Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Ernährung Kleinkind 14 Monate

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Ernährung Kleinkind 14 Monate

Andreamarbi

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Hallo Frau Neumann , Mein Sohn 14 Monate isst zum Frühstück eine gute Schale mit Baby Müsli und Milch . Zu Mittag 1 Glässchen ab dem 8. Monat 190 Gramm . Zwischendurch Maisstangen, Obstbrei ... Abend isst er bei uns am Familientisch mit , da ist unser Problem . Er nimmt alles in den Mund ,Jedoch spukt er fast alles wieder aus . Nur Nudeln ,Brot ,Spätzle ..behält er drinnen . Gemüse, Obst , Fleisch landet wieder auf dem Teller .wir machen uns Sorgen dass er Auch satt wird und es ist frustrierend wenn alles wieder draußen landet , haben schon alles mögliche ausprobiert . Den Abendbrei mag er auch nicht mehr essen . Vor dem schlafen gehen bekommt er ca 200 ml , 3 er Folgemilch ( damit er satt wird ) Außerdem nimmt er In der Nacht noch 2 fläschen mit ca 120 ml . Ist das in Ordnung oder sollten wir lieber auf Kuhmilch umsteigen ? Wenn er die Milch nachts verlangt sollte man es ihm geben oder ? Was halten Sie Von der kindermilch ? Viele Grüße Und Danke Andrea


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Andreamarbi du brauchst dich nicht zu sorgen. Dein Sohn isst abends begeistert bei euch am Familientisch mit. Auch wenn es dich irritiert, dass er viele Speisen probiert und wieder aus dem Mund befördert. Es ist wunderbar. Lass deinen Sohn jetzt so oft wie möglich selbständig essen und nimm dabei in Kauf, dass er manche Speise zerpflücken und runterwerfen wird und manche Speise in den Mund nimmt um sie alsbald wieder auszuspucken. Das sind vollkommen normale Entwicklungsprozesse. Kinder lernen ganzheitlich und mit allen Sinnen. Für dein Kind ist diese Phase sehr wichtig, denn es erfährt die Welt. Es macht jetzt die Erfahrung, dass manche Dinge Geschmack haben. Den Geschmack, den es als angenehm empfindet, den akzeptiert dein Kind. Nun ist es auch so, dass die Speisen (und andere Gegenstände) neben dem Geschmack auch verschiedene wietere Eigenschaften besitzen, zum Beispiel eine bestimmte, feste Konsistenz haben. Auch das "muss" dein Kind im Mund und in den Händen spüren und nachfolgend "dulden" können. Wenn dein Kind etwas Essbares in den Mund nimmt, erlebt es darum nicht nur einen Geschmack, sondern es spürt ebenso die Konsistenz. dies Konsistenz ist zunächst neu für dein Kind. Das kann dazu führen, dass ein ungewophnter Geschmack und ein unangenehmes Mundgefühl zum reflexartigen Ausspucken führen. Alle Kinder mögen auf Anhieb meist eine weiche, samtige Textur. Sie mögen lauwarm und süß. Diese Speisen wie bspw ein Grießbrei sind darum eine ideale Kost für Essanfänger. Damit dein Kind aber auch lernt oder vielmehr lernen kann, auch andere Konsistenzen und Aromen, andere Temperaturen, anderen Geschmack mögen zu lernen, muss dein Kind andere Speisen in den Mund nehmen (können) und bewerten. Bei Nichtgefallen wird die Speise ausgespuckt. Aber: beim nächsten Mal gefällt die Speise häufig schon viel besser - es sind bis zu 10 dieser Kontakte nötig, bis dich Kinder an Neues gewöhnen. Kleine Mengen sind für den Anfang darum schon einmal wirklich prima. Zunächst sollten die Hände das Lebensmittel spüren dürfen - bspw wie ist die Temperatur, ist es hart oder weich, ist es fettig, glitschig oder hart und trocken ? Was sich in den Händen gut anfühlt, das hat gute Chancen um zum Mund befördert zu werden. Anschließend erfolgt diese Prüfung nochmals mit den Lippen und der Zunge. Dann erst wandert es in den Mund. Dort wird es abermals erspürt und bewertet und dann bearbeitet. Wenn alle diese Prüfwerkzeuge wegfallen, weil man den Kindern direkt etwas Neuartiges in den Mund legt, ist die Wahrscheinlichkeit des Ausspuckens sehr viel höher. Was die Milch betrifft, kannst du jetzt etwa 300 ml Kuhmilch bzw Kuhmilchprodukte täglich anbieten. 100 ml Trinkmilch kannst du wie folgt ersetzen: - ca 100g Naturjogurt,ca 15 g Schnittkäse wie Gouda, Edamer (= ca 1/2 Scheibe) - oder 30 g Weichkäse (pasteurisierter Brie etc) - oder ca 30-40g Frischkäse mit diesen Mengen ist der Ersatz für Trinkmilch aufgrund adäquater Eiweiß- und Calciumgehalte gegeben. Säuglingsmilch kannst du langsam ausschleichen und von der Flasche auf eine Tasse wechseln. Da dein Kind derzeit auch nachts noch Bedarf hat, könntest du das Fläschchen auf jeden Fall noch geben. Dafür könntest du sie vielleicht tagsüber seltener anbieten. Du darfst und müsstest und solltest jetzt und langfristig nur unterscheiden, ob es sich dabei um ein echtes und wichtiges Bedürfnis handelt oder ob es das Milchfläschchen nur aus reiner Gewohnheit gefordert würde. Wenn es nur noch eine Gewohnheit ist oder sein wird, kannst du die Flaschen schnell abschaffen. Aber beobachte deinen Sohn und reagiere auf seine Bedürfnisse. Manche Kinder haben ein stärker ausgeprägtes Saugbedürfnis und brauchen ihre Flasche noch weit über den 1. Geburtstag hinaus. Mittelfristig darf und sollte das Fläschchen durch ein offenes Trinkgefäß ersetzt oder wenigstens ergänzt werden - auch wegen der Zahngesundheit. Schnabelaufsätze, Sauger, Trinklernhilfen sollten dann möglichst nur noch selten zum Einsatz kommen. Besser ist es, auch aus offenen Gefäßen trinken zu lernen. Achte auch darauf, dass sich dein Kind nicht mit zu viel Milch satt trinkt. Denn je mehr sich dein Kind mit Säuglingsmilch sättigt, desto weniger Appetit kann entstehen. Wenn der Appetit fehlt, fehlt der Anreiz um neue Speisen mögen zu lernen. Kinder mögen am liebsten das essen, was sie kennen. Und das was sie kennen, das wollen sie haben. Zusätzlich und allmählich, mal schneller und mal langsamer kommen immer mehr neue Speisen dazu. Um nun neue Speisen in den Plan zu integrieren, braucht dein Kind wiederholbare Möglichkeiten, um sich daran anzutasten und daran zu gewöhnen. Gib deinem Kind einfach immer und immer wieder die Möglichkeit, sich an eure Essgewohnheiten mit viel Spaß und Freude anzupassen. Bringe häufige Wiedrholungen. Gib deinem Kind dabei die nötige Unterstützung, die es vielleicht manchmal braucht. Das Essen lernen kannst du ein bisschen mit dem Besuch eines Spielplatzes vergleichen. Du würdest dein Kind vermutlich nicht oben auf ein Klettergerüst setzen und warten bis es von alleine wieder runter kommt. Du würdest dein Kind aber bestimmt darin unterstützen und die nötige Hilfestellung geben, wenn es dir zeigt, dass es hochklettern möchte. Genau. Auch beim Essen lernen, beim Übergang zur Familienkost, dürfen, gar sollten die Übergänge ähnlich verlaufen. Auch am Esstisch kannst du dein Kind begleiten und altersentsprechend, seinem individuellen Entwicklungsstand und den motorischen Fähigkeiten entsprechend fordern, fördern ohne jedoch zu überfordern. Also dann Grüße Birgit Neumann


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