Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Ernährunfg 1-jähriges Kind

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Ernährunfg 1-jähriges Kind

Alinkooo

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Hallo, meine Tochter ist jetzt knapp 1 Jahr und eine schlechte Esserin... Bei der letzten U-Untersuchung befand sie sich auf ihren üblichen Kurven (Größe 75er.Perzentile/Gewicht mittlere Perzentile, Tendenz nach unten). Ich mache mir ständig Sorgen, weil sie so wenig bzw. so ausgewählt ist. Eigentlich wollte ich in dem Alter schon abgestillt haben, aber aus Sorge, dass sie zu wenig isst, stille ich weiterhin nachts. Der Arzt rät zum Abstillen, damit sie sich daran gewöhnt ihren Kalorienbedarf über Tag zu decken. Aktuell sieht es bei uns wie folgt aus: Nächtliches Stillen meist gegen 23:30 und dann nochmal gegen 2:30/3:00, Um kurz vor 6 wird sie wach und würde am liebsten nochmal gestillt werden, was ich aber gerade versuche auszulassen, damit sie mehr "feste" Nahrung zu sich nimmt. Bis zum Frühstück gegen 8:30/9:00 isst sie einbisschen gepufftes Getreide mit Obstgeschmack. Zum Frühstück isst sie aktuell 100g Milchgetreidebrei + 60 bis 90 g Obstgetreidebrei ( Nur Obstgetreidebrei mag sie nicht) Wenn sie mag isst sie dann noch Obst, oder einbisschen Brot und Gurke. Die Menge an Brot ist aber nicht nennenswert... Aber ich versuche sie immer alles probieren zu lassen. Gegen 12:30 gibt es dann den Mittagsbrei. Da ist ihre Auswahl sehr eingeschränkt. Entweder ein 5-Monatsgläschen mit Pastinake mit Kartoffeln/Nudeln und Fleisch oder Spaghetti Bolognese (Da wiederum schon das Hipp-Menü ab 1 Jahr, allerdings dann nur die Hälfte) Sie mag noch 2 weitere Gläschensorten und dann wird es schon schwierig. Nachmittags (teilweise erst gegen 16:30/17:00 Uhr, weil sie vorher nicht Essen will)mag sie keinen Brei mehr. Da gibt es Obst und gepufftes Getreide oder einbisschen Toast mit Wiener Würstchen. Sie bekommt dann auch immer das zu probieren, was mein Mann und ich essen. Manchmal isst sie allerdings so wenig, dass ich immer befürchte, dass sie einfach nach kurzer Zeit wieder Hunger hat (ihre Laune ist dann etwas fahrig). Abends gegen 18:45 gibt es Abendbrei (1 Gläschen Milchgetreidebrei mit einer Portion Obstbrei gemischt). Das ist sie wirklich gut und gerne und wenn sie noch möchte auch noch Wurst/Käse/Gemüse/Obst. Sie probiert meist ganz gerne, aber isst dann letztlich doch kaum davon. Gegen 20:00 Uhr wird nochmal gestillt und dann eben dan noch 2x in der Nacht. Sie wiegt jetzt mit 1 Jahr knapp 9kg (Geburtsgewicht 3420g) und ist etwa 75cm groß. Ich bekomme häufiger zu hören, dass sie schmal ist, aber ich kann sie ja nicht zum Essen zwingen.... Gerne würde ich nachts abstillen, aber ich möchte auch nicht, dass sie "hungert". Haben Sie vielleicht noch Tipps für mich, was ich ändern/optimieren könnte? Vielen Dank im Voraus :)


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Alinkooo du kannst deine Tochter ruhig weiterhin nach Bedarf stillen. Ihr Bedarf scheint derzeit noch größer zu sein. Du kannst deine Fragen bezüglich des Stillens noch einmal ins Nachbarforum "Stillberatung" bei Biggi Welter stellen. Sie hilft dir mit noch mehr und detailllierten Informationen weiter. Sie kann dir die Zusammenhänge zwischen Stillen und Beikost gut erklären und dir bestimmt noch ein paar Tipps geben. Deine (gesunde) Tochter wird stets immer nur soviel essen und trinken (in 24h) wie sie zum Satt- und Zufriedensein benötigt. Wenn sich deine Tochter mit Mumi satt trinken kann, fehlt ihr der Anreiz um größere Mengen bei Tisch routinemäßig mitzuessen. Das bedeutet im Umkehrschluß aber nich zwangsläufig. dass es sinnvoll oder gar empfehlenswert wäre, weniger zu stillen. Es erklärt dir nur vielleicht, warum deine Tochter bisher noch nicht das große Interesse an der Familienkost zeigt und diese isst. Wann der richige Zeitpunkt gekommen ist, um evtl das Stillen zu reduzieren oder zeitlich neu zu lenken, das sollte immer individuell beriteilt werden. Momentan befindet ihr euch am Übergang vom Baby zum Kleinkind. Diese Phase ist der Übergang hin zu mehr Selbstbestimmung seitens deines Babys. Gib ihr am Esstisch darum ab jetzt immer häufiger Gelegenheit, um geeignete Nahrung durch eigenes Erleben zu erfahren. Üblicherweise zeigen Babys ab etwa dem 10. Lm die Bereitschaft zu kauen. Sie zeigen auch, dass sie nicht mehr oder zumindest seltener gefüttert werden wollen und stattdessen sich selbständig füttern möchten. Die Breiphase, sofern ein Baby zuvor Brei gegessen hat, wird allmählich ergänzt oder sogar ganz abgelöst durch das sog. self-feeding. Grundsätzlich ist jetzt auch alles erlaubt, was deinem Kind nicht direkt schadet. Zu den noch Tabu-Lebensmitteln zählen bspw Alkohol, Koffein,u.a., rohe und gleichzeitig heikle LM wie bspw rohes Ei, roher Fisch, etc, und auch roher Honig, sowie kleine, harte LM und u.a. für dein Baby beim Schlucken gefährdende Produkte - das ist ja aber klar. Dein Kind kann und darf jetzt soweit es die motorischen Fähigkeiten erlauben, sämtliche (ungefährliche) Lebensmittel probieren. Es ist sogar ausgesprochen erwünscht, damit sich dein Kind an den Geschmack, die Konsistenz, das Mundgefühl gewöhnen kann und sich am Esstisch als dazugehörig fühlen kann. Das stärkt eure Famliengemeinschaft und dein Kind lernt spielerisch und allmählich dazu. Gewöhne dein Kind am besten an das, was du möchtest, dass es langfristig (auch noch in Jahren) essen soll(te). Beginne bspw am Abend Brotstückchen anzubieten. Die Brotstückchen sollte sich eure Tochter selbständig in den Mund befördern. Auch zum Frühstück sind Brotstückchen ausgezeichnet, Dazu ggf ein paar weiche Obststücke und Milch. Babys kauen oder besser gesagt zerdrücken das (weiche) Essen mit den Kauleisten und am Gaumen. Erweitere das Speisenangebot ruhig bei allen Mahlzeiten und biete deiner Tochter weiches, mit den Kauleisten zerdrückbares und/oder entsprechend aufbereitetes und zubereitetes Fingerfood und Familienkost an. Esst auch unbedingt immer gemeinsam eure Mahlzeiten, damit eure Tochter euch Eltern imitieren kann. Brei. Gläschen und Füttern sollte nur noch ausnahmsweise sein. Jetzt ist die Phase, in der Kinder neue Geschmäcker, Aromen, Konsistenzen kennen lernen können und sollten - ohne Zwang. Sie haben mit Milch* und Brei eine Basis, die ihnen Nährstoffe und Kalorien liefert, was sie satt macht. Ihre Neugier und ihre angeborene Fähigkeit zum Imitieren veranlasst sie dazu, bei Tisch einfach mitzuessen. "Essen" ist anfangs oft nur eine Umschreibung für das imitierende Verhalten. Denn Vieles nehmen Babys/Kleinkinder zwar in den Mund, beißen darauf herum, aber spucken es wieder aus. Trotzdem ist alles genau richtig und gut. Speisen dürfen jetzt auch etwas Salz enthalten, weil es ohnehin unumgänglich ist in der Familienkost. Du kannst zusätzlich zu den üblichen Breizutaten auch Familienkost und kleinkindgeeignetes Fingerfood anbieten. Die angebotene Nahrung sollte noch weich genug sein, um im Mund gefahrenfrei zerkleinert werden zu können, um anschließend gut geschluckt werden zu können. Biete deinem Kind einen bunten Mix an Möglichkeiten zum eigenständigen, spielerischen Entdecken an. Lass dein Kind möglichst viele neue, interessante und leckere Esserfahrungen machen. .... kauen, beißen, knabbern, .... Biete deinem Kind Geschmack und verschiedene Konsistenzen. Biete deinem Kind eine altersentsprechende, ungefährliche, vollwertige Kost. Esst gemeinsam und biete deinem Kind beim Essen eine liebevolle Begleitung und Unterstützung, wenn Hilfe bnötigt wird. Biete deiner Tochter echte Nahrung zum selbständigen Entdecken und biete ihr immer eine Speise, welche sie gut und verlässlich isst. Füttere sie nur ausnahmsweise und gib ihr ggf Hilfestellung wenn benötigt, um sich selbst zu füttern. Also dann Grüße Birgit Neumann P.S. bei Tisch braucht deine Tochter einen guten und festen Sitz (Halt) in ihrem Hochstuhl und die Füße müssen einen Kontakt zu einer Unterlage haben. Der Abstand zwischen Stuhl und Tisch sollte ebenfalls gut passen. Nur so kann deine Tochter sich auch wirklich gut und ausdauernd mit dem Essen beschäftigen. Auch wenn sie nicht viel isst - wichtig ist dass sie isst und dass sie sich an Vielfalt gewöhnen kann. Wichtig ist das ausgiebige Kennenlernen eurer/unserer Esskultur und zwar mit allen Sinnen. Je mehr Hunger deine Tochter hat, je mehr Speisen deine Tochter im Lauf der Zeit kennenlernen und mögenlernen wird, desto mehr kann und wird sie bei Tisch mitessen. Die Mengen können phasenweise mehr oder weniger stark variieren.


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