Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Warum legt sich mein Kind wie ein Flugzeug auf den Bauch und meckert?

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Warum legt sich mein Kind wie ein Flugzeug auf den Bauch und meckert?

Mariedin

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Hallo Frau Windisch, danke, dass ich Ihnen eine Frage stellen darf und ich hoffe, ich bin bei Ihnen an der richtigen Adresse. Meine Tochter ist nun 6.5 Monate und war eigentlich das was man wohl "Anfängerbaby" nennt. Ich erzähl aber mal ein wenig: sie ist Recht groß, 72 cm und wiegt etwas über 10 kg. Allerdings war sie schon immer groß und schwer. Ich Stille voll und bin nun bei Beikost morgens und abends, was super klappt. Meine Tochter ist allerdings ein speikind. Sie hat teilweise richtig viel gespuckt, weit mehr als 10 mal am Tag. Es geht mittlerweile besser. Mit drei Monaten konnte sie sich drehen von Rücken auf Bauch und rollt mittlerweile durch unser Wohnzimmer. Allerdings gibt es Tage und Phasen bei denen sie sich auf den Bauch dreht und die arme und Beine hochnimmt (bisschen wie ein Flugzeug) und richtig laut meckert. Das geht dann bis ins schreien und weinen über (sonst ist sie total entspannt, wie gesagt). Ich Dreh sie dann zurück aber meist dauert es nicht lange und es geht wieder los. Nicht nur dass ich völlig fertig bin von dem sehr langen und lauten meckern, sie ist dabei auch nicht glücklich. Es geht mir nicht darum, dass sie krabbeln lernen soll, Sondern ich mache mir einfach sorgen, dass ihr was weh tut. Die Kinderärztin meinte, sie würde testen wie schnell ich reagiere aber das glaube ich nicht. Ich sitze ja zum Teil neben ihr und schaue wie sie ganz verzweifelt da in ihrem Flugzeug-modus regelrecht festhängt. Von Bauch auf den Rücken drehen ist, wie gesagt, überhaupt kein Problem. Sie hat bereits vier Zähne und nun ist auch wirklich schon nr. Fünf und sechs auf dem Weg. Ich überlege daher ob es einfach die Position ist, die den Schmerz verstärkt. Dann dachte ich über einen Besuch beim Osteopathen nach, weil man darüber so viel liest. Die Geburt war ein Kaiserschnitt nach über 20 h wehen und mehrmals erneuern der pda. Ihre Herztöne sind bei den Presswehen runter gegangen. Man hat dann gesehen dass sie die Nabelschnur zweimal um den Hals hatte. Entschuldigen sie die lange Mail. Ich hoffe einfach wirklich auf Hilfe abseits von "Babys meckern auch Mal". Es ist wirklich extrem an manchen Tagen und ich kann dann eigentlich nur noch mit der trage mit ihr spazieren gehen. Danke und lieben Gruß


Kristin Windisch

Kristin Windisch

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Hallo, vielen Dank für ihre ausführliche Beschreibung, dann habe ich gleich ein genaueres Bild vor mir, um die Situation beurteilen zu können. Ich würde das auch nicht einschätzen als, "sehen wie schnell die Eltern reagieren"! Dafür findet es zu sehr in genau dieser Situation, an die Bauchlage/Flugzeugposition gekoppelt, statt. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr Baby gerade vor einem Entwicklungssprung steht und etwas umsetzen will und das motorisch noch nicht so klappt, wie sich ihr Baby das vorstellt und sie sich dann berechtigt darüber sehr beschwert. Vielleicht möchte sie zum kreiseln, robben oder in den 4Füßlerstand kommen - als Grundlage fürs Krabbeln - das würde zum Alter passen, falls der Handstütz schon vorhanden ist (abstützen des Oberkörpers vom Boden mit den geöffneten Händen). Ist dieser noch nicht da, liegt es vielleicht daran, dass sie diesen Entwicklungsschritt nun vor sich hat, dann können Sie ihr Baby darin unterstützen und die Arme nach vorn in den Stütz führen und mit halten, beobachten Sie, ob es beginnt, sich abzustützen. Das ist die Grundlage zum kreiseln, robben und später 4Füßlerstand auf dem Weg zum Krabbeln. Diese Flugzeugposition nennt man in der motorischen Entwicklung auch "schwimmen" und gehört zum normalen Entwicklungsablauf auf dem Weg von "nur" Bauchlage hin zum Ziel "Krabbeln" und die Welt erkunden. Das ist ja auch frustrierend, wenn man etwas unbedingt können will, aber der Rest vom Körper noch nicht so mitmacht, wie man das gern hätte. Da ist es auch unbedenklich, wenn Sie ihr Kind darüber schimpfen lassen, in ihrer Anwesenheit! Hören Sie auf die Art des Weinens und gehen Sie wie bisher nach ihrer Intuition, wann das Schreien von etwas Frustration/Schimpfen in Verzweifeln übergeht und lösen ihr Baby dann aus der Position - machen eine kleine Pause vom Flugzeug. Auch wenn man diesen Spruch als Eltern schon manchmal nicht mehr hören kann: es ist nur eine Phase und lässt auch wieder nach (bis zur nächsten Phase) ;) Ich würde ihnen trotzdem unbedingt noch zur Osteopathie raten (achten Sie auf Säuglinge und Kinder spezialisierte Osteopathie), v.a auch weil es ein Kaiserschnitt-Baby ist (viel Massagen und Körperwahrnehmung anbieten!). Wenn die Kinderarztpraxis das begründet und Osteopathie empfiehlt, beteiligen sich die Krankenkassen zu einem bestimmten Prozentsatz auch an den Behandlungskosten. Dafür reicht es, wenn sie in der Praxis das häufige Schreien in dieser Situation erklären, Blockaden bei der Osteopathie abgeklären wollen und es auch ein Kaiserschnitt war. Dann können Sie nach osteopathischer Einschätzung auch Blockaden als Ursache für das Schreien und die Flugzeugposition ausschließen. Hier noch ein paar praktische Übungen/Angebote fürs Baby abhängig davon, ob der Unterarmstütz schon vorhanden ist: https://www.youtube.com/watch?v=0-nCQVhloxw https://www.youtube.com/watch?v=1s0KrQAHq4I https://www.youtube.com/watch?v=xEGae8LTDU4 https://www.youtube.com/watch?v=5x9IhIgc8Ao vielleicht entspannt das die Bauchlage etwas, viel Spaß dabei, alles Gute, Kristin Windisch


Mariedin

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Liebe Frau Windisch, vielen Dank für Ihre nette und ausführliche Antwort. Ich weiß ihre Hilfe sehr zu schätzen. Ihre Erklärung scheint mir absolut plausibel und ihre Ratschläge befolge ich und ansonsten..ja Geduld Ihnen alles gute und liebe Grüße


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