Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Abendlicher Familienstress

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Abendlicher Familienstress

Rosmarie007

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Wir haben Zwillinge im Alter von 3 Jahren und eine 9 Monate alte Tochter. Mein Mann arbeitet von Zuhause aus und wir essen morgens, mittags und abends gemeinsam. Auch zwischendurch läßt er sich öfter mal bei uns blicken. Jeden Abend von ca. 17 bis 19 Uhr ist er sehr, sehr schlecht gelaunt. Beim Abendessen kritisiert und schimpft er laufend die Kinder, er wird dann auch laut. Dann schimpfe ich ihm, weil er die Kinder drangsaliert. Dann sagt er, dass ich die Kinder nur verziehe und ihnen nichts beibringen, dass ich den ganzen Tag nichts sinnvolles mache und es im ganzen Haus ganz furchtbar aussieht usw. Ab 19 Uhr ist er wieder ganz friedlich. Wie können wir den täglichen Wahnsinn vermeiden?


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Rosmarie007, ich kann mich der Antwort meiner Vorrednerin anschließen. Suchen Sie in einem ruhigen Moment das Gespräch. Was möchte/erwartet Ihr Mann, was möchten/erwarten Sie jeweils in Bezug auf Erziehung, Haushalt, Freizeitgestaltung? Was meint Ihr Mann, könnte ihm gut tun, dass er besser glaunt am Abendessen teilnehmen kann? Wäre es z.B. eine Idee, dass er nach Feierabend eine halbe Stunde spazieren geht oder sich eine andere Auszeit nimmt und sie das Abendessen ggf. ein wenig nach hinten verlegen, damit dies gelingen kann? Viele Grüße Sylvia


cube

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Indem ihr Eltern euch mal in Ruhe zusammen setzt und euer bzw das Problem deines Mannes löst. Kann es sein, dass er einfach gestresst und abends sozusagen seinen Frieden will? Zu Hause zu arbeiten hat Vorteile - aber eben auch den Nachteil, das man nie wirklich mal Ruhe vor der Familie hat. Immer in beiden Welten bzw. Aufgaben gleichzeitig ist. Das ist sehr anstrengend wenn man für sich selbst keine Abgrenzung mehr finden kann. Ich spreche aus Erfahrung. Wir sind selbstständig und dementsprechend haben wir eigentlich keinen Feierabend wie andere. Wir gehen nicht zur Arbeit und verlassen diese als abgeschlossenen Teil eines Tages, der erst am nächsten Tag wieder beginnt. Meinem Mann fällt es auch schwer in stressigen Zeiten die Arbeit wirklich im Büro zu lassen. Ich würde euch empfehlen, ein ruhiges Gespräch ohne Vorwürfe über eure jeweilige Erwartungshaltung zu führen. Zu schauen, wer wo wann gestresst ist und warum und versuchen, diese Situationen für euch entspannter zu gestalten. Vielleicht braucht dein Mann erst mal eine halbe Stunde Pause um sich dann auf Familie entspannt einlassen zu können.


cube

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Du wirst vermutlich denken: aber dafür kümmere ich mich um die Kinder, Haushalt etc und hab auch keine Pause! Ja, richtig. Auch du solltest nämlich schauen, dass du mal eine Pause hast. Ob das ein fester Termin zum Sport zB ist, zum Freunde treffen oder was auch immer. Dazu kommt auch: Menschen sind unterschiedlich belastbar in unterschiedlichen Situationen. Erwarte also nicht von deinem Mann, dass er die Dinge genau so gebacken bekommt wie du. Kleines Bspl.: ich arbeite (eigentlich) TZ und habe zwischen Arbeitsende und Kind von der Schule/OGS abholen 1 Std. "Pause". D.h. ich mach ein bischen Haushalt (Spülmaschine, Saugen etc) und hätte dann ca. 30 min. nur für mich. Es sei denn, mein Mann bittet mich mit dem Hund zu gehen, weil er zu viel zu tun hat. Ganz bestimmt sagen viele "och, mit dem Hund gehen ist doch keine Arbeit". Für mich schon. Denn dann habe ich keine 30 Min. in denen ich mich mal um nichts kümmern muss und bin gefühlt den ganzen Tag nur am tun und machen für andere. Diese Frage "kannst du heute bitte mit dem Hund gehen" kann mir absolut die Laune verhageln und meinen Stresslevel in die Höhe treiben. Und jetzt stell dir mal deinen Mann vor. auch er hat nie wirklich frei. Ja, du kümmerst dich doch um die Kinder, er muss sich nur an den Tisch setzen zum Essen. Genau: er muss. Da ist diese unausgesprochene Erwartungshaltung, sich darauf zu freuen, nett und entspannt zu sein. Für deinen Mann ist das aber vermutlich gar nicht so entspannt wie du meinst. In der Zeit soll er die Arbeit (die eine Etage höher auf ihn wartet) vergessen und ganz bei euch sein. Und danach wieder ruck zuck auf Arbeit umschalten und dann wieder ruck zuck auf Familie am Abend. Er hat doch jetzt frei und kann sich ganz entspannt der Familie widmen. Tatsächlich aber ist er vermutlich den ganzen Tag gefühlt keiner von beiden Welten (Arbeit/Familie) wirklich gerecht geworden. redet mal miteinander. Was würde er sich wünschen - was du dir. Und denk dabei auch an dich - wo würdest du dir mal eine Auszeit wünschen? Denn auch du bist von morgens bis abends am "Tun und Machen". Gehen eure Kids schon in den KiGa und könnten auch mal mit zu Freunden? Gibt es Oma & Opa in der Nähe und könnten 1 x wöchentlich die beiden "Großen" abholen/zum Spielplatz mitnehmen? Ich glaube nämlich nicht, dass euer tatsächliches Problem die Erziehung oder der Haushalt ist - das ist nur das, was am einfachsten Verbalisiert werden kann. Ursache für den Ärger darüber wird meiner Meinung nach aber eher der Alltagsstress sein, den ihr mit mehr Rücksicht auf eure eigenen Bedürfnisse evt. neu regeln müsst. Vielleicht würde dein Mann zB lieber auswärts Mittag essen und dadurch eine richtige Pause am Tag haben? Und könnte sich dann auch auf das gemeinsame Abendessen freuen. Du dich dann auch - weil es eben keine Streit über Firlefanz gibt und du evt. nach dem essen auch mal 30 Min. die Füsse hochlegt, während dein Mann die Kida bespaßt.


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