Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Häufiges Stolpern noch normal?

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Häufiges Stolpern noch normal?

Raupenmama

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Guten Tag Frau Windisch, Ich habe einige Sachen bei meiner Tochter 2,3 Jahre beobachtet, bei denen ich Sie gerne um Ihre Einschätzung bitten würde. Sie verfällt mehrmals täglich in den Zehenspitzengang. Beispielsweise besonders abends ca. 1 Stunde vor dem Schlafen. (Aber auch nicht immer) Es ist auch tagsüber. An manchen Tagen passiert es ständig und sie läuft bzw. hampelt oft auf Zehenspitzen. Mit dem Hampeln sind wir schon bei der nächsten Sache. Und zwar stolpert, taumelt, wackelt sie sehr oft herum. Ich kann einfach nicht ausmachen, in welchen Situationen es vermehrt auftritt. Sie steigt mir dann ständig auf die Beine, fällt um und tut sich und mir dabei weh. Das nervt mich dann teilweise so, dass ich richtig sauer werde. Sie macht es nicht absichtlich und sie ist eigentlich sehr vorsichtig und einfühlsam. Ich fange sie dabei auch nicht auf, außer natürlich, sie würde schlimmer fallen. Nicht, dass sie sich darauf verlässt, dass ich sie immer fange. Es passiert dennoch so oft. Sie läuft gegen den Türstock, stolpert über ihre eigenen Füße. Ihre Knie und Schienbeine sind schon ganz blau. Wegen dem Zehenspitzengang meinte die Kinderärztin, dass es ok ist, solange sie größtenteils normal läuft. Und das tut sie, nur manchmal macht sie es wirklich oft. Wenn Kinder wachsen, stolpern sie ja vermehrt. Ich frage mich aber ob diese Phasen bei meiner Tochter noch im Rahmen sind, weil sie wirklich teilweise bei jedem Schritt mit den Füßen hängen bleibt. Sie würde jeden Meter fallen, wenn ich sie nicht an der Hand hätte. Augen sind kontrolliert, sie trägt eine Brille. Nach einigen Wochen wird die Stolperei auch wieder besser. Aber bis dahin bin ich froh, wenn ihr Kopf noch dran ist. Dann würde ich gerne wissen, ob es eine Art "Test" gibt, bei dem die Händigkeit festgestellt werden kann oder der zumindest eine Tendenz gibt. Sie schneidet zu 80% mit links. Essen mit rechts. Lege ich aber den Löffel konsequent nach links, isst sie nur mit links. Sollte es sich nicht langsam ein wenig mehr zeigen, welche Hand Sie bevorzugt? Oder kann sie auch beidhändig sein und manche Sachen mit links und manche mit rechts machen? Ansonsten ist sie fit und komplett normal entwickelt. Ach ja seit ein paar Wochen ist sie tagsüber trocken. Zeitgleich kam die Stolperei. Kann es einen Zusammenhang geben? Vielen Dank für Ihre Antwort Liebe Grüße 


Kristin Windisch

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Hallo, wenn das stolpern, anstossen etc.nach einiger Zeit wieder besser wird, kann es einen Zusammenhang zu Wachstumsphasen geben, denn dann muss sich der Körper in seiner Wahrnehmung auch erstmal anpassen. Eine zweite Option ist die erneute Überprüfung der Augen, ob mit der Brille etwas angeglichen werden muss, denn auch die Sehleistung kann sich zwischendurch verändern und könnte Ursache für häufiges Stossen sein.  Bleibt der Zehenspitzengang häufig (überwiegt nicht mehr das normal laufen) kann man das bei der Physiotherapie kontrollieren lassen, dann sollte auch die Körperspannung überprüft werden. Die dominante Händigkeit hat Zeit bis zum Einschulungsalter, spätestens im 5.Lj.sollte eine Tendenz erkennbar sein, damit die dominante Hand noch ausreichend in ihren Fähigkeiten trainiert werden kann, ihr Kind hat also noch viel Zeit sich auszuprobieren. Ambidexter/Beidhänder sind prozentual gesehen eher eine Seltenheit. Legen Sie Stifte/Schere/Kleber/Besteck/Tasse/Kamm/Zahnbürste... etc.immer genau mittig vor ihr Kind, damit sie frei entscheiden kann, welche Hand sie einsetzen möchte. Da kann durch auf die linke oder rechte Seite legen schon beeinflusst werden, welche Hand sie einsetzt. Haben Sie sowohl Links-/als auch Rechtshänderschere da und lassen Sie ihr Kind ausprobieren und fragen, mit welcher Seite es schneiden möchte. Kinder spüren mit zunehmendem Alter, welche Seite leichter geht. Ausprobieren beider Seiten sollte erlaubt sein. Zusätzlich kann man später beobachten, welche Hand mehr eingesetzt wird (z.B.beim Klammern aufstecken, Perlen aufreihen, welche Hand zieht den Reißverschluss hoch/runter, welche Hand würfelt oder streichelt das Kuscheltier, welche Hand dreht die Flasche auf), wenn alles genau mittig da liegt. Das müssen Sie aber jetzt noch nicht beurteilen, denn in diesem Alter ist es normal, wenn die Hände noch gewechselt werden. Wenn familiär Linkshänder vorhanden sind, kann sich das auch vererben. Einen Händigkeitstest gibt es in der Ergotherapie, dieser ist aber erst ab 5 Jahren sinnvoll und sollte bei Bedarf in einer darauf spezialisierten Praxis durchgeführt werden. Es reicht im Alter ihres Kindes noch völlig aus spielerisch Mal-, Wisch-, und Bastelangebote altersentsprechend zu machen und darauf zu achten alles mittig zu legen und das Kind selber entscheiden zu lassen. Alles Gute, Kristin Windisch


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