Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Mein Kleiner kann keine Sekunde stillhalten. Ist das ein Problem?

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Mein Kleiner kann keine Sekunde stillhalten. Ist das ein Problem?

PapaAmEnde

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Hallo. Ihr Foto war mir auf Anhieb sympathisch, darum unternehme ich meinen ersten Versuch mal bei Ihnen. Sollte die Angelegenheit eher psychologischer oder neuronaler Natur sein, müssen Sie mir bitte sagen ob Sie die Nachricht weiterleiten oder ob Sie mir dann mitteilen an wen ich mich abermals wenden muss. Die Frage ist eventuell doof gestellt. Denn für meine Frau und mich ist das durchaus ein Problem. Unser Emil ist jetzt 8 Monate, hatte eine schwere Geburt, Kopfschieflage, Saugglocke, Dammschnitt, Nabelschnur um den Hals... das volle Programm also. Das Problem lag nunmehr die ersten Monate darin, dass er unaufhörlich geschrien hat. Also nicht bloß gewimmert, geweint oder geheult, sondern lauthals gebrüllt. Immer wieder, ohne ersichtlichen Grund. Satt, Trocken und auf dem Arm... hat ihn nicht gehindert. Erst ein Besuch bei einigen Osteopathen brachte die Erkenntnis, dass er wohl Wirbel schief stehen und einige Nerven eingeklemmt hatte. Nicht falsch verstehen... wir sind davor von einem Arzt zum Nächsten gerannt mit ihm und selbst in der hiesigen Kinderklinik bin ich spät abends mit dem brüllenden Kind hin. Alle taten ihn einfach als "Schreibaby" ab. "Lassen Sie ihn einfach mal 1-2 Stunden schreien. Hab ich mit meinen Kindern auch so gemacht." - Konnten wir nicht. Lange Rede kurzer Sinn... zum Punkt: Das viele sinnlose Schreien über viele Stunden hat sich zwar gelegt, aber er hat wahrscheinlich durch das ewige und monatelange Brüllen, einfach keine Möglichkeit gehabt sich mal zu entspannen. Denn sobald er die Augen auf hat, gröhlt er rum, ruft, brabbelt und quietscht, zappelt rum, kratzt an der Tapete oder steht auf und bollert an der Wand rum. Dann holt man ihn raus, nimmt ihn auf den Arm, aber anstatt die Situation zu genießen, sucht er hektisch nach Möglichkeit wo er jetzt hin will, spielen, krabbeln, klettern, etc. Er nimmt uns nur selten wirklich aktiv wahr. Sobald er wach ist, gehen Atmung und Puls direkt hoch und schon nach kurzem Krabbeln, klettern und spielen ist er schon wieder nass geschwitzt und hechelt wie ein Hund. Und in dem Zustand bleibt er konsequent. Keine Pausen. Keine Entspannung. Keine Ruhe um durchzuatmen. Wenn man ihn auf den Arm nimmt, für eine Zwangspause, fängt er direkt an sich zu wehren und zu janmern. Er macht also ohne Unterlass weiter, bis er entweder heult, weil er Hunger hat oder weil er müde wird. Es gibt Kinder die beim Spielen einfach wegdösen oder beim Essen einschlafen. Würde Emil niemals passieren. Ist er satt und wach, fängt er manchmal trotzdem einfach von jetzt auf gleich an zu heulen. Und das ist dann immer der Moment der uns nach del was wir anfangs durchgemacht haben nervlich wirklich fertig macht. Nicht in der Lage zu sein zu erkennen was er denn jetzt will. Satt ist er, trocken, ausgeschlafen ist er, aber auf den Arm will er nicht, auf dem Boden will er nicht, spielen will er nicht. Kein Plan was er dann will. Kleiner Absatz zur Orientierung... Er hat auch immer so komische zwanghafte Macken an sich die sich permanent wiederholen. Normal hat man ein Kind für die Flasche auf dem Arm. Dort ist es, wie ich es von sehr vielen Müttern kenne, entspannt und trinkt. Egal ob Brust oder Flasche. Emil jammert jedes Mal wenn man ihn auf den Arm nimmt, obwohl er die Flasche schon gesehen hat und weiß, es gibt wieder Stoff. Er hört zwar auf, wenn er sie im Mund hat, dann aber ist sein freier Arm (nicht der an meinem Körper) permanent in Bewegung. Er schlägt sich, reibt sich die Augen (egal wann), zieht sich in den Haaren, geift an die Pulle, zieht an seinen Klamotten... in willkürlicher Reihenfolge. Er kann einfach keine Sekunde stillhalten. Wickeln ist jedes Mal die Hölle. Wir verzweifeln bald daran, dass er jedes Mal wenn man ihn auf den Rücken legt, sofort anfängt zu plärren, als läge man ihn auf eine heiße Herdplatte. Da hilft nur Dauerablenkung, permanter Krach, fliegendes Spielzeug oder einer der neben einen den Affen macht. Ist aber auch keine Dauerlösung. Ihn an- oder umziehen ist jedes Mal nervenzerfetzend! Spazierengehen, rausgehen, einkaufen... alles nicht möglich. Seit 8 Monaten sind wir wenn überhaupt, abseits der Zivilisation in einem Waldstück spazieren, oft ohne meine Frau, denn die erträgt es nicht, dass er, egal wie müde, nicht im Kinderwagen schlafen will. Stattdessen brüllt er... solange bis wir wieder zu Hause sind. Arm, Schnuller, was zu trinken, Spielzeug, Bespaßung bringt alles nix. Damit wären wir beim Essen. Er bekommt aktuell 3x Beikost, 2x Flasche. Das Flaschenszenario ist immer dasselbe. Beim Füttern aber auch. Er ist nicht in der Lage sich einfach bloß dem Essen zu widmen. Er schaut sich permanent um, rutscht in seinem Hochstuhl umher, hopst, haut auf den Tisch, steckt sich den Latz in den Mund oder hebt die Tischdecke an. Wenn er dann mal den Löffel wahrnimmt und auf das ständige Ansprechen endlich reagiert, hält er die Arme waagerecht zur Seite gestreckt, dreht die Hände und wird direkt nervös und stöhnt. Als wolle er sagen: "Nu mach endlich!" Aber kaum ist der Löffel im Mund, dreht er sofort den Kopf weg. Oft bevor er wieder draußen ist, was jedes Mal bedeutet, dass sich das Essen im Gesicht verteilt. Dann steckt auch direkt eine oder beide Hände im Mund. Wir schieben dass zwar auf das Zahnen, dennoch macht uns das echt rasend, da wir ihm das nicht abgewöhnen können. Egal wie freundlich oder fröhlich und sanft man ihn die Hand aus dem Mund nimmt und ihm sagt, dass das nicht sein muss... fängt er direkt an zu schreien. Also lässt man ihn machen. Am Ende kriegt er dann die Quittung, denn je mehr er rumgesaut hat, desto aufwändiger ist es ihn mit Feuchttüchern sauber zu bekommen. Das hasst er, also wird geschrien. Nehm ich ihn zum Bäucherchen auf den Arm, also zur Schulter, bringt mir auch das große Spucktuch wenig, denn er dreht und wendet sich in alle Richtungen, als wäre er auf der Suche nach etwas. Da landet dann das Bäuerchen mit Auswurf irgendwo, nur nicht auf dem Tuch. Zuletzt dann die Königsdisziplin: Schlafen legen! Man ahnt es wohl... es ist ein Kampf. Jedes Mal. Egal ob Nickerchen oder Nachtschlaf, das Gejammer auf dem Wickeltisch bleibt. Hat man ihn dann im gedimmten Zimmer auf der Couch auf dem Arm liegen, ist das der einzige Moment am Tag, wo er halbwegs runterkommt und sich die Atmung endlich mal reguliert. Trotzdem kann er nicht stillhalten. Wenn er einem nicht im Gesicht rumfummelt, mir am Bart reisst oder einem ins Gesicht haut, dann zieht er an seinem Schlafsack, fummelt an seinem Schnuller rum oder reibt sich sie Augen... die permanent offen bleiben. Egal wie müde er ist. Ist er sehr müde, fängt er an zu heulen, anstatt einfach zu Schlafen. Wie kann man dem Knirps klarmachen, das Schlafen was Gutes ist?! Keine Ahnung. Wir haben uns abgewöhnt ihn solange auf dem Arm zu halten bis er einschläft, weil wir ihm antrainiren wollen selbst einzuschlafen. Was er auch kann... aber das dauert einfach ewig. Ist er wirklich hundemüde, legt man ihn nach dem Kuscheln ins Bett und er pennt direkt. Traumhaft. Nachts sogar von 20 bis 5-6 Uhr. Aber meistens "tut er so" als sei er müde, macht die Augen zu und atmet ruhig. Aber sobald man ihn ablegt, springt er auf, setzt sich oder steht schon wieder am Bettgitter und lacht. Als würde er sagen wollen: "HA! Veräppelt!" Wir wollen nicht, dass er das Schlafen als Spiel sieht. Aber oft dauert es bis zu einer Stunde, bis er nach vielem Gequassel, Gesinge, manchmal auch etwas Geweine, Tritte gegen das Bettgitter von jetzt auf gleich Ruhe gibt und einschläft. Wie gesagt... er ist von morgens früh bis abends unaufhörlich in Bewegung. Er schafft es nicht länger als 2-3 Sekunden still zu sitzen. Es sei denn er sieht etwas, was ihn fasziniert. Er hat vielleicht in den 8 Monaten insgesamt 5-10 Minuten Fernsehen geschaut. Da hat er dann immer wie hypnotisiert hingestarrt. Aber seit seiner Geburt ist das Gerät eigentlich nur noch schwarze Deko an der Wand. Wie kommen dank ihm nicht mal mehr dazu die Nachrichten zu gucken. Jetzt ist die Sache die, dasa ich einem Kinderarzt, der meinen Sohn als Schreibaby abgetan hat, nicht sonderlich viel Vertrauen schenke, wenn der mir sagt, es sei alles normal, ich solle doch froh sein, so ein aktives Kind zu haben. Klar... ist uns lieber als eins das nur apathisch in der Ecke hockt und sich nicht rührt. Trotzdem kann das doch auch für ihn nicht gesund sein, permanent das Herzchen auf Hochtouren laufen zu haben. Der hätte wesentlich mehr vom Tag, wenn er etwas entspannter wäre. Aber so läuft er ständig auf Vollgas, bis er nach 2-3 Stunden wieder total fertig ist und wieder schlafen muss. Er macht bis zu 4 Nickerchen am Tag. Die je nach Erschöpfung 30 bis 150 Minuten dauern. Er kann sich auch nicht lange mit einer Sache beschäftigen. Er fängt immer was an, nimmt was in die Hand, schmeisst es weg und wetzt zum nächsten Teil. Mittlerweile kann man nicht mal mehr zum Klo gehen, ohne das er gleich hinterher krabbelt so schnell er kann. Und dann wird sich pausenlos überall hochgezogen, alles angefasst, umgeworfen, dran gezogen, vor gehauen. Hauptsache ohne Pause aktiv. Jetzt meine Frage: Ist das wirklich normal?!?! Es tut mir leid für den langen Text. Habe versucht mich kurz zu fassen. Aber das gelingt mir eher selten. Falls die Frage zu unseren Gemütern aufkommt. Ich bin eher das Faultier. Bin die Ruhe in Person. Optisch kommt dee Bengel komplett nach mir. Meine Frau ist eher die Hektikerin. Die die immer alles zerdenkt, dauernd den Kopf voll hat und immer alles sofort erledigt haben will. Die kann nix mit Ruhe machen. Bin auf die Resonanz gespannt... aktuell ist ein Zweites im Ofen. Aber wenn Emil so bleibt wie er jetzt ist, bezweifeln wir, dass wir ein Zweites überhaupt nervlich verkraften. Wir wissen echt nicht mehr weiter. Lieben Gruß


Kristin Windisch

Kristin Windisch

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Hallo, Sie haben den 1.Platz für den längsten Eintrag belegt ;). Mal sehen, ob meine Antwort vergleichbar lang wird: Zunächst einmal klingt das nach einem unglaublich anstrengenden Alltag und Sie können sich als Eltern stolz auf die Schultern klopfen, dass Sie sich dem jeden Tag mit guter Motivation stellen, für ihr Kind da zu sein ohne ihr Baby schreien zu lassen (sehr gut, dass Sie hier auf ihr Bauchgefühl und nicht auf falsche Ratschläge anderer gehört haben! Babys schreien zu lassen ist ein fataler Erziehungsfehler von früher und verstärkt Bindungsproblematiken und unruhiges Verhalten bis hin zur Schädigung der neuronalen und psychischen Entwicklung des Kindes!!!). Sagen Sie ihrer Frau und auch sich selbst, dass Sie wunderbare Eltern sind und es nicht an Ihnen liegt, dass ihr Baby so ist, wie es ist und Sie ihr möglichstes tun, um es da durch zu begleiten. Es kommen bessere Zeiten, je älter das Kind wird, versprochen! (Natürlich begleitet von anderen "Phasen", wenn man dann an die Trotzphase im 2.LJ denkt, aber das Füttern und Schlafen wird sich in jedem Falle verändern). Von Herzen kann ich hierfür das Buch von Dr.Harvey Karp: das glücklichste Baby der Welt empfehlen, in welchem wirksame Strategien bei Schreibabys, unruhigen Babys und Schlaf/Beruhigungsproblemen gegeben werden. Ich weiß, ihr Alltag wird das Lesen schwer hergeben, vielleicht ist es bei einem beruhigenden Spaziergang mit Baby im Tragesystem in der Natur oder zu Hause möglich - so haben Sie Zeit zum Lesen und das Baby Zeit zum entspannen und schlafen, sofern es eine Trage toleriert. Oft ist das eine gute Alternative zum Kinderwagen (für die schwangere Mutter natürlich erstmal nicht), denn durch Schaukeln und Körpernähe, das Hören des Herzschlages der Bezugsperson, können sich die Kleinen gut beruhigen, regulieren und einschlafen, wobei sich hierfür durchaus das Austesten unterschiedlicher Modelle lohnt, denn nicht jedes Baby ist in jedem Modell glücklich, es gibt Still-, Babygruppen oder Trageberatungen, wo man verschiedene Modelle ausprobieren oder ausleihen kann, um es erstmal auszutesten, falls Sie nicht schon eine Trage haben. Die Trage war meine "Überlebensstrategie" mit Schreibaby und einem Kind, dass sich mit dem Schlafen immer schwer getan hat ( man könnte ja was verpassen...) Und nur in Bauch-an-Bauch-Position, also Baby kann zu den Eltern schauen und nicht andersrum! Meine erste Empfehlung wäre: gehen Sie nochmal zur Säuglingsosteopathie! Durch Wachstumsschübe können erneute Blockaden usw.entstehen, einfach zum Ausschluß, dass es daran liegt. Eine osteopathische Behandlung hätte Ihnen nach einer Saugglockengeburt gleich als Empfehlung oder Beratung mit auf den Weg gegeben werden müssen, schon im Krankenhaus, denn es ist bekannt, dass Babys dadurch Probleme bekommen und so hätte man viele Nerven von Kind und Eltern gespart, das ist sehr schade, aber nun nicht mehr zu ändern. Ich denke noch an eine Regulation des Erregungsgrades durch propriozeptive Reize, also tiefen Druck auf den Körper, quasi wie eine Art Massage (wobei es jetzt fraglich ist, ob ihr Kind bei Babymassage stillhält, aber man kann es ja mal auf dem Boden nackig mit warmer Umgebung ausprobieren). Im Gegensatz zu sanften Bewegungen/Streichungen der Babymassage, wird bei propriozeptiven Reizen mehr Druck ausgeübt und dadurch bekommt der Körper Reize, sich selbst zu regulieren (zu entspannen). Sie nehmen also z.B. den Arm des Babys und umfassen ihn ringförmig mit einer Hand (mit Daumen und Zeigefinger) mit der anderen Hand halten Sie den Arm kurz unterhalb des Schultergelenkes fest, um zu verhindern, dass durch Zug der Arm aus dem Gelenk gezogen wird! Nun führen Sie die ringförmig umfassende Hand mit leichtem Zug und mittlerem Druck über den Arm bis zur Hand, die Babyhand kann dann zwischen ihre Hände genommen und gedrückt werden - das gleiche mit dem anderen Arm und den Beinen (hier wieder am Ansatz vom Oberschenkel mit einer Hand das Bein festhalten und mit der anderen Hand mit Druck das Bein abstreifen, die Füße zwischen den Händen drücken). Sie können austesten, ob ihr Baby die durchgehende Bewegung besser toleriert oder eine intermittierende (also kurz Druckausüben, nachlassen, wieder Druck ausüben,... wie beim Pumpen). Sollte ihr Kind dies aber gar nicht tolerieren, dann bitte nicht erzwingen, es bringt natürlich keinen Effekt, wenn er die ganze Zeit wie am Spieß brüllt. Sollte das Stillhalten ein Problem sein, ist es einen Versuch wert, die Massage mit Singen oder Reimsprüchen/ Kinderversen zu begleiten. Andernfalls erreichen Sie auch alle Körperteile über eine Fussmassage, da hier die Fußreflexzonen sitzen und zwei kleine Füße zu massieren (hier allerdings nicht so starker Druck) geht schneller (z.B.auch in der Trage gut umsetzbar) Zum Schlafen: Probieren Sie "white noise"/ weisses Rauschen aus, da gibt es im Internet genug Hörbeiträge, die stundenlang gehen. Das weisse Rauschen (klingt wie ein Föhn oder Wasserstrahl) ist dem Klang aus der Gebärmutter nachempfunden und beruhigt das Baby daher, es sollte in der Lautstärke in etwa vergleichbar mit einer laufenden Dusche abgespielt werden. Nach dem Einschlafen kann es dann ausgeschaltet werden, wobei es auch Eltern Kindern gibt, die halbstündlich aufwachen, die es länger laufen lassen. Nach Beratung durch Hebamme, Kinderarzt/ärztin oder Heilpraktiker/in wären vielleicht auch Globuli`s eine Option, wenn das für Sie infrage kommt, beim akuten Zahnen habe ich Osanit aus der Apotheke abends vor dem Einschlafen als sehr hilfreich empfunden und es gibt auch Globuli`s mit beruhigender Wirkung (natürlich nicht als Dauereinsatz). Auch Lavendelöl als Raumspray oder Lavendelkissen oder Duftroller z.B. auf ein Tuch, welches mit ins Bett gelegt wird (natürlich so, dass es nicht zur Erstickungsgefahr wird!) Aber ob das für Sie infrage kommt, müssen Sie selbst entscheiden. Zum Wickeln: Versuchen Sie ihr Baby mal im 4Füßlerstand oder über ihr gebeugtes Knie angelehnt und zwischen ihrem Bein und Oberkörper abgesichert (dass er nicht wegkippt) die Windel quasi halb stehend anzuziehen oder Windelpants zu nutzen(Hochzieh-Windel-Hosen, wenn es die für den Kilobereich ihres Kindes schon gibt). Es gibt Kinder, die die Rückenlage einfach nicht gut tolerieren (hier nochmal den Osteopathen/in drauf hinweisen). Das erschwert auch oft das Liegen im Kinderwagen, hier mal seitliches Lagern abwechselnd links/rechts versuchen, gestützt von einer zusammengerollten Decke, damit das Kind beim Schlafen nicht in die Bauchlage rumrollt und gut Luft bekommt. Falls beim Wickeln doch nur die Rückenlage möglich sein sollte: versuchen Sie zu zweit zu wickeln, einer lenkt ab und/oder hält eine Hand auf den Brustkorb des Kindes zur Beruhigung und die andere z.B.an den Kopf, hier mit der Hand langsam(!) wiederholend von der Kopfmitte zur Stirn vorstreichen (beruhigender Effekt). Bei sehr aktiven Babys ist das Wickeln auf dem Boden sicherer. Setzen Sie soweit möglich und vom Baby toleriert Oma/Opa oder Freunde für Kinderwagenrunde oder Trage ein, um mal eine kleine Pause für sich zu haben oder wechseln sich damit als Eltern ab, damit Sie kleine Momente zum abschalten haben. Diese Momente sind wichtiger als der Wäschestapel. Probieren Sie aus, was ihrem Kind gut tut: wenig Reize (also eher Natur als Stadt, zu Hause statt Babykurs, usw.) oder ob es Reize und Input braucht und in diesen Momenten durch die Beobachtung ruhiger wird (und auch ob die Zeit danach eher zu mehr Aufregung führt, weil das Kind doch überreizt ist). Dann würde ich den Kinderarzt mit eindringlicher Schilderung der Alltagsbelastung (so wie Sie das hier getan haben) den Kinderarzt um ein Rezept für eine - auf Säuglingsbehandlung spezialisierte!- Ergo- oder Physiotherapie bitten. Hier können zur Regulation Therapien angewendet und auch nach möglichen Ursachen geschaut werden (z.B.Tonuseinschätzung, taktile Überempfindlichkeit?durch das Zappeln auf dem Arm), achten Sie hierbei auf Weiterbildungen der behandelnden Therapeuten im Säuglingsbereich und viel Erfahrung, z.B. Interaktionsstörungen im 1.LJ, sensomotorische Störungen im 1.LJ, Bobath und Sensorische Integration für Babys, etc.. Sollte sich der Kinderarzt dafür aussprechen, dass sich das mit der Zeit schon verwachsen wird, würde ich mir eine ärztliche Zweitmeinung einholen, denn Sie haben tägliche Belastungen und brauchen jede Entlastung, sie sie haben können! Fragen Sie eher am Anfang eines neuen Quartals nach einem Rezept, als am Quartalsende, dann ist das Budget für Rezepte oft schon ausgeschöpft. Andernfalls wäre eine Überweisung in ein SPZ (sozialpädiatrisches Zentrum), sofern in örtlicher Nähe vorhanden, möglich mit der Anfrage, ob diese auch auf Säuglinge ausgerichtet sind, hier gibt es zentral zusammenwirkend Ergo-, Physiotherapie, Psychologen und Ärzte, die allumfassend nach Ursachen und Lösungen schauen können. Bei all den Schwierigkeiten, ist es natürlich wichtig den Fokus auf die positiven Dinge nicht zu verlieren und den Schwerpunkt darauf zu legen: was klappt gut, was sind die schönen Momente, die Sie mit ihrem Baby genießen und auf die Sie sich freuen und daraus Kraft schöpfen können, z.B. (vermute ich mal) eine gute motorische Entwicklung, der Moment in dem er schlafend daliegt, das Lächeln, usw. Vergleichen Sie ihre Familie und ihr Kind nicht mit anderen! Ja, es gibt Babys, die vor Müdigkeit selbst beim spielen oder Essen oder einfach so im Bett einschlafen (vor denen stehe ich selbst auch jedes mal fassungslos und staune, denn ich kenne eben auch die Babys, die zur Regulation die Hilfe der Eltern brauchen und sonst eher überdrehen als sich runterzufahren), aber diese Babys haben ein anderes Temperament (woraus sich u.U.auch andere Probleme ergeben können). Diese Babys hatten eine andere Geburt und Anfangszeit im Leben UND: diese Kinder sind nicht die Norm, es gibt Kinder und Familien, die vor genau den gleichen Herausforderungen stehen wie Sie und es liegt NICHT an der Erziehung!! Insofern wäre es für ihre Entlastung und die Entwicklung des Kindes wichtig, sich mögliche Hilfen zu holen, ob der Kinderarzt dass nun für übertrieben halten würde oder nicht - letztlich können es nur die Menschen nachempfinden und verstehen, die täglich in der gleichen Situation mit ähnlich veranlagten Kindern wie Sie sind. Als Tip für die Zukunft: Eltern-Kind-Kur, wenn dann Numero zwei da ist (die zweiten Kinder werden sowieso "anders" als die Ersten ;)...) und die Eltern einfach mal eine Entlastung brauchen (und hier kann gegen Ablehnungsbescheide Einspruch eingelegt werden! Beim zweiten mal geht`s dann oft als Genehmigung durch) Ich hoffe sehr, dass ein paar Anregungen dabei waren. Viel Kraft und alles Gute wünscht Kristin Windisch


Mucksilia

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Hab deinen Beitrag gelesen und musste grinsen - sehr anschaulich beschrieben. Ich kann dir vielleicht einen kleinen Trost geben: mein extremer ADHSler (heute 12) war in dem Alter genau das Gegenteil. Sein Patenonkel, seines Zeichens Kinderarzt, meine damals noch, er würde auch noch ein Kind kriegen, wenn es soooo artig wäre wie dieser niedliche kleine Junge... Willsagensollheißen: alles wird gut ;-)


Elios Mommy

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Lieber Papa! Ich bin auf ihren Beitrag gestoßen, welcher nun bereits ein paar Jahre aus ist, demnach hoffe ich, dass es Ihrer Familie gut geht und sich alles zum Besten mit ihrem Sohn gewendet hat. Sie beschreiben hier eins zu eins unser Baby, deswegen wollte ich fragen, wie sich alles entwickelt hat und was Ihnen und Ihrem Sohn geholfen hat. Vll lesen Sie hier noch mit und würde mich über eine Antwort sehr freuen. 


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