Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Zwiespalt

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Zwiespalt

Himbeerjoghurt

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Guten Morgen, ich brauche Bestätigung, dass es so in Ordnung ist. Und zwar habe ich meinen Sohn (3,3 Jahre) bis Anfang Dezember gestillt. Seit der Geburt der kleinen Schwester Anfang September zunehmend weniger. Für mich hat sich ziemlich schnell gezeigt, dass Tandemstillen nichts für mich ist. Beide gleichzeitig ist mir zuviel, nacheinander will ich nicht. Ich hatte das Gefühl, es macht mich aggressiv. Das will ich nicht. Ich habe die Stillzeit mit meinem Sohn sehr genossen. Und ihm ist es immer noch wichtig. Er fragt öfter danach. Jetzt habe ich versucht, ihm zu erklären, dass dies nicht mehr geht. Er wollte aber nicht mit mir darüber reden. Das hat er deutlich durch kreischen gezeigt. Wie kann ich ihm das erklären, ohne ihn abzuwerten und mit dem Wissen, dass seine kleine Schwester das noch darf. Ich sage ihm zwar, ein Baby kann noch nicht essen wie wir, aber reicht das? Er zeigt ihr gegenüber keine Eifersucht, küsst und umarmt sie, ruft mich wenn sie weint. Aber er muss immer noch lernen, dass er ab und zu warten muss. Das fällt ihm noch schwer und das sagt er auch. Zurzeit nimmt er auch wieder regelmäßig Spielzeug und Kleidung in den Mund. Ich nehme an, das liegt am fehlenden Stillen. Manchmal war ich schon kurz davor, eine Ausnahme zu machen. Aber dann habe ich mir gesagt, dass das nur für den einen Moment etwas bringt und regelmäßig will ich definitiv nicht mehr.


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Hallo, Abschiede tun weh, das ist so. Auch wenn ich Ihre Motivation zum Tandemstillen verstehe, so ist es doch noch ein kurzer Aufschub, verbunden mit Ärger und beginnender Aggressivität. Insofern ist die Entscheidung m.E. richtig, nicht mehr beide zu stillen und Ihrem Sohn zu erklären, dass diese Art der Nahrungsaufnahme für die Schwester reserviert ist. Dass er zum Glück schon größer ist und anders essen kann und dass Sie froh sind, einen so großen Jungen zu haben. Eine neue und positive Rollendefinition ist hilfreich für Ihren Sohn, nicht nur den Verlust sehen zu müssen. Traurig, ärgerlich und eifersüchtig darf er trotzdem sein, das müssen Sie aushalten, ist Teil Ihres Abschiedsschmerzes. Und wenn Sie ihm zeigen können, dass Sie seine Gefühle verstehen, ohne faktisch was zu ändern, wird es auch für beide leichter. Dr.Ludger Nohr


Himbeerjoghurt

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Wie kann ich mit diesem Zwiespalt umgehen? Einerseits schlechtes Gewissen andererseits aber ein eindeutiger Entschluss meinerseits. Natürlich ist es auch für mich ein Abschied, aber ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Auch, dass er sich weiterentwickeln kann. Ich habe hauptsächlich deswegen Tandemstillen gemacht, dass er sich nicht abgeschoben fühlt und das seiner Schwester nachträgt. Aber ich neige dazu, eher meine Wünsche zurückzunehmen. Und je mehr ich Ihnen gerade schreibe, umso sicherer bin ich mir in meinem Entschluss. Trotzdem bleibt die Frage, wie kann ich ihm das richtig erklären und ihn dabei begleiten? Mache ich das richtig so? Vielen Dank und einen guten Start in die neue Woche. Liebe Grüße


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