Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Feinmotorik

Frage: Feinmotorik

gelbi

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Hallo, mein Sohn ist bereits 10jahre er hat keine perfekte Stifthaltung, aber er macht das beste daraus. Teilweise drückt er zu fest auf. Neu dazu kommt der Zirkel mit dem er Schwierigkeiten hat. Liegt es am Handgelenk? Gibt es übungen? Oder hat es was mit dem überkreuzen der Gehirnhälften zu tun? Er braucht auch länger um Rechts/Links zu benennen und Schuhband binden lernen brauchte er auch sehr lange. Vielleicht können sie mir Tipps geben, damit er nicht so verkrampft im Handgelenk ist. Dankeschön 


Kristin Windisch

Kristin Windisch

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Hallo, Verzeihung für die lange Wartezeit, es gab erst noch technische Bedingungen hier abzuklären, vor dem Fortführen der Beratung. Im Alter von 10 Jahren müsste man schauen: kommt er trotz einer "anderen" Stifthaltung gut damit zurecht, sprich er kann schmerzfrei länger leserlich schreiben ohne zu stark aufzudrücken (erkennt man ganz gut an der Papierrückseite) oder kommt es aufgrund der Stifthaltung zu Verkrampfungen, Schmerzen, weniger Ausdauer beim Schreiben (muss öfter Pausen machen, um die Hand zu entspannen). Bei letzterem würde eine Ergotherapie die Ursache suchen: liegt es an einer geringen Körperspannung (wird oft kompensiert durch verkrampfende Finger, starkes Aufdrücken, ggf.v.a.bei jüngeren Kindern Malen/Schreiben mit Arm in die Luft hochhalten statt auf dem Tisch aufliegend - denn dadurch wird die Muskelspannung gesteigert, um den Stift ausreichend halten und führen zu können)? Man würde schauen, ob er bei geschlossenen Augen beim Finger antippen alle Finger richtig spürt, wie generell die Kraftdosierung ist (auch z.B.beim werfen Ball auffällig, beim Teig ausrollern, kneten, basteln, etc.), ob es Probleme in der feinmotorischen Koordination gibt (z.B.Basteln erschwert/vermieden), usw. Dass es am Handgelenk liegt ist eher seltener der Fall - kann man aber leicht überprüfen, ob er die Hand gut locker kreisen kann oder bei auf dem Tisch aufliegendem Arm mit der Hand gut auf den Tisch klopfen kann ohne den Unterarm hochzunehmen. Die Mittellinienkreuzung spielt eine Rolle bei der Ausprägung der dominanten Händigkeit (Rechts-/Linkshänder), nicht aber bei Stifthaltung und Kraftdosierung. Das Verwechseln von rechts/links kann ein Anzeichen der visuellen Wahrnehmungsleistung sein, dann hätte er ggf.auch Probleme beim puzzlen gehabt, Verstecke spielen, bei Rätseln mit visuellem Wahrnehmungsanteil.    Fürs zu fest aufdrücken: eine Moosgummiunterlage A4 aus dem Bastelbedarf unterlegen, so bekommen die Kinder sehr schnell mit, wann zu doll aufgedrückt wurde (dann bekommt das Papier nämlich ein Loch) und lernen leichter den Druck beim Schreiben optimaler anzupassen und dann verkrampfen evtl.auch die Finger schon weniger (für die Automatisierung vom Lernprozess sollte das dann aber sowohl in der Schule als auch zu Hause genutzt werden). Sollte es trotzdem zu Schmerzen beim Schreiben oder ständig Pausen machen mit lockern der Hand kommen, sollte überlegt werden die korrekte Stifthaltung doch noch anzutrainieren - das fühlt sich erstmal sehr komisch für ihn an, ist aber eine Gewöhnungssache und eine Frage der häufigen Anwendung, je öfter umgesetzt, fühlt es sich bald "normaler" an, allerdings dauert ein Umlernen der Stifthaltung aufgrund der bereits jahrelang stattgefundenen Automatisierung länger und ist fürs Gehirn erstmal "anstrengender" vom Gefühl als die bisher gewohnte Stifthaltung. Ich würde zu einer ergotherapeutischen Abklärung in einer Praxis raten, wo jemand eine Graphomotorik-Weiterbildung für Kinder hat und dann dort auch den Umgang mit dem Zirkel trainieren und schauen, was man im Handling erleichtern kann. Die feinmotorische Koordination, Körperspannung, Kraftdosierung und auch die visuelle Wahrnehmung (ist auch ein Anteil beim Schleife binden) ksnn dort abgeklärt und ggf.gefördert werden.  Alles Gute, Kristin Windisch  


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