Frage im Expertenforum Ernährung in der Schwangerschaft an Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa:

Uranbelastung im Mineralwasser

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
Ehemaliger Chefarzt und Direktor der Universitätsfrauenklinik Magdeburg

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Frage: Uranbelastung im Mineralwasser

Dojo82

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Hallo Herr Prof. Dr. Costa, leider musste ich feststellen, dass das Mineralwasser, das ich in den ersten 8 SSW in großen Mengen (bis zu 2 l/Tag) getrunken habe, stark mit Uran belastet ist. Es handelt sich um Naturpark Quelle, laut St. Warentest mit 13 g/l belastet. Die Obergrenze für Leitungswasser beträgt in DE 10 g/l, für Säuglinge 2 g/l. Ich hätte nie gedacht, dass der Gesetzgeber so etwas zulässt, bin extra von Billigwasser in PET auf Wasser in Glasflaschen gewechselt, um dem Nachwuchs etwas Gutes zu tun. Weitere Infos zu mir: 39 J., 61 kg, 1 Abort 2020, Late-onset AGS. Tägliche Medikation: 25 g L-Thyrox, 2x200 mg Famenita, 150-300 mg Magnesium, Femibion 1, ASS 100 Geburtstermin 21.01.2022 Welche Schädigungen halten Sie für möglich bzw. wahrscheinlich? Ich habe am 12.7. mit 12+3 an der Uniklinik TÜ mein Ersttrimesterscreening. Gibt es dann oder später besondere Untersuchungen, die man zusätzlich durchführen, oder Dinge, auf die man besonders achten sollte? Vielen Dank!


Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

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Eine erhöhte Uranbelastung im Mineralwasser ist ganz sicher nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Diese Tests der Stiftung Warentest und von Oeko-Test sind meines Wissens nachvollziehbar und aussagekräftig, weil sie in guten Labors durchgeführt wurden. An dem Wert der Tests zweifle ich nicht. Dass Stoffe wie Uran in vielen Speisen in kleinen Konzentrationen vorhanden sind, ist eine Tatsache, mit der wir alle wohl leben müssen. Die Grenzwerte, die der Gesetzgeber vorgibt, sind solche, die sehr wahrscheinlich als "für den Verbraucher", also uns alle als sicher gelten. Erfahrungsgemäß werden die Grenzwerte so streng gesetzt, dass eine kleine Überschreitung nicht gleich sehr gefährlich ist. Bitte erlauben Sie mir, Ihnen ein Zitat aus dem Bericht des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und des Bayerischen Landesamtes für Umwelt anzuführen (das finden Sie selbst im Internet unter: https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/warengruppen/wc_59_trinkwasser/doc/uranbericht. pdf): • "Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001) enthält keinen Grenzwert für Uran. Da im Trinkwasser gemäß Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001) je- doch keine Stoffe vorhanden sein dürfen, die eine Schädigung der menschlichen Gesundheit besorgen lassen (TrinkwV 2001, § 6 Abs. 1), hat das Umweltbundesamt für Uran im Trinkwasser einen „gesundheitlichen Leitwert“ empfohlen. Dieser leitet sich aus einem Versuch mit Kaninchen ab, in dem die niedrigste Dosis mit Beobachtung einer gesundheitsschädigenden Wirkung auf die Niere ermittelt wurde. Um einen sicheren Abstand von dieser gerings- ten schädigenden Dosis zu erhalten, wurde ein Sicherheitsfaktor von 50 - 100 eingerechnet. So ergibt sich eine für Menschen aller Altersstufen, auch Säuglinge, lebenslang gesundheitlich duldbare Höchstkonzentration für Uran im Trinkwasser von 10 μg/l. Dieser Vorsorgewert kann ohne Gesundheitsgefähr- dung zeitlich befristet überschritten werden. Dafür hat das Umweltbundesamt einen „Maßnahmewert“ im Sinne der TrinkwV 2001 von höchstens 20 μg/l für eine Belastungsdauer von bis zu 10 Jahren genannt. • Auch die Mineral- und Tafelwasserverordnung (Min/TafelWV) enthält kei- nen Grenzwert für Uran. Allerdings regelt die Min/TafelWV in Anlage 6 (zu § 9 Abs. 3), welche Anforderungen einzuhalten sind, wenn auf die Angabe „Geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“ hingewiesen wird. Nur in Mineralwässern mit dieser Angabe darf der Gehalt an Uran 2 μg/l nicht über schreiten. • Der vorläufige Trinkwasserleitwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO Guidelines for Drinking-Water Quality, 2004) liegt bei 15 μg/l und soll eine le- benslange, gesundheitlich duldbare Aufnahme gewährleisten. Bis zum Vorliegen weitergehender Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Auswirkungen könne möglicherweise ein höherer Leitwert von bis zu 30 μg/l als ausreichend angesehen werden. Diese Auffassung wird gestützt durch die unklare klini- sche Relevanz der Effekte, die mit der Uranzufuhr im vorliegenden niedrigen Dosisbereich einhergehen. • Die oberste Umweltbehörde der USA hat einen maximalen Kontaminationswert von 30 μg/l festgelegt (Environmental Protection Agency, 2000). Die Kreisverwaltungsbehörden in Bayern wurden im Oktober 2002 in einem ministeriellen Schreiben dazu aufgefordert, dass die Wasserversorgungsunternehmen bei Konzentrationen ab 20 μg/l Uran (Maßnahmewert des Umweltbundesamtes) von den Wasserwirtschaftsämtern über Abhilfemaßnahmen beraten werden." Entscheidend ist hier, dass man mit Schädigungen der Nieren rechnet, wenn man über "sehr lange Zeit" z.B. Uranhaltiges Wasser trinkt. Wie diese "sehr lange Zeit" definiert wird, ist schwer zu sagen - aber es geht sicher um Jahre. Über Auswirkungen auf die Ungeborenen konnte ich keine gute Information finden. Wenn Ihre Nierenwerte völlig in Ordnung sind und Sie keine erhöhten Uranwerte im Urin haben (diese Untersuchungen sollten meines Erachtens als erstes durchgeführt werden), wäre das schon mal eine sehr wichtige und gute Nachricht. Wie man dem beigefügten Text entnehmen kann, gibt es in anderen Ländern höhere, zulässige Urankonzentrationen (bis zu 20 Mikrogramm/l), ohne dass es zu gesundheitlichen Schäden gekommen ist. Unsere Grenzwerte gelten also als streng. Bitte erlauben Sie mir, trotz der Brisanz dieser Situation und möglicher juristischer Folgen folgende Ratschläge zu geben: 1. Ab sofort kein belastetes Mineralwasser mehr trinken. 2. Nehmen Sie Kontakt mit dem Hersteller auf und fragen Sie nach den Maßnahmen, die man getroffen hat, nachdem es klar wurde, dass das Wasser zu viel Uran enthält. Es gibt bestimmte Filtersysteme, mit denen man Uran entfernen kann und es kann sein, dass der Hersteller auf den Öko-Test reagiert hat. Was sehr gut wäre. Schließlich ist die Studie letztes Jahr durchgeführt worden und der Hersteller hatte genug Zeit, um zu reagieren. 3. Bitte besprechen Sie die Situation unbedingt mit den Ärzten aus der Tübinger Uniklinik. Da es sich um eine spezielle Situation handelt, bitten Sie darum, dass sich eine Oberärztin um Sie kümmert.


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