Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Weshalb lehnt die Tochter mich so sehr ab?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Weshalb lehnt die Tochter mich so sehr ab?

MarcelineCH

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Meine Tochter(16 Monate) ist in meiner Gegenwart oft zornig und unzufrieden, obwohl es offensichtlich keinen Grund dazu gibt. Ich verbringe unseren Alltag nur noch mit der Sorge zu überlegen, was ich tun kann damit sie endlich lacht und glücklich ist. Sie sucht nie meine Nähe, will z.B. auch nie mit mir kuscheln. Kaum ist jedoch ihr Vater/mein Partner da, ist alles bestens. Ab diesem Moment beachtet sie mich nicht mehr, will nicht mehr in meinen Arm kommen und stösst mich sogar von sich weg. Wenn er dann wieder weg geht, weint sie ihm vor der Türe nach und ist untröstlich. Auch bei der Tagesmutter ist sie meistens zufrieden. Ich liebe mein Kind über alles und gebe meine ganze Kraft für sie, jedoch macht ihre Ablehnung gegen mich und ihre zornige Grundstimmung den Alltag für mich zur 24 Stunden Herausforderung. Sie hat keinen Grund mich derart abzulehnen, sie hat noch nie Gewalt oder Ablehnung von mir/uns erfahren. Da mein Partner (ihr Papa) aber zurzeit nicht bei uns wohnt und ich die Kleine vorwiegend alleine betreue bin ich es, die auch mal Grenzen setzen muss oder Nein sagt. Kann es sein, dass auch bei Mutter und Tochter «die Chemie» einfach nicht stimmt? Gesundheitlich ist alles sehr gut, sie ist auch altersgerecht entwickelt. Ich überlege mir, sie komplett fremdbetreuen zu lassen und wieder 100% arbeiten zu gehen, da sie bei mir unglücklich ist. Besten Dank und alles Gute


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Hallo, diese Frage ist aus der Ferne natürlich nicht wirklich zu beantworten. Für solche Situationen haben wir Videos von der Mutter-Kind-Interaktion gemacht um zu sehen und zu verstehen, was zwischen beiden läuft. Ganz allgemein kann man sagen, Sie sind die Alltagsmutter, die Selbstverständliche, der Vater ist der Besondere (weil seltener verfügbar). D.h. Sie sind auch für alles Unangenehme zuständig, jede Einschränkung, jedes Nein. Sie erleben aber etwas, als seien sie auf irgendeiner Ebene füreinander nicht so wie gewünscht, beide scheinen unglücklich miteinander, obwohl beide sicher einen anderen Wunsch haben. (Ich möchte auch nicht über mögliche Hintergründe spekulieren, weil das Ihnen nicht gerecht werden kann.) Trotzdem finde ich zum jetzigen Zeitpunkt die Idee, Ihre Tochter ganz fremdbetreuen zu lassen, noch nicht schlüssig. Wenn es keine vertrauten und nahen Menschen gibt, die was zu Ihrer Beziehung sagen können, würde ich mal einen Termin zusammen mit der Tochter in der Familienberatung machen. Dadurch könnte es möglich sein, dass beide aus der (negativen) Erwartungshaltung wieder rauskommen und wieder einen anderen Umgang miteinander finden. Es geht hier nämlich um etwas, was das ganze Leben beeinflussen kann, zumindest ihrer beider Beziehung. Und das ist immer der Mühe wert. Viel Erfolg dabei. Dr.Ludger Nohr


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