Mina0704
Hallo Frau Windisch, mein Sohn ist aktuell 3,5 Jahre und beißt, haut und kratzt seit er im Kindergarten ist (2,5 Monaten) fast täglich andere Kinder spontan. Manchmal habe ich den Eindruck, er kann sich schwer kontrollieren und macht das unbewusst. Außerdem hat er sehr viel Kraft. Mit ca. 1,5 Jahren hatte er einen starken Bewegungsdrang, der ca. über ein Jahr andauerte und zum Glück nachgelassen hat. Dann fing er in der Krippe an hin und wieder andere Kinder zu schubsen. Jetzt haben wir aktuell Druck vom Kindergarten, da er kratzt und beißt. Ansonsten verhält er sich normal, also spielt usw. und spricht altersgerecht. Kann es sein, dass es sich selbst nicht kontrollieren kann? Haben Sie Tipps, wie man ihm am besten helfen kann? Die Erzieher sind aktuell genervt und ich habe Angst, dass er deshalb eine Außenseiterrolle einnimmt. Er bekommt momentan viel Ärger im Kindergarten aufgrund seines Verhaltens und fühlt sich unwohl dort. Ich frage mich, ob er überhaupt was dafür kann, wenn dies unkontrolliert geschieht. Vielen Dank im Voraus. Viele Grüße
Hallo, ich würde im Gespräch mit dem Erzieherteam mal nachfragen, ob das in bestimmten Situationen auftritt, z.B.bei großer Lautstärke, wenn ihm andere körperlich zu nahe kommen oder wenn es um "Spielzeug erobern" geht (Konfliktsituationen). Oder ob es wirklich ganz unvermutet ohne von außen erkennbaren Grund geschieht. Meistens liegt solches Verhalten an Überforderung (z.B. zu laut, zu nah) oder daran, dass Konflikte lösen noch nicht auf der sprachlichen Ebene stattfindet (bei Spielzeug verteidigen/erobern), sondern eben mit dieser körperlichen Reaktion. Natürlich muss er durch die Reaktion der Erzieher/innen merken, dass beißen/hauen keine Lösungsstrategie ist. Wenn er hier langfristig nicht umlernt, wird er ja sonst auch sozial als Spielpartner durch die anderen Kinder gemieden. Wenn dieses Verhalten also zu Hause oder in der Freizeit gar nicht auftritt, muss er in der Kita lernen, wie er sprachlich reagieren kann, wenn ihm etwas nicht gefällt. Mit zunehmender sprachlicher Entwicklung und dem Einsetzen der Empathie beginnend ab 4 Jahren (in andere Hineinversetzen können, gedanklicher Rollenwechsel, wenn ich dieses Kind haue, tut es ihm weh / Mitleid fühlen, etc.) wird das dann leichter werden. Natürlich nimmt auch die Impulskontrolle mit dem älter werden zu. Beobachten Sie, falls es solche Situationen auch zu Hause den Eltern gegenüber gibt, wie er auf ihre Reaktion reagiert (z.B. Eltern sagen "aua!" und etwas jammern/mitleidig gucken und schauen Sie, ob er dann tröstet oder es ihn gar nicht interessiert, wie Sie reagieren - darüber kann man die Empathie unterstützen und er lernt, wie es dem Gegenüber mit seiner Reaktion geht / wenn er sich hingegen darüber freut oder darüber lacht, dann reagieren Sie mit ernstem NEIN und abwenden, Aufmerksamkeit entziehen). Sollten bestimmte Situationen in der Kita als Auslöser festgestellt werden, kann man gemeinsam überlegen, wie das Kind dann unterstützt werden kann, bevor es so reagiert (z.B. Rückzugsmöglichkeit in ruhigem Raum anbieten, mehr räumliche Distanz zu anderen Kindern bei zu viel Nähe oder Unterstützung durch einen Erwachsenen an seiner Seite in dieser Situation). Zuhause können Sie unterstützen, indem Sie das Thema durch Rollenspiele mit Kuscheltieren oder in frei ausgedachten Geschichten z.B. mit Tieren durchgehen, dass es nicht in Ordnung ist, andere zu verletzen und was man stattdessen machen kann, wenn man z.B.ein Spielzeug haben möchte oder es einem weggenommen wird, auf einer einfachen sprachlichen Ebene natürlich (altersgemäß). So findet Modell-Lernen über diese Rollenbilder statt. Alles Gute, Kristin Windisch