Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Nachfrage Endometrium

Frage: Nachfrage Endometrium

Johanna_B

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, zunächst vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort!  Der abgebrochene Zyklus verlief konkret wie folgt: ZT 9: Foll 7 mm, Endometrium 6,8 mm, schön dreilagig ZT 11: Foll 13,2 mm, Endometrium 11,4 mm, E2 76 ng/l, /l, LH 5,2 IU/l, Prog 0,2 ug/l, Dreilagigkeit noch darstellbar, aber bereits schlechter ZT 14: Foll 15,4 mm, E2 136 ng/l, LH 8,1 U/l, Prog 0,1 ug/l, Endometrium 13,1 mm, keine Dreilagigkeit zu erkennen, verschwommenes Erscheinungsbild ZT 15: Foll 17,4 mm, E2 179 ng/l, LH 9,4 IU/l, Prog 0,2 ug/l, Endometrium 13,1 mm, keine Dreilagigkeit zu erkennen, verschwommenes Erscheinungsbild Mir fällt auf, dass das Endometrium an ZT 11 im Verhältnis zum niedrigen E2-Wert schon sehr hoch war - dies kenne ich aus den vor 2 Jahren überwachten Zyklen nicht (vor der letzten SS). Können Sie anhand dieser Untersuchungsergebnisse Näheres zur möglichen Ursache der suboptimalen Entwicklung des Endometriums sagen? Und dazu, was man evtl. ändern kann? Nochmals ganz herzlichen Dank und viele Grüße, Johanna


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag,, vielen Dank für Ihre sorgfältige Zusammenstellung der Zyklusdaten. Man erkennt daran sehr schön, wie aufmerksam Sie den Verlauf beobachtet haben. Ihre Beobachtung, dass sich die Schleimhaut zunächst ungewöhnlich schnell aufgebaut hat und dann an Struktur verloren hat, ist völlig richtig und medizinisch durchaus bedeutsam.   In Ihrem Zyklus fiel auf, dass das Endometrium schon sehr früh, nämlich um den 11. Zyklustag, erstaunlich stark auf eher niedrige Estradiolwerte reagiert hat. Normalerweise sieht man in dieser Phase bei einem Estradiolwert von etwa 70 ng/l noch keine Schleimhautdicke von über 11 mm. Das spricht für eine besonders empfindliche Reaktion des Endometriums auf Östrogen. Gleichzeitig hat sich die Schleimhaut aber anschließend nicht weiter gleichmäßig entwickelt, sondern ihre klare Dreischichtigkeit verloren und ein verschwommenes, überreifes Erscheinungsbild angenommen – obwohl der Follikel weiter wuchs.   Das lässt darauf schließen, dass die Schleimhaut funktionell etwas „aus dem Takt“ geraten ist, also zu früh in eine Art Zwischenphase übergegangen ist. Dafür kommen verschiedene Ursachen in Betracht:   Es kann sein, dass lokal bereits minimale Progesteronwirkungen im Gewebe einsetzen, noch bevor sie im Blut messbar sind. Möglich ist auch eine veränderte Verteilung von Hormonrezeptoren in der Schleimhaut, etwa nach vorausgegangenen Zyklen, Entzündungen oder Infektionen. Eine subklinische Endometritis oder eine Mikrozirkulationsstörung kann die Struktur ebenfalls beeinflussen. Schließlich reagieren manche Schleimhäute einfach überempfindlich auf Östrogene – sie wachsen rasch, sind aber funktionell unreif.     Wie kann man nun weiter vorgehen? Zunächst wäre es sinnvoll, den Zyklus einmal gezielt weiter zu diagnostizieren – etwa durch wiederholte Progesteronbestimmungen ab der Zyklusmitte, um eine zu frühe Aktivierung zu erkennen. Eine kleine Probeentnahme der Schleimhaut in der zweiten Zyklushälfte kann zusätzlich zeigen, ob entzündliche Veränderungen oder Rezeptorstörungen vorliegen. In manchen Fällen empfiehlt sich auch ein ERA-Test, um zu prüfen, ob das Einnistungsfenster verschoben ist.   Für eine zukünftige Transfervorbereitung würde man eher auf eine präzis gesteuerte Hormonführung setzen – beispielsweise einen milden Letrozol-Zyklus oder einen künstlich aufgebauten Estradiolzyklus. So kann man den Zeitpunkt des Schleimhautaufbaus und der Umwandlung exakter steuern. Wenn die Schleimhaut erneut zu früh überreift, kann man sie durch eine gezielte Anpassung der Hormontherapie oder eine temporäre Blockade des Progesterons besser synchronisieren.   Unterstützend kann man außerdem an die Durchblutung denken: Vitamin E, L-Arginin oder moderate Bewegung können die uterine Perfusion etwas verbessern. Auch Akupunktur wird gelegentlich begleitend eingesetzt.   Zusammengefasst spricht Ihr Verlauf am ehesten für eine Asynchronie zwischen Follikelreifung und Endometriumentwicklung, also eine zu frühe funktionelle Umwandlung der Schleimhaut. Das ist behandelbar und lässt sich bei einer künftigen Transfervorbereitung gut berücksichtigen – meist mit sehr guten Ergebnissen, sobald man den Rhythmus zwischen Follikel und Schleimhaut wieder in Einklang bringt. Viel Erfolg wünsche ich Ihnen Dr. Friedrich Gagsteiger  


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