Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Warum nimmt mein Baby keine feste Nahrung an?

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Warum nimmt mein Baby keine feste Nahrung an?

Mariposa18

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Guten Tag Frau Windisch, ich wurde mit meinem Anliegen an Sie verwiesen und hoffe Sie können mir weiterhelfen. Vorweg ein paar Hintergrundinformationen. Ich bin Mutter einer einjährigen Tochter, die aufgrund einer Plazentainsuffizienz als Frühchen mit 1700g zur Welt kam (in SSW 35+2) und aufgrund einer Muskelhypotonie grobmotorisch entwicklungsverzögert ist. Das Thema Ernährung war bei uns von Anfang an ein großes Thema und mit viel Geduld verbunden. Mittlerweile isst unsere Tochter ganz gut ihren Brei. Der Essensplan sieht zur Zeit noch so aus: Morgens Kindermüsli mit Kuhmilch Vormittags Joghurt oder Obstbrei Mittags GKF Brei (am liebsten feiner) Nachmittags GOB Abends Milchbrei mit Kuhmilch Ich versuche sie nun schon seit einiger Zeit für feste Nahrung zu begeistern, leider ohne Erfolg. Egal was ich ihr anbiete, ob Brot, Obst oder Gemüse, Kekse usw. sie lehnt alles ab. Sie nimmt es meist nicht mal in die Hand und wenn doch, dann landet es gleich auf dem Boden. Ihre Physiotherapeutin meinte, dass das bei hypotonen Kindern oft der Fall sei, dass sie nicht gerne kauen und ich solle ihr immer wieder mal etwas in den Mund stecken, also an den Gaumen oder in die Backentaschen, aber ich kann sie ja nicht zwingen. Haben Sie vielleicht ein paar Tipps wie ich Ihr Fingerfood und das Essen vom Familientisch schmackhaft machen kann? Oder ist auch hier wieder Geduld gefragt und es kommt irgendwann von alleine? Für Ihre Antwort im Voraus herzlichen Dank. Liebe Grüße Mariposa18


Kristin Windisch

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Hallo, das liegt in der Tat mit an der Muskelhypotonie,denn für diese Kinder ist es nochmal anstrengender die Kauleistung mit den Mundmuskeln zu vollbringen, aber selbst bei Nicht-Frühchen gibt es Kinder,die entweder nichts hartes essen oder andersrum,keine breiigen Sachen,sondern nur Fingerfood... Der Trend geht ja zum Fingerfood hin,aber wie Sie schon sagten,man kann kein Kind zwingen. Immer wieder mal anbieten, und sei es nur zum hantieren/experimentieren (bitte nicht vom früheren "mit Essen spielt man nicht" verunsichern lassen, hier ist das ausdrücklich erlaubt und erwünscht,um sich den Lebensmitteln anzunähern,das lässt dann von selbst wieder nach und ist eine Art "Kontaktaufnahme"/kennenlernen,bevor es überhaupt in den Mund darf). Auch wenn erstmal nur gelutscht und nicht gekaut wird ist das ok, der Geschmack wird kennengelernt. Sehr hilfreich finde ich das Buch: "Baby,warum isst Du nicht?" von Schwarz-Gerö, indem auf die jeweilige Entwicklungsphase und seine Besonderheiten eingegangen wird und auch auf Frühchen-Kinder ein Kapitel kommt. Hier sind viele praktische Tips enthalten, die ich auch immer wieder gern selbst anwende. Ansonsten können Sie die Muskelaktivität vor dem Essen anregen,in dem etwas kaltes gelutscht oder getrunken wird (lutschen effektiver,da es länger im Mund bleibt), denn kalt steigert die Muskelspannung: z.B. Fruchtsaft-Eiswürfel oder bei Sorge ums Verschlucken geht es auch einen Eierbecher (lieber Keramik als Kunststoff) mit Saft zu füllen (nicht mehr als 80%Füllmenge) und einen Zahnstocher o.ä.reinzutun,ab ins Gefrierfach,nach einigen Stunden kann man das kurz antauen lassen und dann am Stocher rausziehen und festhalten, das Baby daran saugen lassen. Wollen Sie auf Fruchtzucker verzichten geht das natürlich auch mit Wasser. Ansonsten können Sie auch zur Logopädie,die speziell für die Mundmuskeln/motorik Alltagstips und Übungen hat, was ja dann auch fürs Sprechen sehr wichtig ist. Entweder Verordnung beim Kinderarzt anfragen, oder als Selbstzahlerleistung eine Beratungsstunde bei der Logopädie erfragen. Hierbei ist es auch relevant,wie die Mundmuskeln bisher so aktiv waren,sprich stillen/langes Saugen an Brust gut geklappt,Mundschluss aktiv oder sehr oft speichelnd da geringe Mundspannung, usw. Alles Gute


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