Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Zehenspitzengang und Unruhe

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Zehenspitzengang und Unruhe

Raupenmama

Hallo Frau Windisch, Erst mal vielen Dank, dass sie immer so hilfreiche Tipps haben. Ich lese sehr gerne bei Ihnen im Forum. Deshalb bitte ich nun auch wenn möglich um eine Einschätzung zu meiner Tochter. Sie ist 21 Monate alt. Sie war ein Schreibaby, dies wurde nach Osteopathie deutlich besser. Sie brauchte immer sehr viel Regulation von uns. Sie ist schon immer sehr reizoffen, schläft schlecht und ist sehr unruhig. Es klingt etwas seltsam aber sie erinnert mich an manchen Tagen an einen Hund, der 3 Tage nicht Gassi war. Sie ist sehr sprunghaft, provoziert viel und "hört" nicht. Als ob sie garnicht ganz da wäre. Gerade an solchen Tagen geht sie oft im Zehenspitzengang durch die Wohnung. Drinnen würde ich sagen, dass sie ca. 50% auf Zehenspitzen läuft. Draußen macht sie das garnicht. Ich gehe 2 bis 4 Stunden täglich mit ihr raus, sonst wirkt sie auf mich einfach wahnsinnig unausgeglichen. Draußen bewegt sie sich allerdings wenig. Sie möchte viel getragen werden und sitzt hauptsächlich im Sandkasten. Sie mag nicht sonderlich gerne rutschen oder schaukeln, dagegen gerne Karussell fahren. Mein Mann trägt sie ab und an auf den Schultern. Auch das mag sie nur manchmal. Als ob es zu aufregend für sie wäre. Worauf ich hinausmöchte: Es gibt Tage, an denen sie wie der besagte Hund ist. Kaum in der Lage sich zu konzentrieren, unruhig, geringes Schlafbedürfnis, Zehenspitzengang, viel Tragen, kein Kuscheln. Dann gibt es Tage, da basteln wir 2 Stunden zusammen am Tisch, sitzen danach noch weitere 45 Minuten beim Essen, danach schläft sie 2 Stunden und ist kuschelig. Das alles ist wirklich unabhängig von dem klassischen Zahnen oder Krankheiten ausbrüten. Ich kann absolut kein Muster erkennen und weiß manchmal nicht, wie ich ihr an solchen Tagen "helfen" kann oder richtig mit ihr umgehen soll. Ich müsste dauerhaft schimpfen. Woran könnte das liegen? Ist in Ihrem Alter Ergotherapie überhaupt schon ein Thema? Könnte Physiotherapie sinnvoll sein oder gibt es Übungen, die ich mit ihr machen könnte? Berührungen mag sie nicht sonderlich.  Ach ja, ab und an schreit bzw. spricht sie wahnsinnig laut. Ich würde ja fast eine Schwerhörigkeit vermuten, wenn sie nicht schon die Sirene oder das Flugzeug hören würde, lange bevor ich es hören kann. Könnte sie irgendwelche Wahrnehmungsprobleme haben? Wenn ja, wo wäre die richtige Anlaufstelle, um das abzuklären? Ansonsten ist sie ein fittes Kind, das gut entwickelt ist. Vielen Dank und liebe Grüße und entschuldigen Sie die Länge 


Hallo, da Sie unruhig, Regulation von außen nötig, Schreibaby, nicht kuschelnd, keine Berührungen mögend und schlechten Schlaf beschreiben, könnte auch eine Regulationsstörung dahinter stecken. Das kann man bei Ergotherapeut/innen abklären lassen, die auf sensorische Verarbeitungs- und Regulationsstörungen bei Säuglingen und Kleinkindern spezialisiert sind (z.B. Säuglingstherapeutin nach Intra Act Plus), zum nachlesen: https://www.thieme-connect.de › products › ejournals › pdf › 10.1055 › a-1213-8039.pdf dass es phasenweise besser klappt, kann ein Hinweis darauf sein, dass schon eine eigene Regulation stattfindet, aber noch nicht dauerhaft gelingt. Wenn der Zehenspitzengang durchgehend seit dem Laufbeginn stattfindet und drinnen zu 50% ,würde ich das beim Kinderarzt und ggf.bei einer auf Kleinkinder spezialisierten Physiotherapie abklären lassen und dort auch mal die Muskelspannung einschätzen lassen. Bieten Sie ihre Kind viel Körpereigenwahnehmung, z.B.mit Babymassage (lieber feste drückende, wringende langsame Bewegungen als leichte streichende, da sie ja Berührungen/kuscheln nicht so toleriert) und eincremen/einölen, wenn es toleriert wird, ringförmiges Drücken der Arme und Beine mit festen Druck und langsamen Bewegungen, "Abrollern" mit z.B.einem Körnerkissen, aber wieder mit Druck für eindeutige Spürinformationen statt einem leichten "Abstreichen". Ob dies bei ihrem Kind der Hintergrund für das beobachtete Verhalten ist, können Spezialisten vor Ort besser einschätzen, als ich aus der Ferne - es wäre aber zumindest mal ein Ansatzpunkt zum Abklären. Alles Gute, Kristin Windisch    


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