Hallo Frau Höfel,
ich möchte Ihnen gerne eine Frage stellen: ich bin 38 Jahre alt und in der 9. Woche mit unserem dritten Kind schwanger. Jetzt stellt sich ja demnächst die Frage, welche Untersuchungen wir ggf. außer den "normalen" machen lassen. Ich hab schon mal ein bisschen quer gelesen und habe immer mehr den Eindruck, dass alle Untersuchungen eines gemeinsam haben: sie bergen immer ein geringes Risiko für eine Früh- oder Fehlgeburt, und keine einzige ist komplett aussagekräftig. Ich meine damit: man kann doch immer nur einige bestimmte Unregelmäßigkeiten bzw. Genanomalien oder sowas feststellen,oder? Es gibt keine Untersuchung, die einem hinterher 100%ig sagt: das Kind ist in Ordnung! Oder umgekehrt: wenn ich ALLE möglichen Untersuchungen machen lassen würde, könnte mit dem Kind immer noch irgendetwas nicht stimmen, es könnte irgendeine Behinderung haben, stimmt das? Ich frage, weil mich diese ganzen Untersuchungen eher verunsichern. Dieses Baby war nicht geplant, ich denke, das hat uns der Himmel geschickt und darum möchte ich auch erstmal davon ausgehen, dass es gesund und munter auf die Welt kommt. Außerdem kann ich mir keine Krankheit / Behinderung vorstellen, die mich dazu bringen würde, dem Kind die Chance auf ein Leben zu verweigern. Angenommen wir bekämen ein krankes Kind: wer sagt mir, dass es nicht in 10 Jahren Heilungschancen gibt...
Kurz gesagt: kann man sich die Uen nicht sparen, und das mit einem guten Gewissen???
Danke für Ihren Rat / ihre Meinung
Mtina
Mitglied inaktiv - 22.04.2010, 18:37
Antwort auf:
Untersuchungen
Liebe Mtina,
Sie haben es auf den Punkt gebracht: alle Untersuchungen können das eine und das andere ausschliessen - aber nie alles!
Dr. Lütz hat es einmal so ausgedrückt: "Wer viel untersucht, findet viel" oder "wer gesund ist, der ist zuwenig untersucht"! Treffend - oder?
In Deutschland fahren wir zur Zeit einen verrückten Kurs! Der Arzt muß die Frau auf die Möglichkeit einer Fruchtwasseruntersuchung hinweisen, denn in Deutschland läuft ein Arzt Gefahr zu Kindesunterhalt verurteilt zu werden, wenn er eine Behinderung nicht erkennt! Er muß Sie aber auch über Risiken und Therapiemöglichkeiten aufklären!
Jetzt ist es mit der Pränataldiagnostik aber so eine Sache:
es gibt 4000 Erkrankungen, aber nur ein Bruchteil davon kann erkannt werden.
Dieser Bruchteil kann nur mit einer Amniozentese eindeutig erkannt werden (z.B. das Down-Syndrom). Dazu müßten Sie eine Fruchtwasserpunktion machen lassen. Dabei besteht ein 2%iges Fehlgeburtsrisiko.
Es ist aber so, dass nur 3-5 % aller Behinderungen angeboren sind - der Rest ist erworben!
Wenn Sie sagen: wir nehmen das Kind eh so wie es ist, dann erübrigt sich eine weitere Untersuchung! Es gibt auch ein ausdrückliches Recht auf Nichtwissen!
Das Problem der Pränaltaldiagnostik ist, dass sie viel feststellen kann, aber keine Heilungsmöglichkeiten bietet!
Und mit der Konsequenz und den weiterführenden Entscheidungen sind die Paare ganz alleine!
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 22.04.2010
Antwort auf:
Untersuchungen
Hallo,
du hast den Kern des Problems erkannt. Es gibt keine Garantie auf ein gesundes Kind.
Und du hast für dich bereits entschieden: Auch wenn das Kind eine Behinderung oder Krankheit hätte würde ich es bekommen.
Deswegen sehe ich für dich auch keinen Grund, die Untersuchungen durchführen zu lassen.
Ich wünsche eine schöne Schwangerschaft!
Silke
Mitglied inaktiv - 22.04.2010, 21:21