Busragurer
Hallo, Mir fällt es zwar etwas schwer darüber zu reden, aber ich muss es loswerden. Ich habe heute vor einer Woche entbunden. Leider lief alles sehr schnell und meinerseits schrecklich ab, haben uns so sehr auf unsere kleine gefreut, aber dann kam alles unerwartet und so schnell. Ich wollte unser Wunschkind unbedingt normal entbinden, welches leider nicht geklappt hat, aufgrund der schlechten Herztöne, die Geburt wurde eingeleitet, bei welchem es dann zu Problemen kam, weshalb ich dann einen Not kaiserschnitt bekommen hab. Seit Donnerstag sind wir wieder zu Hause, und seit dem ist mir nur zum heulen dann wieder aber zum lachen, die ersten Tage konnte ich gar nicht alleine zu hause sein, weshalb ich dann Unterstützung von meiner Mutter bekam, da mein Ehemann arbeiten musste. Meinem Ehemann sind diese Stimmungsschwankungen bewusst, wobei er versucht mich sogut wie möglich zu unterstützen. Ich habe ständig Schlechtes gewissen gegenüber meinem Ehemann, da er jetzt nicht mehr so oft raus gehen kann bzw wir nicht mehr so oft unterwegs sein können, das war mir zwar in der Schwangerschaft bewusst, aber jetzt könnte ich mir nur Gedanken darüber machen. Und im anderen Moment bin ich dann wieder glücklich wenn ich die Kleine in meinem Arm halte, ich fühle mich auch schlecht gehenüber meinem Ehemann, ohne einen großen Grund. Fühle mich total alleine, mache mir über jede kleinigkeit gedanken, könnte ohne einen grosen grund losheulen. Habe nun angst das es sich evtl. Doch um eine depression handelt und nicht nur um eine Stimmungsschwankung aufgrund des Hormonabfalls. Habe meiner Hebamme darüber berichtet, die ist jedoch nicht darauf eingegangen.
Liebe Busragurer, Ihre Stimmung ist verständlich! Aber vielleicht zuerst diese Geschichte von Emily Perl Kingsley (Übersetzung A. Kühme): "Ich werde oft gefragt, wie es ist, eine behindertes Kind großzuziehen, um Menschen, die diese einzigartige Erfahrung nie gemacht haben, verstehen zu helfen, und um sich dieses Gefühl vorstellen zu können. Es ist wie folgt.... Wenn man ein Baby erwartet ist das, als ob man eine wundervolle Reise nach Italien plant. Man deckt sich mit Reiseprospekten und Büchern über Italien ein und plant die wunderbare Reise. Man freut sich aufs Kolosseum, Michelangelos David, eine Gondelfahrt in Venedig und man lernt vielleicht noch ein paar nützliche 'Brocken' Italienisch. Es ist alles so aufregend. Nach Monaten ungeduldiger Erwartung, kommt endlich der langersehnte Tag. Man packt die Koffer und los geht's. Einige Stunden später landet das Flugzeug. Der Flugbegleiter kommt und sagt: "Willkommen in Holland". "Holland ?!? Was meinen Sie mit Holland ?!? Ich habe eine Reise nach Italien gebucht! Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, nach Italien zu fahren!" Aber der Flugplan wurde geändert. Du bist in Holland gelandet und da musst du jetzt bleiben. Wichtig ist, man hat dich nicht in ein schreckliches, dreckiges, von Hunger, Seuchen und Krankheiten geplagtes Land gebracht. Es ist nur anders als Italien. So, was du jetzt brauchst sind neue Bücher und Reiseprospekte und du musst eine neue Sprache lernen und du triffst andere Menschen, welche du in Italien nie getroffen hättest. Es ist nur ein anderer Ort, langsamer als Italien, nicht so auffallend wie Italien. Aber nach einer gewissen Zeit an diesem Ort und wenn du dich vom Schrecken erholt hast, schaust du dich um und siehst, dass Holland Windmühlen hat ... Holland hat auch Tulpen. Holland hat sogar Rembrandts. Aber alle, die du kennst, sind sehr damit beschäftigt von Italien zu kommen oder nach Italien zu gehen. Und für den Rest deines Lebens sagst du dir: "Ja, Italien, dorthin hätte ich auch reisen sollen, dorthin habe ich meine Reise geplant." Und der Schmerz darüber wird nie und nimmer vergehen, denn der Verlust dieses Traumes ist schwerwiegend. Aber... wenn du dein Leben damit verbringst dem verlorenen Traum der Reise nach Italien nachzutrauern, wirst du nie frei sein, die speziellen und wundervollen Dinge Hollands genießen zu können." Diese Geschichte wurde für Mütter mit behinderten Kindern geschrieben. Ich bin aber der Meinung, dass man sie auch exakt auf Mütter nach Notkaiserschnitt übertragen kann. Auch da ist ein Traum geplatzt und die verlorene Situation ist nie wieder zu ändern, nachzuholen etc. Nein, Sie haben nicht versagt! Und Sie dürfen über diese Situation grübeln und damit überfordert sein. Und Sie müssen sich auch nicht stellvertretend um Ihren Mann sorgen - der ist groß! Und Sie dürfen Ihr Kind lieben - es kann für das alles nichts! Und Sie müssen sich in eine Situation einfinden, die SO nicht geplant war! Gehen Sie los und schauen Sie nach einem Reiseführer für Holland! Und wenn es ohne Hilfe nicht geht: wenden Sie sich bitte an die Schwangerschaftskonfliktberatung der Diakonie, Pro Familia, Donum vitae oder dem Sozialdienst der Kath. Frauen. Dort steht geschultes Personal zur Verfügung, welches sich Zeit für Ihr Anliegen nimmt, Raum für Ihre Fragen und Ihre Gedanken schafft! Und das eröffnet manchmal völlig neue Blickwinkel! Liebe Grüße Martina Höfel Liebe Grüße Martina Höfel
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