Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Wieso konnte ich nichts umsetzen!?

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Wieso konnte ich nichts umsetzen!?

Kleinstadtleben97

Hallo,ich habe vor 3 Monaten mein erstes Kind spontan geboren. Ich habe mich im Vorfeld sehr intensiv auf die Geburt vorbereitet. Habe mir Inspirationen aus dem HypnoBirthing geholt und täglich Atemübungen, sowie Meditationen durchgeführt. Habe einen Vorbereitungskurs besucht. Ich habe mir vorgenommen, natürlich zu entbinden und möglichst spät ins KH zu fahren und mich viel zu bewegen. Unter der Geburt kam ich aber schnell überhaupt nicht mehr mit den Schmerzen klar. Ich hatte massive Beckenschmerzen, die besonders in den Wehenpausen schlimm waren und durch diese ich das Gefühl hatte garnicht richtig gehen und stehen zu können. Darauf war ich nicht vorbereitet. Nur Liegen ging, was ja aber kontraproduktiv ist. Wehenbeginn bis Geburt knapp 23h. Ich brauchte schon bei 2,5-3cm Lachgas. Konnte damit irgendwann nicht mehr atmen und als mir dann 4h später gesagt wurde, dass es immer noch bei 2,5-3cm steht, ging garnichts mehr, ich habe nur noch gebrüllt. Die Hebamme meinte, dass ich bei 3cm ja eig noch garnicht richtig unter Geburt wäre. Ich bekam dann eine PDA, da sie meinte das nur eine Infusion bei mir nicht reiche. Sie fragte auch, ob ich mich denn nicht vorbereitet hätte? Anscheinend habe ich total versagt...:/ Mit PDA war ich schmerzfrei. Wehen dann aber nur noch mittels Oxytocin. Austreibungsphase zum Glück sehr unkompliziert, ohne Intervention wie Schnitt, Kristellern o.ä. Dammriss Grad 1. Kopfumfang 37/38cm (wurde 2x gemessen). Gewicht 3800g, Größe 54cm. Sie meinten ich solle froh sein, dass alles gut gegangen sei, bei den Maße. Was bedeutet das? Wieso kann man trotz Vorbereitung plötzlich nichts mehr umsetzen und macht quasi alles falsch? Eine Bekannte entband jetzt ohne Schmerzmittel.... geht ja anscheinend auch. Wieso hatte ich solche Beckenschmerzen? Haben sie so etwas schon mal erlebt? Entschuldigen sie den langen Text!!! Danke!


Martina Höfel

Martina Höfel

Liebe Kleinstadtleben, wir sind es gewohnt zu planen, nochmal zu überprüfen, zu kontrollieren und gezielt Schritt für Schritt die Dinge abzuarbeiten. Das geht bei vielen Dingen im Leben, aber nicht bei Naturgewalten! Sie haben es erlebt!  Und trotzdem haben Sie es gemeistert und das mit Bravour. Was anderes kann man bei dem Kopfumfang nicht sagen. Seien Sie stolz auf sich! Sie haben gebrüllt? Gut! Kennen Sie noch Monika Seles? Tennisspielerin Ihres Zeichens. Die hat auf dem Tennisplatz gestöhnt und gebrüllt - und dabei ungeahnte Kraft freigesetzt. Jeder Gewichtheber brüllt - und stemmt dann Massen. Lassen Sie nächstes Mal 😎 einfach alles auf sich zukommen und es wird laufen wie "geschnitten Brot"! Liebe Grüße Martina Höfel  


Veve86

Zu allererst: mach dir bloß keine Vorwürfe! Es ist eine absolut neue, unbekannte Situation für dich und du hast dich mega vorbereitet! Die Hebamme sollte sich für so einen unverschämten Spruch schämen, das geht gar nicht, dir das Gefühl zu geben, zu versagen. Das ist unsensibel, unprofessionell und kontraproduktiv.  Ich würde eher sagen, sie hat dich nicht vernünftig unterstützt, wodurch du evtl verkrampft bist, was den meisten anderen Frauen in so einer Situation ähnlich gegangen wäre. Es gibt Auslöser, die die Geburt positiv, aber leider auch negativ beeinflussen können. Und ja, bei den Maßen hattest du es nochmal schwerer. Versagt hast du aber auf gar keinen Fall 


SuJam

Das kann ganz viele Gründe haben...und vermutlich nicht nur einen. Hebamme mit der die Chemie nicht stimmte, zu viel Druck (ich muss) durch zu starke Vorbereitung, neue Situation, gegen die Wehen und damit verbundenen Schmerzen gewehrt (wodurch sie automatisch schlimmer scheinen),... Nach dem was du beschreibst würde ich sagen, dass du dich aus Angst vor der unbekannten Situation extrem vorbereitet hast (du betonst mehrfach deine Vorbereitung) und dadurch nicht mehr in der Lage warst dich einfach auf die Geburt und was da kommt einzulassen. Du wolltest alles richtig machen. So wie du es in den Vorbereitungen gelernt hast. Dein Kopf und die Angst haben blockiert und genau das fühlt sich nun für dich an wie versagt zu haben wie bei einer Prüfungsaufgabe. Durch das Nicht-Einlassen konntest du die Wehen und die damit verbundenen Schmerzen nicht wegatmen, hast dich gegen diese gewehrt/ verspannt und so sind die Schmerzen eher mehr als weniger geworden. Die Hebamme konnte dein Verhalten scheinbar nicht gut zuordnen. Kann das sein? Unter Umständen macht es Sinn die Geburt noch einmal durchzusprechen (dein Gyn, im KH,...).


Mamamaike

Hallo, eine Geburt ist eine Naturgewalt, und darauf kann man sich - wie Du erlebt hast - nicht wirklich vorbereiten, gerade nicht beim ersten Kind. "Kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt" ist eine Akte, passende Weisheit  Du hast rein gar nichts falsch gemacht, denn das geht quasi gar nicht. Vergleich Dich nicht mit anderen, jede Geburt und jedes Erleben ist individuell. Such Dir jemanden, mit dem Du sprechen kannst. Viele Grüße 


Itzy

Weißt du manchmal kommt es einfach anders als man denkt. Bei Kind 1 war mir zu 100% klar, in die Wanne, am besten die ganze Zeit! Nichts anderes konnte ich mir vorstellen. Und was war? Ich war keine Minute drin, ich konnte es nicht aushalten. Das Gefühl stimmte einfach nicht... Ich bin da auch bei anderen Dingen viel zu verkopft dran gegangen. Infos, Übungen, ja alles gute Sachen, aber es einfach auch über Bord werfen und der ganzen Sache seinen Lauf lassen ist wichtig. Du bräuchtest PDA und Co? Na und, egal, gut ist was hilft! Du hast nichts Falsch gemacht, sag dir das bitte!!!


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