Mitglied inaktiv
Guten Morgen Frau Schuster, ich lese sehr gerne in Ihrem Forum :-) Sie raten immer dazu, ruhig und gelassen zu reagieren. Aber, das bedeutet doch, ich soll meine wahren momentanen Gefühle wie Ärger, Wut, Schmerz usw. vor dem Kind verheimlichen oder? Ich weiß nicht, irgendwie sagt mein Gefühl, dass das nicht richtig sein kann. Ich merke, wie ich mich sehr zusammen reißen muss, um meinem Ärger nicht Luft zu machen und gleichzeitig habe ich das Gefühl, ich platze gleich. Nun meine Frage, warum sind sie der Meinung, dass Eltern ihre momentanen wahren Gefühle vor dem Kind verbergen sollen, statt z. B. Ärger zeigen zu dürfen, und statt dessen immer ruhig und gelassen reagieren sollten? Ein KInd lernt doch meiner Ansicht nach so überhaupt nicht, das andere Menschen auch negative Emotionen haben, die es durch sein Verhalten verursachen kann. Das Leben ist doch nicht ein Schauspiel. Sorry, jetzt ist es doch länger geworden. LG Bettina
Christiane Schuster
Hallo Bettina Selbstverständlich sollten Sie Ihre Gefühle vor dem Kind nicht verbergen, da es sich auch in dieser Hinsicht an Ihnen als vertrauteste Bezugsperson orientiert und ebenfalls seine Gefühle zum Ausdruck bringen können sollte. Dennoch kann ich mir kaum vorstellen, dass Sie es als angenehm empfinden würden, von Ihrem Kind angeschrieen oder lautstark beschimpft zu werden, bzw. umgekehrt.- Es gibt ein so schönes Sprichwort: "Der Ton macht die Musik", was ich in diesem Zusammenhang sehr treffend finde. Wie ich auch aus den Kommentaren von Nicole, Judith und Helma ersehen konnte, scheinen wir Alle der gleichen Meinung zu sein: Gefühle müssen sogar gezeigt werden; es fragt sich nur: WIE? Aber auch da scheinen wir uns einig, wenn ich diese Frage mit: RESPEKTVOLL beantworte.- Erholsames Wochenende und: bis bald?
Mitglied inaktiv
Ich finde, ein Kind lernt sehr wohl, wenn man ruhig und gelassen mit ihm umgeht: Es spürt die wahren Gefühle (Ärger, Wut, Schmerz), man kann es ihm ja auch durchaus sagen, aber es lernt, dass man im Umgang mit anderen Menschen stets einen - für alle Beteiligten - angenehmen Umgangston pflegt. Überlege doch einmal wie Du gern behandelt werden möchtest? Möchtest Du bei einem Fehler (der Deinen Mann oder Deinen Chef in dem Moment vielleicht super-wütend macht) gern angebrüllt werden? Findest Du es nicht auch besser, dass man Dir in ruhigem Ton sagt, dass Dein Mann / Chef sich zwar sehr ärgert, dass es nun einmal aber passiert ist und man sich jetzt gemeinsam eine Lösung ausdenken muß, um das Problem zu beseitigen? Wie sollen aber erwachsene Menschen so miteinander umgehen, wenn sie es nicht als Kinder schon gelernt haben? Ich finde, man zeigt seinen Kindern damit viel mehr. Nämlich, das es zwar ärgerlich ist, Fehler zu machen, dass man aber Fehler durchaus machen darf und dass man deswegen nicht weniger liebenswert ist und dass Mama und Papa trotzdem zu einem halten und man gemeinsam wieder einen Weg findet, um alles wieder in´s Lot zu bringen. Wir erziehen unser Kind (2,5 Jhare) so und trotzdem er ein Einzelkind ist, ist er absolut freundlich und aufmerksam im Umgang mit anderen Kindern, er teilt sein Spielzeug, gibt ab und ist überall ein gern gesehener Gast. Natürlich ist er nicht perfekt und hat auch seine Fehler, aber wir sind sehr stolz auf ihn. Das merkt er. Ein weiterer Vorteil des ruhigen, normalen Umgangstons ist, dass in Gefahrensituationen SOFORT gehört wird. Wenn Du immer ruhig mit Deinem Kind umgehst und versuchst, so viel wie möglich zu erklären, hört es sofort, wenn Du mal lauter wirst. Ich beherrsche mich gern, erst recht seit ich gesehen habe, dass unser sonst (in Bezug auf die Strasse) absolut vorbildliches Kind einmal einfach so auf die Strasse gerannt ist. Ich bin lauter gewesen als sonst, mein Ton war natürlich auch ein anderer und mein Kind war in Nullkommanichts runter von der Strasse. Ein "hörendes" Kind in Gefahrensituationen ist es mir allemal wert, meinen Ärger in Alltagssituationen mal runterzuschlucken. Liebe Grüße
Mitglied inaktiv
Naja Nicole, ehrlich gesagt schätze ich es als Erwachsene mehr, wenn ich mal angeraunzt werde, als wenn mir jemand mit eiskalter Freundlichkeit und daher unangreifbar begegnet. Nicht alles, was in unserer Zivilisation üblich ist, tut auch gut. Meine Kinder sollen auch nicht lernen, ihre Gefühle immer zu unterdrücken. In unserer Familie wird viel Dampf abgelassen und sich schnell wieder versöhnt; das heißt, daß ich es meinen Kindern auch nicht übel nehme, wenn sie mich zuhause mal "dumme Kuh" nennen. Zugleich zeigen wir ihnen aber auch (durch eigenes Verhalten) daß dies in der Öffentlichkeit und Fremden gegenüber nicht angemessen ist. Ich denke aber das unmittelbare Umfeld sollte es ermöglichen, daß Gefühle nicht unterdrückt zu werden brauchen, daß "so sein dürfen wie man ist/sich auch mal gehen lassen" gehört mit zur Erholung vom anstrengenden Berufs-/Kindergarten-Schulalltag. Das hat übrigens, was ich sehr gut finde, auch zur folge, daß 1. Meine Kinder nicht gleich in Tränen ausbrechen, wenn sie mal jemand anschnauzt, sondern genauso lautstark und unerschrocken contra geben können 2. Sie lernen, daß sie ihre eigenen Gefühle offen zugeben können und nichts in sich hineinfressen müssen
Mitglied inaktiv
Hallo Judith, ich rede hier keineswegs von eiskalter, geheuchelter Freundlichkeit. Muß ich denn brüllen, um zu sagen, dass mir etwas nicht paßt? Ich kann das doch genauso auch in einem ruhigen Ton sagen. Damit unterdrücke ich doch nicht gleich meine Gefühle. Ich finde es sehr bedauerlich, wenn Menschen ihre Gefühle nur durch Schreien zum Ausdruck bringen können. Da bewahrheitet sich doch nur, was ich oben schon gesagt habe: Kinder können nur das lernen, was die Erwachsenen ihnen vormachen und unser Sohn kann seinen Gefühlen sehr deutlich Luft machen - auch ohne schreien. Da kommt dann mal ein "Mannomann" oder ein "Verflixt" und manchmal geht er auch zu seiner "Boxtüte" (haben wir aufgehangen, damit er dagegen hauen kann, wenn er wütend ist), aber im Umgang miteinander versuchen wir dann wieder, freundlich zu sein. Eine Frage habe ich dann auch noch an Dich: Wie bringst Du Deinem Kind bei, dass es o.k. ist, die Familienmitglieder (wenn vielleicht auch harmlos) zu beschimpfen, es bei Fremden aber zu unterlassen? Ist bei Euch die Familie denn weniger wert als Fremde, so dass man sich untereinander nicht so respektvoll verhalten muß? Wahrscheinlich war es nicht so gemeint, aber ich finde es kein bißchen besser, vor Fremden "gut erzogen" zu tun und zu Hause dann die Sau raus zu lassen - kommt ungefähr der geheuchelten Freundlichkeit gleich (war ja auch nicht so gemeint). Naja, letzten Endes muß jeder sein richtiges Maß selber finden, aber ich persönlich finde den Umgangston von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen heutzutage mehr als bedenklich. Schon in der Buddelkiste wird geschlagen, geschubst, geschimpft und je älter die Kinder werden, desto schlimmer. Niemand hat mehr Respekt vor anderen Menschen und/oder deren Eigentum und ich finde, wir als Eltern sollte uns bemühen, in diesem Punkt wieder eine Trendwende ins Positive zu finden - indem wir unsere Kinder und deren Eigentum repsektieren, damit sie es mit uns und unserem Eigentum ebenso machen können. Einen schönen Tag noch
Mitglied inaktiv
Hallo! Ich bin auch der Meinung, daß es nicht richtig ist, seine Gefühle vor anderen zu verbergen, ganz im Gegenteil, ich finde es absolut wichtig, jede ARt von Gefühl zu zeigen (egal ob Trauer, Wut oder sonstwas). Ich kenne Menschen, die das überhaupt nicht können, es ist verdammt mühsam, mit solchen Menschen zu leben, da man nie weiß, woran man bei denen eigentlich ist. Außerdem finde ich es als Schwäche, denn wenn man Gefühle zeigt, kann man ja auch verletzt werden, und dafür fürchten sich soleche Menschen wohl; ergo: wenn ich keine Gefühle zeige, kann ich auch nicht verletzt werden. Traurig. Aber man muß, wenn man zornig ist, ja nicht immer gleich brüllen, und ich denke, daß hat frau Schuster auch gemeint. Durchaus sagen, was man gerade fühlt (denn auch ein ruhiges "du das macht mich aber traurig, was du da machst" oder "es ärgert mich, daß ...) drückt ja auch Gefühle aus. Und Schmerzen drückst du ja sicher instinktiv mit einem "aua" aus. Je nach Schmerz mal lauter, mal leiser. Und ich glaube, das sollten unsere Kinder lernen, zu sagen, was sie fühlen, aber nicht unbedingt vor lauter Zorn losbrüllen oder wegen jeder Kleinigkeit zu heulen beginnen. lg helma
Mitglied inaktiv
Ich finde schon, daß innerhalb der Familie etwas andere Regeln gelten wie außerhalb, ganz einfach, weil die Beziehungen untereinander näher und intimer sind. Das hat nichts damit zu tun, daß man sich weniger "respektiert". Genauso wie meine Tochter mich umarmt, abknutscht und an sich drückt (ebenso wie ich sie), wenn man mal gerade von Zärtlichkeit überrollt wird, genauso entläd sich ab und an mal an mir ihre Wut darüber, daß sie noch klein ist und nicht alles tun kann, was sie tun möchte.Ich finde das einfach normal. Wenn sie mich dann "dumme Kuh", dann sag ich halt zu ihr, daß es nicht meine Schuld ist, daß sie noch zu klein ist um allein auf die Straße zu laufen. Wenn ich sie mal ungerecht anfahre, dann entschuldige ich mich danach bei ihr. So lernt sie meines Erachtens "zivilisiertes" Verhalten. Die Bindungen innerhalb einer Familie sind einfach stärker als die nach außen, darum wird sowohl Liebe als auch ab und zu Wut stärker als gegenüber Fremden. Das hat meines Erachtens nichts mit mangelndem Respekt zu tun. Natürlich brülle ich mein Kind nicht total an (bin allerdings auch kein jähzorniger Typ), aber ich werde schon auch mal etwas lauter, ohne mir danach tagelang nen Kopf darüber zu machen. Übrigens bin ich selbst als Kind mit meinem jähzornigen Vater besser ausgekommen, als mit meiner Mutter, die immer "gleichbleibend" freundlich, aber irgendwie "gedämpft" war (erst heute weiß ich, daß sie damals Psychopharmaka genommen hat und wie unter einem Nebel existierte. Die Streitereien mit meinem Vater waren heftig und kurz, meiner Mutter mußte man unter großer Mühe minimale Reaktionen abringen, vielleicht rührt daher etwas meine Abneigung gegen unterdrückte Gefühle. Übrigens glaube ich euch nicht ganz, daß ihr euch Fremden gegenüber ebenso verhaltet, wie euren Kindern: Ich würde auch einer Verkäuferin, die sich meiner Reklamation gegenüber uneinsichtig zeigt nicht sagen "wissen Sie, das macht mich jetzt aber sehr traurig und wütend, daß Sie mich nicht wenigstens mal in Ruhe anhören wollen. Ich bin furchtbar enttäuscht darüber und deshalb werde ich in einer halben Stunde nochmal wiederkommen, und Sie fragen, ob Sie ihre Meineung geändert haben." Es ist einfach Fakt, daß man sich inneralb der Familie anders verhält als nach außen, die Unterschiede werden nur mehr oder weniger deutlich...
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