Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Zappelphillip

Dr. med. Rüdiger Posth

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Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Zappelphillip

Mitglied inaktiv

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Mein Sohn ist 3,5 J und ein richtiger Zappelphillip. Er kann wörtlich nicht 10 Sekunden ruhig sitzen. Selbst beim Kinder TV fällt er aus dem Sessel. Essen/Anziehen/Zähneputzen - nichts geht ohne Hampeln. Über Tische und Bänke und das den ganzen Tag. Sollte ich ihn mal auf Hyperaktivität testen lassen oder ist er einfach nur "zu" gesund :-) ?? Ich muß zugeben für mich ist das nicht so toll. Immer Reibereien und Geschimpfe. Durch seine Wildheit hat er gestern Papa zu Fall gebracht, der fast noch auf den Kleinen (1) gefallen wäre. Er gefährdet sich und andere... Gruß Mama 1976


Dr. med. Rüdiger Posth

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Stichwort: Regelkonzept und Grenzsetzung Hallo, es mag sein, daß Ihr Sohn ein wildes ungestümes Wesen besitzt, aber vom Zappelphilipp-Syndrom, resp. einer Hyperaktivität kann man in diesem Alter noch nicht reden. Allerdings setzt man aktuell mit Beobachtungen an, wie solche Kinder, die später durch ADHS auffallen, als Säuglinge und Kleinkinder gewesen sind, und wie Eltern mit solchen Kindern erzieherisch umgegangen sind. Dabei stellt sich heraus, daß ein Großteil sicherer ADHS-Kinder schon viel früher mit ähnlichen Symptomen auffällig gewesen ist. Und es scheint eindeutig so zu sein, daß ein günstiger familiärer Einfluß auf diese "anstrengenden" Kinder einen Großteil der störenden Symptome abmildert. D.h. solche Kinder brauchen vom Kleinkindalter an eine hohe Aufmerksamkeit seitens der Eltern mit einem klaren Regelkonzept und stabilen Sozialstrukturen. Simpel ausgedrückt: ein solches Kind muß immer etwas geführt werden und braucht klare Linien. Aber keine übermäßige Strenge und kein starres Setzen von Grenzen sind angesagt, sondern ein vernunftbetonendes Aushandeln von Regeln, auf deren Einhaltung dann gewissenhaft zu achten ist. Regeln aushandeln heißt in diesem Zusammenhang, daß beide Partner, Eltern wie Kind, ein Nutzen darin sehen müssen. Also "einmal ich und einmal du" und ab 3-4 Jahre auch klare "Wenn-dann"-Botschaften. Solche Kinder brauchen immer sehr viel Selbstbestärkung, da sie automatisch viel falsch machen und für diese Fehlerserien regelmäßig kritisiert oder sogar abgestraft werden. Damit unterminiert man aber ihr aufkommendes Selbstwertgefühl und treibt sie immer weiter in ihre Fehlverhaltensweisen. Das Ende vom Lied sind die typischen aggressiv-oppositionellen Verhaltensweisen, die dann eilfertig als störungspezifisches Symptom umetikettiert werden. Was eine Folge eigener, unangebrachter Reaktion ist, wird flugs dem Kind als symptomatisches Fehlverhalten aufgebürdet. Also hier muß man deutlich unterscheiden lernen. Diese allgemeine gehaltene Antwort ist für Sie nur als gedankliche Anregung gedacht. Viele Grüße


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