Mitglied inaktiv
Hallo Herr Dr. Posth, habe nach langer Zeit mal wieder eine Frage. Mein letztes Anliegen war, mich beim Namen zu nennen und inzwischen höre ich ihn soooooo oft :-) Mama! Henri ist jetzt gut 20 Monate und geht gerade durch eine Phase, welche ich als besonders emotional beschreiben würde. Er ist relativ schnell "leidlich", wenn etwas nicht so abläuft wie er es möchte oder etwas nicht (so schnell) funktioniert, wie er es gerne hätte (z.B. Klötzchen die sich gegeneinander schrauben, hat er noch nicht so ganz raus und hat auch wenig Geduld es sich zeigen zu lassen // Kisten, Dosen Sonstiges irgendwo reinschieben, er aber die Passgenauigkeiten noch nicht abschätzen kann // Essen kann nicht schnell genug auf dem Tisch sein, wenn er Hunger hat ) Hier kann er also sehr schnell "leidlich" sein. Gleichzeitig ist er sehr emotional, d.h. sobald ich nicht im Raum bin oder ich im Haus hoch/runter gehe, ruft er mich gleich: etwas ängstlich, etwas verlangend, etwas verloren "Mama, Mama". Gleichzeitig kann er auch sehr unabhängig sein: draußen, auf dem Spielplatz, in irgendwelchen Läden, in Umgebungen/bei Personen die er kennt. Das gleiche Verlangen hat er auch nach seinem Papa, sobald dieser morgens auf die Arbeit fährt und natürlich auch an Wochenenden. Im Prinzip das Gleiche wie bei mir. Wir drücken und knuddeln ihn viel, aber ich sag' auch schon mal: "jetzt ist aber gut Henri" oder "das war jetzt aber nicht so schlimm". Mir fehlt dann von Zeit zu Zeit die Geduld. Vor diesem Hintergrund zu meiner eigentlichen Frage: In gut 2 Monaten erwarten wir unser 2. Kind, ein Mädchen. Nach Überlegungen und Möbelkauf haben wir uns nun doch entschieden, Henri das größere Zimmer zu geben. So kann das jetzige Zimmer einfach so bleiben wie es ist. D.h. das neue Bett ist identisch mit dem alten und natürlich wird er sein Schlafzeug mitnehmen. Er wird "seine" Gardinen mitnehmen, seine Fenstersticker, seine Mondlampe. Den Wickeltisch möchte ich hingegen unverändert lassen (Hunde/Katzenfoto / div. Kleinigkeiten), einfach weil er den ja genauso weiterbenutzen wird. Gleichzeitig hat er einen Tisch mit Stühlchen bekommen, ein Regalbrett auf seiner Ebene, einen Autokleiderhacken (selbst ausgesucht / hängt schon), den Ikea-Teddysitzbär. Das neue Zimmer steht quasi (Bettwäsche/Gardinen/Kommodeninhalt muß noch umziehen). Das Zimmer ist 2 Meter weiter weg als sein altes bzw. unser Schlafzimmer (gegenüberliegend). Wir werden die Tage für 2 Wochen nach D kommen und nachdem wir wieder zurück sind, wollten wir ihn in seinem neuen Zimmer schlafen lassen. Was halten Sie von einem Zimmerwechsel? Speziell ca. 8-10 Wochen vor Ankunft des Babys (wobei das Baby, soweit es denn mitmacht, das erste Jahr sowieso in einer Wiege vor unserem Bett schlafen wird, wie Henri es auch getan hat) und nach Rückkehr von einer Reise? Entschuldigung für den langen Text. Aber desto mehr Sie wissen, desto besser können Sie die Situation einschätzen, oder? Vielen Dank für die Antwort! Silvia
Liebe Silvia, alles, was Sie von Henri schreiben paßt genau zu einem Kleinkind, das sich mitten in der Loslösungsphase befindet, aber noch nicht richtig trotzt (s. mein Text über das emotionale Bewußtsein, link oben rechts, Teil 2 u. 3). Die Idee, ihn für die Ankunft seiner Schwester in ein neues, eigenes Zimmer zu "verfrachten", halte ich im Interesse Ihres Sohnes für nicht sehr glücklich. Er wird es emotional anders verstehen, denn er erkennt noch keine Vorteile für sich mit einem neuen Zimmer. Er wird viel lieber da sein, wo Sie sind und wo sein Schwesterchen ist, das er am Anfang nur mit einem gewissen Argwohn lieben kann. Schließlich wird sie seine Konkurrentin und Rivalin. Das ist Naturgesetz. Achten Sie auf seine Signale, und wenn er protestiert in seinem neuen Zimmer, dann wissen Sie, daß sie die Konstellation zu Hause erst einmal wieder zurückfahren müssen. Viele Grüße und alles Gute
Mitglied inaktiv
Hallo Herr Dr. Posth, wieso ist es Naturgesetz, dass die kleine Schwester Konkurrentin und Rivalin wird und er sie nur mit Argwohn lieben kann? Wenn den Eltern von Geschwistern schon vor der Geburt des Geschwisterchens impliziert wird, dass es zwangsläufig zur Eifersucht, in welcher Ausprägung auch immer, kommen muss, dann wird es auch so sein. Ich finde, die Ankunft eines Geschwisterchens sollte nicht schon im Voraus negativ thematisiert werden, es gibt durchaus auch Geschwister die ohne Konkurrenz und Rivalität groß werden, sich von der ersten Minute an herzlich zugetan sind. Voraussetzung ist dafür aber (auch) eine positive Erwartungshaltung der Eltern, wenn aber Fachleute wie Sie von Rivalität als Naturgesetz schreiben, wird die positive Erwartungshaltung der Eltern gemindert und sich die Skepsis gegenüber des Verhaltens des älteren Kindes sich auf dieses übertragen. Dann kommt es erst recht zur Eifersucht. LG Anda
Mitglied inaktiv
Hallo nochmal, zu dem Thema "Rivale/in" glaube ich kommen die Punkte (für mich) in der Mitte irgendwo zusammen. "Naturgesetz" kann ich insofern nachvollziehen, da ich eine knapp 2 Jahre ältere Schwester habe und wir TOTAL unterschiedlich sind, gerade auch im (nie ausgesprochen) Sinn von "Rivalin". Ich glaube es liegt tatsächlich irgendwo in der Natur, gerade wenn es sich um gleichgeschlechtliche Geschwister handelt und der Altersabstand nicht so groß ist. Allerdings glaube ich, daß ein entscheidener Faktor auch von den Eltern ausgeht. Unsere haben sich darüber glaube ich keine Gedanken gemacht und waren weniger feinfühlig im Umgang mit der "Geschwisterliebe" bzw. "Rivalität". Vor allem, da meine Schwester viel sensibler und argwöhnischer ist und dies vielleicht aus dem Kleinkindalter hervorgeht. Ich denke, die Eltern können hinsichtlich Einfühlsvermögen, Akzeptanz und Gleichwertigkeitsgefühl einen gewissen Anteil steuern und vorleben. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus, bin ich auch froh einen Bub und ein Mädel zu haben. Und wenn sie später auch so sehr auf Autos steht und Henri nicht teilen möchte, wir kriegen das schon hin.... :-) Danke für den Beitrag und die Antwort Dr. Posth, wir werden darauf achten. Grüße Silvia
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