Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Muss ich mir Sorgen machen?

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Muss ich mir Sorgen machen?

Minibaby89

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Hallo, seit etwa 3 Wochen bekommt meine Tochter die im Mai 4 geworden ist, in der Kita immer wieder wutanfälle, die bis zu einer Stunde dauern können. Es sei nicht häufig aber wenn dann intensiv sagen die Erzieher. Hier zu Hause ist das nicht so der Fall. Sie kann natürlich mal wütend sein aber nicht so lange und sie beruhigt sich ohne Hilfe. Dort würde sie aber lange brauchen. Oft sind die Auslöser in unseren Augen Kleinigkeiten. Heute durfte sie zum Beispiel nicht neben der Erzieherin sitzen. Sie fragt mich öfter ob ich sie nicht eher holen könnte, ihr wäre es dort momentan zu laut und schlafen könnte sie da auch nicht, da es zu laut wäre( sie schläft wenn sie zu Hause ist, mittags noch immer so ihre 2 Stunden und geht auch früh ins Bett 18.30). Auch das Essen sei ihr da momentan zu unruhig. Die Erzieher bestätigten das es momentan wirklich sehr laut wäre, da sie unterbesetzt seien und sie glauben, dassmeine Tochter das spüren würde, dass sie momentan in einer besonderen Situatiom sein und sie dadurch nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen kann. Ich frage mich nur warum, sie da so extrem schreit und trampelt. Was hier nicht zu beobachten ist. Muss ich mir Gedanken machen? Darf sie noch so wütend sein in dem Alter? Sie äußert ja was sie stört. Ich kann es auch nachvollziehen. Denn auch für mich ist die Abholsituation(obwohl ich selbst Erzieherin bin) mit Stress verbunden. Es ist wirklich extrem laut. Kann sowas dabei rum kommen? Ich kenne mein Kind so nicht. Sie ist super fiffig, hilfsbereit und wissbegrieg. Sie möchte alles mögliche wissen. Lernt gerne neues dazu. Sagt öfter ihr wäre langweilig im Kindergarten. Vielen Dank fürs lesen und schon mal lieben Dank für ihre Antwort.


Kristin Windisch

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Hallo, natürlich darf auch eine 4jährige Wutanfälle kriegen, auch wenn sie sich nicht mehr im Trotzalter befindet und es ist immer gut, wenn Kinder empfundenen Stress nach außen tragen und zeigen können,statt das" in sich hineinzufressen"-auch wenn es für das Umfeld dann anstrengender ist. Die Dauer ist natürlich schon anstrengend und es gilt heruaszufinden,was ihrem Kind im Wutanfall hilft,um sich wieder zu beruhigen. Es klingt schon so-wenn es nicht zusätzlich häusliche Veränderungen/Belastungen gibt-dass die Lautstärke und veränderte Kitasituation der Auslöser sein kann, vllt.sind auch gerade noch Eingewöhnungskinder dabei,die mehr Aufmerksamkeit der Erzieher fordern und Emotionen in den Raum tragen. Wichtig wäre nun, Strategien zu finden und anzuwenden,die ihrem Kind helfen und es unterstützen,die Wut (das Adrenalin) so zu kanalisieren,dass es für die Erzieher händelbar ist und v.a.für ihr Kind in der Dauer nicht so anstrengend ist. Wenn die Lautstärke die Ursache ist, könnte man da ansetzen:vllt.hilft es mit den Erziehern Rückzugsmöglichkeiten für ihr Kind auszumachen,wenn es zu laut ist,um Wutanfällen vorzubeugen (was ja auch für die Erzieher entlastend wäre): ein ruhigerer Raum,beim Essen an einen Tisch mit weniger Kindern,vllt.sogar Lärmschutzkopfhörer,die sie sich überziehen kann,wenn es zu doll wird (man hört dann trotzdem die Erzieher,aber alles etwas gedämpfter). Strategien zum Adrenalinabbau im Wutanfall,wenn er nicht vorgebeugt werden konnte: Auszeit mit über den Flur rennen/springen, mit den Händen gegen die Wand stemmen/drücken mit aller Kraft,Schubkarre und Tauziehen (brauch man ein 2tes Kind), die Hände gegeneinanderpressen oder im stehen vor einem Tisch auf die Tischplatte pressen und sich so selbst in die Luft hebeln, Igelballmassage der Hände oder einen Softball kneten/drücken,... der Hintergrund hierfür ist dass Adrenalin diurch Kraftanwendung abgebaut wird und ebenso,dass propriozeptive Reize /Tiefendruck/-zug auf den Körper, wie bei einer Massage) regulierend wirken und den Stress abbauen,einiges davon kann auch zum vorbeugen eines Wutanfalles angewendet werden,wenn das Kind bemerkt,dass es ihm zu laut/stressig wird. Regulierend wirkt auch kaltes Wasser (über die Hände,trinken,Eiswürfel lutschen). Natürlich müssen diese Strategien in ruhigen Momenten mit dem Kind (und auch den Erziehern) besprochen werden,um sie zu erklären,vllt.eingeübt werden,denn im Wutanfall dominiert die Hirnhälfte,in der die Emotionen stattfinden,die andere,in der logisches Denken und Verständnis lokalisiert sind. Bitten Sie die Erzieher um Mithilfe bei der Anwendung,Anleitung des Kindes und fragen Sie ihr Kind danach,welche Strategie es als am hilfreichsten empfindet. Sorgen Sie für Ausgleich in der Freizeit mit Bewegung und Entspannung,vllt.einer Massage oder einem Entspannungsritual am Abend. Erfragen Sie doch mal in der Kita,ob es möglich wäre einen CDplayer mit Entspannungsmusik/-geschichten mitzugeben und ihr Kind den in solchen Situationen anwenden darf. Es hilft in lauten Situationen auch selber aktiv Krach zu machen,da die Eigenaktivität das Empfinden des störenden Reizes hemmt, vllt.darf ihr Kind,wenn es in der Kita zu laut wird, zb.ein Musikinstrument spielen oder ein Lied laut singen. Wenn es ihnen möglich ist, kommen Sie ihrem Kind entgegen und holen Sie es etwas zeitiger ab,bis sich die Situation wieder entspannt hat. Ich hoffe es waren ein paar Anregungen dabei und die Situation entschärft sich für ihr Kind bald. Alles Gute


Minibaby89

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Das mit dem eher abholen habe ich auch vorgeschlagen. Da meinten die Erzieher, dass ich das in der Schule ja auch ncigt machen könnte wenn sie dann in Stresssituationen ist. Sie haut auch nicht dann. Sie schreit einfach. Wird dann irgendwann in den Flur gebracht bis sie sich beruhigt hat. Isg dann in der Lage zu sagen was sie gestört hat und warum sie so reagiert hat. Nur das lange wäre auffällig. Das ist ja hier nicht und wenn dann nur bis 5 min.


Kristin Windisch

Kristin Windisch

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Das Argument mit der Schule verstehe ich nicht, das ist ja nicht die aktuelle Situation und bis dahin wird das Verhalten sich wohl noch verändern. Wenn es ihrem Kind hilft die momentan stressige Kitazeit besser zu verarbeiten und die Situation zu entlasten,dann sehe ich da kein Problem dem Kind nicht entgegenzukommen. Wann Sie ihr Kind aus der Einrichtung abholen,ist immer noch ihre Entscheidung und Sie können ja auch mal einige Wochen auf Probe ausprobieren,ob das die Situation etwas entschärft. Vielleicht ist die Dauer des Wutanfalls auch damit begründet,dass das Kind einfach auf dem Flur abgestellt und mit seiner Emotion alleingelassen wird?Oder ist jemand dabei?


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