Rosalie784
Hallo Frau Henkes, es geht wieder um meinen 5jährigen Sohn. Ich versuche nun klarer und konsequenter im Umgang mit ihm zu sein, es ist aber nach wie vor sehr anstrengend im Alltag. Hinzu kommt, dass er gerade sehr anhänglich ist. Einerseits rebellisch, provozierend und sehr fordernd, andererseits sensibel, es beschäftigt ihn z.B sehr, wenn andere traurig sind. Er war immer schon Mamakind , hatte nie eine Phase wo der Papa besonders wichtig war. Früher ist er aber problemlos bei Papa geblieben, aktuell lehnt er ihn stark ab. Seine Schwester, knapp 2, hängt auch noch sehr an mir. Vielleicht ist es auch ein Konkurrenzkampf. Er schläft jetzt bei mir und seiner Schwester im Zimmer, der Papa darf ihn nicht mehr ins Bett bringen, er will sich morgens beim Bringen in die Kita nicht lösen und kann es kaum akzeptieren, wenn ich mal ohne ihn unterwegs bin. Er sagt, er will immer bei mir sein weil er mich so lieb hat. Den Papa habe er nicht so lieb. Es gibt oft Ärger momentan für ihn, hängt es damit zusammen? Haben Sie eine Idee was dahinter stecken könnte? Wie gehen wir damit um? Ich habe schon Verständnis aber manchmal bin ich nun mal nicht verfügbar. Vielen Dank für Ihre Arbeit Rosalie
Guten Tag, es scheint, als befinde sich Ihr Sohn gerade in einem Autonomie- / Abhängigkeitskonflikt. Einerseits will er unabhängig sein, selber bestimmen und Grenzen nicht akzeptieren. Andererseits löst das in Kindern oft unbewusste Ängste aus. Denn sie spüren, dass sie auf die gute Beziehung zu den Eltern trotz aller Autonomie sehr angewiesen bleiben. Sie fürchten also zugleich, dass die Eltern ihnen die Autonomiewünsche verübeln könnten, zumal diese, wie Sie beschreiben, oft mit Provokationen und Forderungen verbunden sind. Das verstärkt dann wieder die Abhängigkeitswünsche, um sich immer wieder zu vergewissern, dass die Eltern noch für das Kind da sind und es lieben wie zuvor. Ich gebe Ihnen hier eine allgemeine Vorstellung von den unbewusst ablaufenden psychischen Entwicklungsprozessen. Nichts davon nimmt Ihr Sohn bewusst so wahr oder plant es. Aber gerade, wenn er jetzt so viel Ärger bekommt, kann das seine Befürchtungen wecken, Sie könnten ihm die Autonomiebestrebungen insgesamt verübeln. Konsequentes Elternverhalten ist sicher das, was Ihr Sohn gut brauchen kann. Das muss allerdings nicht mit viel Ärger für das Kind verbunden sein. Die klare und selbstbewusste Haltung von Seiten der Eltern ist entscheidend. Sie können die Anhänglichkeit Ihres Sohnes zulassen und sein Nähebedürfnis akzeptieren. Dabei können Sie mit ihm auch schon darüber sprechen, dass der Wunsch in Ordnung ist, aber manchmal nicht erfüllbar. Er wird das allmählich verstehen können, wenn er spürt, dass seine Beziehungsbedürfnisse grundsätzlich berücksichtigt werden. Für Ihren Sohn ist es sicher auch hilfreich, wenn der Vater sich intensiver um ihn bemüht. Vielleicht muss er in dieser Phase erst etwas stärker um den Sohn werben. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Rosalie784
Es soll natürlich "Woher kommt die Anhänglichkeit" heißen.
Rosalie784
Liebe Frau Henkes, vielen Dank für Ihre Antwort. Das hilft mir sehr weiter! Herzliche Grüße
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