Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Handlungsbedarf?

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Handlungsbedarf?

Schönfelder

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Sehr geehrte Frau Windisch, meine Tochter ist jetzt 26 Monate alt. Mir ist aufgefallen, dass sie im Gegensatz zu anderen Kindern im gleichen Alter zB noch nicht so gut puzzeln kann. Ein Puzzle mit 2 Teilen bekommt sie hin, eins mit 4 jedoch ohne Hilfe nicht. Ich muss dazu sagen, dass sie auch gar nicht gerne puzzelt. Ich muss ihr das schon anbieten. Wenn es nicht direkt klappt, gibt sie auch schnell auf. Das Zusammensetzen der Puzzelteile klappt auch nicht immer auf Anhieb, sondern sie muss schon ein bisschen herum probieren, dass es klappt. Genau so ist es mit Lego Duplo Steinen; es wird nicht bespielt, das zusammenstecken klappt aber auch nicht. Kognitiv schätze ich sie (als Laie) demgegenüber gut entwickelt ein. Sie zählt in zwei Sprachen, kennt alle Buchstaben... buchstabiert ihren Namen. Ich habe das Gefühl, dass sie ein gewisses Mengenverständnis hat, sie sagte neulich „Mama guck mal vier Schuhe“ und zeigte auf zwei Paar Schuhe. Ich habe ihr das nicht bewusst beigebracht, beim Tischdecken haben wir Besteck und Teller abgezählt oder aber um sie am Tisch auch mal abzulenken. So scheint sie es sich gemerkt zu haben. Die Buchstaben wollte sie selber wissen, in Büchern hat sie immer auf die einzelnen Buchstaben gezeigt, die ich ihr dann nannte. Mich verunsichert nur, dass sie motorisch/ visuell? noch nicht so weit ist und ob ich etwas unternehmen muss. Ich habe ihr neulich ein Fädelspiel für Kinder ab 18 Monaten angeboten, das einfädeln klappt aber eher langsam. Vielleicht können Sie mir sagen, wie sie die Entwicklung meiner Tochter einschätzen? Vielen Dank! Mit freundlichen Grüßen


Kristin Windisch

Kristin Windisch

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Hallo, mich hat sehr erstaunt,dass ihr Kind mit 26 Monaten alle Buchstaben kennt und im Buch von allein benennen kann (weil sie das selbst möchte...)!?? Im Hinblick aufs puzzeln: Holen Sie ihr Kind da ab wo es steht, unabhängig davon, wie andere Kinder in ihrem Umfeld und Alter puzzeln, soll heissen, wenn ihre Tochter zwei Puzzleteile gut allein schafft und sie bei 4 Puzzleteilen Hilfe braucht, dann probieren sie z.B. 2teilige und 3 teilige Puzzleteile anzubieten, dabei sind z.B.Holzpuzzleteile einfacher zusammenzufügen, als welche aus Pappe. Es ist wichtig für Kinder auch Erfolgserlebnisse zu sammeln (ohne dabei zu unterfordern) und bei der nächsten Schwierigkeitsstufe Unterstützung zu bekommen (so wenig wie möglich und so viel wie nötig) und hier weiter Angebote zu machen, dann wird das mit der Zeit auch klappen. Wichtiger als das Ergebnis zu loben, ist es die Motivation und Anstrengungsbereitschaft des Kindes zu verstärken/beachten: toll, du probierst es jetzt das zweite mal! Loben meint hierbei nicht nur den sprachlichen Bereich, sondern auch den nonverbalen: d.h.dem Kind Aufmerksamkeit schenken, aufmunternd zunicken wenn es nicht auf Anhieb klappt, Lächeln, eine liebevolle Berührung an Arm oder Schulter, den Blick auf das Kind gerichtet lassen und nicht auf das Puzzleteil! Weitere Feinmotorikförderungen, die Kindern meist Spass machen sind: Kneten (z.B.können die Eltern kleine Knetkügelchen formen, die das Kind dann in eine geknetete Schale legen darf oder grössere Knetkufgeln auf ein Holzstäbchen stecken, Zahnstocher in einen Knetigel stecken), FrootLoops(Kornflakes-Kringel mit Loch in der Mitte) auf ein Holzstäbchen fädeln, mit Fingermalfarben malen, farbige Knöpfe in Schüsseln sortieren, ein Sparschwein mit Münzen füttern, Rosinen einzeln in eine durchsichtige Flasche stecken, oder im Alltag: Banane selber schälen und mit Kindermesser zerteilenlassen, Ei selbst probieren die Schale abzumachen, die Weintrauben selbst vom Ast ablösen, etc. Ihre Tochter ist erst 26 Monate alt und ich sehe keine Bedenken, nur weil sie bei 4teiligen Puzzeln Hilfe braucht. Die Interessen sind in diesem Alter sehr unterschiedlich. Viel Freude an der Entwicklung ihrer Tochter und alles Gute Kristin Windisch


Schönfelder

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Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Mir reicht schon zu wissen, dass sie es zur Zeit nicht können „sollte“. Ich war nur verunsichert , da ich schon mehrfach gefragt wurde, ob meine Tochter wirklich nicht mehr als zwei Teile zusammen setzen kann. Zu den Buchstaben: Wir haben an Ihre Zimmertür ihre Namen mit Holzbuchstaben geklebt. Schon sehr früh haben wir diese Buchstaben betrachtet. Diese sind bunt bemalt und insgesamt sehr freundlich gestaltet. Es gehörte fast von Anfang an zu unserem Abendritual diese Buchstaben zu betrachten und über diese zu reden, weil an den Ecken auch Teddybären abgebildet sind. So habe ich „wahrscheinlich“ sehr früh schon das Interesse an Buchstaben geweckt, obwohl es nicht so beabsichtigt war. Dann fing sie vor ca. 6 Monaten an, auf Buchstaben zu zeigen. Ich habe sie ihr dann benannt. Wie wahrscheinlich alle Kinder in diesem Alter ist ihre Merkfähigkeit hoch , so dass sie es sich gemerkt hat. Es ging mir nie darum, ihr das Alphabet beizubringen , schon gar nicht in diesem Alter. Aber irgendwie habe ich es durch die Buchstaben an ihrer Tür dann doch begünstigt.


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