Frage im Expertenforum Ernährung in der Schwangerschaft an Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa:

Tonka-Bohne/Cumarin

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
Ehemaliger Chefarzt und Direktor der Universitätsfrauenklinik Magdeburg

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Frage: Tonka-Bohne/Cumarin

Marienkäfer777

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Sehr geehrter Herr Dr. Costa,  zunächst herzlichen Dank für Ihre Antworten im Forum hier, die mir schon oft geholfen haben.  Kürzlich habe ich auf einer Feierlichkeit ein Stück Käsekuchen gegessen. Vorab wurde mir zugesichert, dass dieser alkoholfrei ist und ich habe ihn bedenkenlos gegessen.  Danach habe ich erfahren, dass er Tonka-Bohnen-Paste enthielt. Auf Nachfrage, wie viel genau im gesamten Kuchen war, konnte ich rückrechnen, dass ich wohl mit meinem Stück insgesamt 2-3mg Cumarin (nicht Tonka-Bohne) aufgenommen habe.  Nun meine Fragen:  1) Marcumar enthält ja auch pro Tablette nur 3mg Phenprocoumon. Kann man das gleichsetzen oder ist Phenprocoumon als synthetisches Cumarin-Derivat in der Wirkstärke anders anzusehen als das Cumarin aus der Tonka-Bohne im Käsekuchen?  2) Im 2./3. Trimenon diskutieren Studien mögliche Mikroblutungen beim Baby und damit einhergehend mögliche ZNS-Schäden. Ist dies auch bei Cumarin im Kuchen/Einmalexposition anzunehmen?  Ich danke Ihnen vorab vielmals für Ihre Einschätzung.  Viele Grüße  Deine Schwangerschaftswoche: 24


Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

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Cumarin ist ein Naturstoff, der in Pflanzen vorkommt und für den typischen Waldmeistergeschmack und -geruch verantwortlich ist. Von dieser Substanz aus der Natur unterscheiden sich Cumarinderivate wie Phenprocoumon oder Warfarin, welche synthetisch hergestellt und als Arzneimittel zur "Blutverdünnung" (eigentlich Hemmung der Blutgerinnung) verwendet werden. Auch wenn man das Wort "Cumarine" sowohl für den natürlich vorkommenden Stoff als auch für die Gerringungshemmer verwendet, kann der Eindruck entstehen, dass man über das Gleiche spricht. Dass also ein  bisschen Tonkabohne in einem Käsekuchen so ist, als ob man eine oder mehrere Tabletten Marcumar oder Falithrom eingenommen hätte... Das stimmt natürlich nicht.  Was nicht heißen soll, dass man Cumarin "kiloweise" essen darf, ohne dass etwas passiert... Die erlaubte tägliche Maximaldosis liegt im Falle von Cumarin 0,1 Milligramm (mg) pro Kilogramm (kg) Körpergewicht. Also wären das bei jemandem, der 70 Kg wiegt 0.7 mg. Das gilt aber für den Fall, dass man "täglich" Cumarin-haltige Speisen zu sich nimmt. Sie haben ja nur ein Mal Cumarin als Gewürz zu sich genommen. Man geht heute davon aus, dass nichts zu befürchten hat, wenn dieser Wert für einen kurzen Zeitraum überschritten wird.  Nach meiner Einschätzung brauchen Sie sich wegen des Käsekuchens mit Tonkabohnen-Gewürz keine Sorgen zu machen. Wenn Sie wissen wollen, ob Tonkabohnen gut oder wichtig für unsere Ernährung sind und wir unbedingt darauf bestehen sollten, dass diese aus den Tropen oder nördlichen Südamerika zu uns gebracht werden, allerdings nur mit Segelschiffen (kein Motor, versteht sich !) und dann mit Lastenfahrrädern bis zu den Geschäften, damit die Umwelt nicht leidet, dann lautet meine Antwort ganz klar: Nein, kein Mensch braucht Tonkabohnen, auch Schwangere nicht. Aber das ist nur eine Meinung, kein Verbot oder etwas Ähnliches....


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