Neucar4
Liebe Frau Neumann, mein Sohn ist 10 Monate alt (9,5 kg). Er ist ein sehr aktives Kind. Morgens stille ich ihn. Dann bekommt er gegen 9-10 Uhr eine Scheibe Brot und etwas Obst (z.B ein wenig Banane). Gegen 12 Uhr bekommt er Brei und zum Teil Gemüse, welches er mit der Hand isst. Mittags isst er meist nicht so gut und dann stille ich ihn noch kurz. Nachmittags bekommt er Obst oder einen Getreide-Obst Brei. Zum Obst bekommt er ab und an Hirse Kringel oder Dinkelzwieback. Abends den Abendbrei. Nachts stille ich ihn 2-3 mal. Tagsüber bekommt er überwiegend Wasser zu trinken, ab und an einen Fencheltee. Vom stillen ist er von Geburt an gewöhnt alle 2 h etwas zu bekommen. Kann ich ihn tagsüber "überfüttern". Was kann ich ihm an Snacks anbieten, ohne dass er zu viel isst? Oder wie bekomme ich das hin, dass er zu den Mahlzeiten die "gesamte Portion" Brei isst, sodass das Sättigungsgefühl länger anhält? Gibt es einen Richtwert wie viel Obst oder Brot ich ihm anbieten kann? Vielen Dank im Voraus. C. Neumann
Hallo Neucar4 du kannst dein Baby mit der Methode stillen nach Bedarf plus Beikost/Familienkost nicht überfüttern. Dein Baby wird immer nur so viel essen/trinken/saugen wie es benötigt. Je mehr Mumi desto weniger Beikost - je mehr Beikost desto weniger Mumi - diese Rechnung stimmt theoretisch schon. Da stillen aber mehr bietet als nur die Energiezufuhr, lässt sich diese Rechnung nicht nur quantitativ bemessen. Sie birgt auch qualitativ mit einzubeziehende Aspekte. Bspw ist stillen ist auch Geborgenheit, Sicherheit, Durst löschen u.v.m. Du könntest evtl herausfinden, wann es sich beim Stillen um Gewohnheit handelt und wann es ein echtes Bedürfnis ist. Vielleicht hilft das weiter. An sich ist viel stillen (nach Bedarf) auch mit 10 Monaten noch absolut altersentsprechend und gut, sofern die natürliche Entwicklung dadurch nicht nachteilig beeinflusst wird. Biete deinem Kind also weiterhin echtes Essen und fordere ihn in seiner Eigenständigkeit, biete leckere, ungefährliche Familienkost und lass deinen Sohn viele verschiedene Geschmackserfahrungen machen. Was du tun kannst - du darfst dein Baby fordern und fördern, ohne es zu überfordern. Aufs Stillen und die Familienkost bezogen heißt das: sensibel bleiben für die (echten) Bedürfnisse und dein Baby gleichzeitig in seiner individuellen Entwicklung sinnvoll begleiten, sprich fordern (etwas zutrauen - Essen anbieten und nicht sofort aus Gewohnheit stillen, selbständige Erfahrungen machen lassen), fördern (Entwicklungsschritte erkennen und entsprechend handeln) aber nicht überfordern (d.h. sinnvolle Kompromisse finden, ggf auch mal wieder zurückrudern). Du kannst dein Baby in diesem Prozess der Gewöhnung an richtiges Essen nun individuell und sinnvoll begleiten und unterstützen. Puh, das war jetzt ein bisschen viel, oder? Ich fasse nochmal kurz zusammen: dein Sohn bekommt das - Morgens: Mumi 9-10 Uhr: eine Scheibe Brot und etwas Obst (z.B ein wenig Banane). 12 Uhr: Brei und Fingerfood/ Gemüse, plus stillen Nachmittags: Obst und Hirsekringel/Zwieback oder GOB Abends:Abendbrei. Nachts: stille 2-3 x. Tagsüber: überwiegend Wasser / Fencheltee das ist alles ganz wunderbar. Dein Baby hat Spaß an breifreier Kost und isst manches davon schon gut selbständig. Biete auch Brotstückchen an und erweitere den Pal mit vielen leckeren Kleinigkeiten von dem was ihr alle esst - weiches Obstsorten, Kartoffeln, u.v.m Hier nochmal eine kleine Orientierungshilfe ab dem 10. Lm: morgens: Butterbrotstückchen und Milch*, Beilagen neu ist jetzt, dass der Start in den Tag mit einer Beilage zur Milch (Mumi oder Säuglingsmilch) begonnen werden kann/sollte. Ideal ist dazu ein kohlenhydrathaltiger Zusatz in Form von Getreide im Brot oder Getreide als Müsli. Es geht auch darum, dass du dein Kind langsam an eine 1. Mahlzeit am Tag, an ein Frühstück, am Tisch sitzend, gewöhnst. Morgens ist die Bereitschaft zum Kauen noch hoch. Kauen ist wichtig für die Ausbildung einer kräftigen Kaumuskulatur. ZMZ: Brot oder Obst (dazu oder nur stillen - das geht immer) je nach dem wie lange die Zeitspanne bis zum Mittagessen ist, kann eine Zwischenmahlzeit sinnvoll sein. Hier gibt es entweder etwas Obst oder je nach dem evtl auch noch einmal etwas Brot. Mittagessen: gewohnter Brei, dazu Mittagessen - entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie (alle Zutaten separat, breiig oder stückig, oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost neu ist jetzt, dass neben dem üblichen Brei und bekanntem Fingerfood auch schon Familienkost, vermehrt stückige Nahrung und das selbständige Essen, das Erlebnis ganz besonders im Vordergrund der Mahlzeit stehen. Nachmittag/ZMZ: Obst oder Getreidestängelchen o.ä., ggf Kuchen, Babykekse, Muffins, Waffeln etc nachmittags ist ein Energienachschub durch Kohlenhydrate (Obst und/oder Getreide) erwünscht Abends: Brot und Milch oder Nudeln, ggf gewohnter Brei die Kombination aus Getreide mit Milch fördert den guten Nachtschlaf. dazu Obst/Gemüse Milch = Muttermilch oder Säuglingsmilch bzw stillen nach Bedarf Siehe ggf auch hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Wann-stillen_48445.htm Also dann Grüße Birgit Neumann
Neucar4
Guten Morgen Frau Neumann, vielen Dank für die vielen hilfreichen Tipps! Besonders noch einmal in Erinnerung zu rufen, dass stillen nicht nur Nahrungsaufnahme ist und es Situationen gibt, die nichts mit Hunger zu tun haben. Haben Sie evtl. Beispiele, wie man z.B. Kartoffeln oder Reis in den Ernährungsplan aufnehmen kann, sodass er das selber essen kann? Vielen Dank im Voraus. C. Neumann
Hallo Neucar4 ja, stillen ist mehr... Kartoffeln kannst du bspw als Stückchen anbieten und den Pinzettengriff anwenden lassen. Mit der Kindergabel aufpieksen lassen, kalppt das vielleicht sogar auch schon? Du kannst Kartoffeln stampfen und zu kleinen Bällchen formen. Du kannst Ofenkartoffeln zubereiten. Reis kannst du klumpig kochen, so lässt er sich als Fingerfood servieren. Das klappt ganz gut mit Rundkornsorten wie bspw Milchreis oder Risotto. Milchreis Ca 3 P 100g Milchreis mit ca 15 Rosinen plus 1 Msp Zimt mischen. Die Mischung in 300 ml Milch und 100 ml Wasser kochen. Einmal aufkochen lassen und unter Rühren (ab und zu) auf kleiner Flamme köcheln lassen - ca 1/2 h bis der Reis gut weich ist. Wenn der Reis noch hart ist und Flüssigkeit benötigt, bitte Wasser nachgießen und weiter köcheln, bis der Reis gut weich ist. Fertig. Nach Geschmack kannst du noch kleingeschnittene Fruchtstücke zugeben. Statt Rosinen kannst du auch andere Trockenfrüchte mitkochen, kleingeschnittene getrocknete Apfelringe oder Datteln sind besonders lecker. du kannst den Reis auch komplett in Wasser garen. Und ganz wichtig: lass dein Kind einfach bei dir/Papa direkt probieren. Serviere Kartoffeln und Reis in der Form wie ihr das am liebsten esst und gewöhnt euer Kind auch daran. Grüße
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