hat sie sich als Ersatz mit einen Glas warmer Kuhmilch zufrieden gegeben, die trinkt sie derzeit aber auch nicht. Mittags zum Schlafen gibt es etwa 160 ml Hafermilch (ohne Zucker) mit einem kleinen Löffel Grießbrei und/oder Muttermilch. Nach dem Mittagsschlaf gibt es Mittagessen, dzt häufig pürierte Gemüse Suppen, wo sie sich Brotkrumen hineinwirft (sie isst auch Suppe schon selbst mit dem Löffel), ca alle 2 Wochen mal Fisch (mag sie leider nicht so), oft Nudeln mit Butter oder Pasta Asciutta, ca 1x pro Woche so Kartoffellaibchen mit Gemüse und Sauerrahm (saure Sahne), ca 2x pro Woche topfenknödel mit obstmus, 1-2x pro Woche Fleisch (zurzeit großteils Würste, da sie die viel lieber ist). Am späten nm gibt es dann mal ein Keks oder ein Stück Brot/Gebäck oder nochmal das Mittagessen, wenn was übrig geblieben ist. Beim Abendessen bin ich leider sich etwas unkreativ, entweder 3s gibt auch nochmal Reste (Brot am Abend isst sie nicht) oder Griessbrei (da isst sie auch nur wenig) oder ein kleines Flaschchen mit Vollmilch und etwas Griessbrei. Dann zum einschlafen stillen und in der Nacht min 3x stillen. Tagsüber Stille ich sie derzeit oft auch noch ein zweites mal (zusätzlich zum Mittagsschlaf), wenn sie schon sehr auf die Brust drängt. Ich bin mir nicht sicher ob sie das aus Hunger macht oder durst oder einfach nur der Brust wegen.. . Wasser trinkt sie zurzeit kaum. Wenn dann Sprudelwasser (ist das schon ok in dem Alter) oder Saft, was ja für die Zähne nicht gut ist. Wenn sie das Wasser nicht trinkt gebe ich ihr Saft oder Sprudel. Soll man das überhaupt machen oder Lieber nur Wasser geben und daeaud vertrauen, dass sie bei Durst schon trinken wird? Ist die Ernährung (halbwegs) ausgewogen so? Haben Sie vlt (nicht zu aufwendige) Tipps oder Rezeptideen für mich? Vor allem bei den Snacks tagsüber bin ich etwas einfallslos und greife dann schon mal zu Keksen, was ja nicht so toll ist. Reicht die Milchmenge so aus? Ich möchte langsam aber doch immer weniger Stillen, vlt haben Sie auch hier einen Tipp für mich, wie ich diesen Plan auch meiner Tochter schmackhaft machen kann. Neulich war sie 24 Stunden bei Oma (zum ersten Mal auch über Nacht), da fehlt ihr dann der Busen offenbar gar nicht. Sie war auch nachts nur 1x wach bei ihr und hat auch nur mit Wiegen schnell wieder beruhigen lassen. Bei mir gibt es Tränen, wenn ich ihr die Brust in der Nacht verweigere. Entschuldigen Sie den langen Text und danke vorab!


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo LisaundFlo zuerst einmal kann dir sagen, dass deine Schilderungen doch aufgrund der Länge und Klarheit einen bedoners guten Einblick in die Motivation für deine Frage bieten. Ich fasse es noch einmal so zusammen. Deine gesunde und derzeit noch häufig gestilte Tochter isst und trinkt mehr oder weniger große Portionen - mit der Tendenz zu eher kleinen Mengen. Sie hat besondere Vorlieben bspw für bestimmte Konsistenzen und Geschmack. Sie isst schon sehr gut selbständig (sogar mit Besteck) und scheint insgesamt sehr agil zu sein. Sie fordert häufiger die Brust und kommt aber durchaus, wenn diese nicht greifbar ist, auch ohne aus. Ihre bevorzugt gegessene Kost ist eher breiig/flüssig, matschig, weich, und Brot und festere Speisen mag sie nicht in all zu großen Mengen. Stimmt das so in etwa? Du machst dir Gedanken über die Nährstoffzufuhr und ihre Wasser - und Milch- Trinkgewohnheiten. Richtig? So wie du alles schilderst, so wie sich alles anhand deiner Schilderungen hier beurteilen ließe, könnte man sagen, dass alles in Bezug auf die Nährstoffe vollkommen in Ordnung ist. Ein Zusatz an dieser Stelle ist noch pro forma: diese Antwort gilt natürlich nur dann, wenn deine rundum gesunde Tochter auch altersentsprechend entwickelt ist und alles ansonsten so weit mehr oder weniger in bester Ordnung ist, kein Grund zur Sorge besteht. Doch davon hast du ja nichts dergleichen geschrieben. So. Deine Tochter will momentan die Welt erkunden. Sie scheint sehr agil und froh und munter und fit zu sein, wodurch du den Eindruck hast, dass ihr die nötige Ruhe und Zeit zum Essen am Esstisch, zu den festgelegten Uhrzeiten, fehlt. Könnte es demnach auch sein, dass deine Tochter an der Brust neben Energie durch Nahrung (Kalorien) vielleicht auch Ruhe tankt? Stillen ist ja so viel mehr als nur Nahrungsaufnahme! Stillen bietet auch Geborgenheit und Sicherheit, spendet Trost, ist ein Ort der Ruhe, ist warm und wohlig, ist schön und kraftspendend in vielerlei Hinsicht. Mehr zum Thema stillen bei Kindern ab 18 M kannst du noch bei Biggi Welter im Nachbarforum erfahren. Sie ist die Expertin für Stillfragen. Bestimmt kann sie dich gut beraten. Vielleicht sind feste Stillzeiten sinnvoll. Aber das vermag ich nicht zu beurteilen. Du kannst aber auf jeden Fall sicher sein, dass deine Tochter durchs Stillen ihren Hunger und Durst bestens so im Griff hat, dass sie immer die Gelegenheit hat, um sich binnen 24h ausreichend zu sättigen und Durst zu löschen. Sie kann ausreichend Energie und Nähstoffe durch Essen und Muttermilch tanken. Je mehr Muttermilch deine Tochter derzeit noch trinkt, desto weniger Hunger und Appetit bleibt für die übrigen Mahlzeiten. Das erklärt ganz logisch, warum die Essmengen häufig eher kleiner ausfallen. Deine Tochter hat möglicherweise schlicht keinen Hunger, wenn du zu Tisch bittest. Und dadurch fehlt ihr wohl auch der Anreiz dafür, Neues kennenzulernen. Je weniger deine Tochter kennt, desto weniger kann sie von den angebotenen Speisen essen. Ob die Lösung nun ist, dass du weniger stillst, das weiß ich nicht. Das müsstest du selbst herausfinden. Du darfst so handeln, wie es dir richtig erscheint in Bezug auf die Bedürfnisse deiner Tochter und dir. Deine Tochter wird sich anpassen. Sie vertraut dir. Wenn du weniger stillen möchtest kannst du Situationen schaffen, um neue Gewohnheiten in solchen Momenten zu erschaffen. Finde neue Wege, welche neue Möglichkeiten des Handelns bieten. Deine Tochter kann aber auch weiterhin gestillt werden und erhielte darüber weiterhin viele Nährstoffe. Mein Rat für diese Situation ist folgender: biete dann weniger Kuh-Trinkmilch oder Haferdrink an. Auch andere Getränke müssen nicht in der Menge angeboten werden. Versuche 3-4-5 fixe Mahlzeiten rhythmisch in euer Tagesgeschehen so einzubinden, dass sich deine Tochter daran gewöhnen kann. Nimm sie für die Übergangszeit (erst einmal für ca 5-7 Tage) für alle Mahlzeiten dicht zu dir. Setzt euch ganz nah zusammen (evtl auf deinem Bein). Gib ihr, ähnlich wie beim Stillen Körperkontakt während der Mahlzeit. Erlebt eure Mahlzeit wirklich gemeinsam. Nimm dir dafür ausreichend Zeit und Geduld. So kannst du sie gut begleiten. Idealerweise kann sie während der Mahlzeit auch noch zusätzlich ein Gegenüber anschauen und durch Beobachten und Nachahmen neue Speisen kennen lernen. Du brauchst nicht all zu kreativ zu sein. Es ist viel wichtiger, dass es Speisen gibt welche ihr als Eltern/Familie gerne esst. Wie das mit dem Essenlernen funktioniert, das kannst du hier nachlesen: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Rezepte-fuer-Familientisch_50232.htm Du darfst ruhig ganz viele Wiederholungen bringen. Du kannst jede Mahlzeit mit Brotwürfelchen ergänzen. Je häufiger sie Brot sieht und die Gelegenheit erhält, um es zu sehen, anzufassen, sehen kann wie es andere Personen essen, desto besser und nachhaltiger wird sie sich daran gewöhnen können. Du könntest auch morgens bspw routinemäßig jeden Tag - für eine Weile vorerst - Pancake mit etwas Obstmus (zum Dippen) anbieten. Kontinuität im Angebot schafft Vertrauen und kann bei Gefallen zu einer Gewohnheit werden. Diese Gewohnheit könnte dich vielleicht zunächst zufrieden stellen, weil Pancakes mit Obst eine durchaus hohe Kaloriendichte haben. Das würde bedeuten, dass eine kleinere Essmenge trotzdem gut satt macht. Ohje, jetzt ist mein Text ebenfalls sehr lang geworden. Wende dich betreffs deiner Fragen zum Stillen nach Uhrzeit oder Bedarf jetzt einfach mal an Biggi Welter und schau, wie du weiterhin zu eurer aller Zufriedenheit weiterhin verfahren möchtest. Meld dich ggf noch mal, wenn du weiter gehende Fragen hast. also dann bis dann Grüße Birgit Neumann


LisaundFlo

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Vielen lieben Dank für die tolle ausführlich Antwort. Ich werde deine Tipps jedenfalls ausprobieren, mal sehen wie es funktioniert Liebe Grüße, Lisa


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