Jume
Liebe Frau Windisch, wir wissen nicht genau, wo wir ansetzen sollen und ob Ergotherapie oder Psychotherapie sinnvoll wäre. Unsere 3,5 jährige Tochter sollte vergangenen September im Kindergarten eingewöhnt werden. Bis dahin wurde sie nie fremdbetreut. Wir dachten aber es würde absolut problemfrei funktionieren, weil sie ein absolut fröhliches ,offenes, scheinbar furchtloses Kind war, super gerne mit anderen Kindern gespielt usw. Eingewöhnung haben wir letztendlich abgebrochen, da sie nach den ersten Trennungen so sozial auffällig wurde dass wir unser Kind nicht wieder erkannt haben. Hat jede Nacht geweint und gesagt ich hätte sie allein gelassen, hat ihrer kleinen Schwester ständig weh getan, mir weh getan, Widerstand wo nur möglich uvm. Sie hat sich allmählich zu Hause wieder "erholt"und wurde wieder die Alte. Seit ca 2 Wochen wirkt sie nun unaufgeräumt, hat wieder Trennungsangst, tut der kleinen Schwester wieder weh, ist extrem trotzig. Möglicherweise hat sie mitbekommen, dass wir über eine erneute Kindergarten Anmeldung gesprochen haben. Sie wirkt in andere Dingen auch unsicher, traut sich nicht zu aufs Klo zu gehen und trägt noch Windeln, obwohl sie es sicher seit 1,5 Jahren schon könnte...wir machen keinen Druck aber wollen sie hin und wieder ermuntern. Hat sie durch die gescheiterte Eingewöhnung ihre Selbstsicherheit verloren, gar ein Trauma? Wo könnten wir ansetzen? Vielen Dank für Ihre Einschätzung!
Hallo, Sie können ihre Frage gern zusätzlich,falls noch nicht geschehen, im Bereich "Entwicklung von Babys/Kindern besser verstehen" bei Frau Henkes stellen für die psycholog. Einschätzung. Es kann schon sein, daß ihr Kind gehört hat oder spürt, dass Kita wieder ein Thema ist und da an bereits gemachte Erfahrungen anknüpft. Vielleicht können Sie das Thema Kita nochmal mit altersgerechten Büchern unterstützen (gibts es von Conni oder von Leo Lausemaus, etc.). Es kann auch hilfreich sein, dass ihr Kind kleinschrittig eine anderweitige Betreuung kennenlernt, sei es an einigen Tagen stundenweise durch Familie/Verwandte/Bekannte oder Babysitter/in, etc. So kann ihre Tochter Stück für Stück lernen, dass Trennungen für kurze Zeit sind und Sie stets wieder da sind und somit auch positive Erfahrungen zu diesem Thema sammeln, quasi als Vorbereitung für einen erneuten Kitastart. Beim neuen Kitaversuch sollten Sie das Erzieherteam dafür sensibilisieren, dass ihr Kind viel Zeit für eine Eingewöhnung braucht - je nach Sensibilität des Kindes, Vorerfahrung mit Fremdbetreuung, etc., passt das Standard Eingewöhnungsmodell nicht für jedes Kind. Führen Sie ihr Kind spielerisch an die Toilette heran, nehmen es zum eigenen Toilettengang mit und motivieren Sie sie zu kurzen windelfreien Phasen, das ist jetzt genau die richtige Jahreszeit um mit dem Thema "ohne Windel" anzufangen. Kinder, die sich hartnäckig nicht trauen, sich auf die Toilette zu setzen, können z.B. mit Stempeln zusätzlich motiviert werden (quasi für den Mut sich mal auf die Toilette zu setzen) oder eine Toilettentreppe mit Sitzverkleinerung kann Sicherheit dafür vermitteln. In diesem Alter kann durchaus festgelegt werden, für unterwegs eine Windel, aber zu Hause ohne. So kann sie zunächst im vertrauten Umfeld üben und Sicherheit für den Toilettengang entwickeln, bevor man die Windel dann auch draußen weglässt (wenn es zu Hause dann gut klappt). Alles Gute, Kristin Windisch