Hallo Herr Prof. Dr. Jorch,
bei meinem Sohn jetzt 16 Monate (korr. 13 Mon.) wurden folgende Diagnosen festgestellt: muskuläre Hypotonie und psychomotorische Retadierung. Er kann nicht sitzen, nicht laufen und er zieht sich auch nicht hoch. Leider möchte er aber immer stehen und an den Händen schon 1-2 Schritte laufen. Aber sehr wackelig.
Kann er seine Entwicklungsverzögerung noch aufholen? Oder spricht man hier schon von Entwicklungsstörung? Er hatte keine Hirnblutung.
Was macht ein Neuropädiater? Sollten wir uns dort vorstellen? Bei einem SPZ sind wir in Behandlung, bisher wollten Sie aber immer abwarten.
Danke für Ihre Antwort.
Liebe Grüße Lolita
von
Loelchen11
am 20.06.2012, 16:52
Antwort auf:
Umgang mit der Diagnose muskuläre Hypotonie und psychomotorische Retadierung
Ein Neuropädiater beschränkt sich nicht auf die Beurteilung der "Meilensteine der Entwicklung" (d.h. wann sitzen, krabbeln, stehen, laufen, greifen....), sondern schaut sich u.a. den Muskeltonus, die Reflexe, die Hirnnervenfunktion etc, an, um beurteilen zu können, ob eine krankhafte Ursache für die Entwicklungsverzögerung vorliegt, als eine Entwicklungsstörung mit dauerhaften Folgen. Im Prinzip ist es allein auf der Grundlage Ihrer Beschreibung auch möglich, dass nur eine durch die Frühgeburt bedingte Entwicklungsstörung vorliegt, die mit zunehmendem Alter an Bedeutung verliert.
Ferner möchte ich darauf hinweisen, dass die Hirnblutung nicht den einzig möglichen Hirnschaden bei Frühgeborenen darstellt. Sie steht deswegen immer so im Vordergrund, weil wir Kinderärzte diese so gut im Ultraschall nachweisen können. Es gibt zusätzlich die periventrikuläre Leukomalazie, die Kleinhirnatrophie, die Stammhirnläsionen, die Läsion von Hirnnervenkernen etc., die häufig nur im MRT, aber nicht im Ultraschall erkannt werden können.
von
Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
am 22.06.2012