Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Verzweifelt

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Verzweifelt

Lisa0909

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, mein Sohn ist 2,5 Jahre alt und steckt mitten in der Trotzphase.Er ist recht temperamentvoll und entsprechend verlaufen die Wutanfälle. Er rastet stark aus, schreit und kreischt wie am Spiess, schmeißt alles um sich und seit Beginn des Kigas (August) haut, beißt und kratzt er auch. Zudem spricht er leider noch nicht richtig. Ich habe mich sehr viel belesen, auch Ihre sämtlichen Einträge zu dem Thema. Mir ist der physiologische Prozess bekannt und ich versuche immer entsprechend gelassen und empathisch zu bleiben, setze mich zu ihm und biete ihm immer wieder meinen Arm an. Aber es wird immer schlimmer. Vor allem das Anziehen ist eine Katastrophe. Erst verweigerte er nur die Jacke ( dies ließ ich zu), aber nun gibt es einen Kampf um fast jedes weitere Kleidungsstück. Neue Sachen waren schon länger schwierig also schaue ich dass ich die Bekannten in einer Nummer größer bekomme. Ich habe schon regelrecht Angst davor ihn anzuziehen. Er darf dabei mittlerweile auch ein kleines Kindermusikvideo schauen aber auch das bringt nichts mehr. Man sollte meinen, dass er die Jacke einfordert wenn ihm kalt wird aber das macht er nicht. Regenkleidung ist noch ein größeres Problem.Es kommt nun immer wieder vor , dass wir es nicht raus schaffen. Im Kindergarten lässt er sich alles bereitwillig anziehen.


Liebe Lisa, das hört sich wirklich nach einer vertrackten Situation an. Sie versuchen zugewandt und empathisch mit Ihrem Kind umzugehen und er reagiert mit Wut und Ärger. Dann noch die "Schuldzuweisung" durch die KiTa, das nagt. Aber die meisten Eltern kennen diese Kämpfe, die einen oft verletzt und traurig zurücklassen, da sind Sie nicht alleine mit. Trotz findet zwar nicht nur in der Familie statt, da aber besonders. Neben den Autonomiebestrebungen ist da sicher noch die Konkurrenz zum Geschwisterkind. Außerdem merkt Ihr Sohn, dass es Ihnen sehr schwer fällt und Sie es sich schwer erlauben können, klar und konsequent zu sein. Kinder brauchen immer wieder auch Regelvorgaben und Grenzen und am besten ist es, wenn dies von einem Vertrauten geschieht. "Liebevolle Klarheit" ist liebevoll UND klar/eindeutig und bei Bedarf auch konsequent. Das Problem von Eltern ist in der Regel, dass sie etwas durchsetzen wollen, aber keinen Ärger oder Vorwürfe (Disharmonie) haben wollen. Es ist aber die Aufgabe von uns, bestimmte Regeln und Formen beizubringen (wenn das Kind auf die Strasse läuft, diskutieren wir auch nicht über unser Festhalten) und dem Kind über die Zeit zu vermitteln, dass es trotzdem liebenswert ist und geliebt wird. Dass es nicht abgelehnt wird, wenn es so schwierig/abwehrend usw. ist, dass aber bestimmte Neins unumgänglich sind. Es ist dann wichtig, den kurzfristigen Ärger auszuhalten (auch zu zeigen), um den Dauerkampf und -stress zu verringern (mehr geht in dieser Zeit meist nicht). Die Kinder sollten an unserer Haltung und Sprache erkennen können, wann etwas wichtig/nicht verhandelbar ist, und wann es weiter versucht werden kann ("dreimal hält sie spielend aus"). Nicht einfach, da die richtige innere Position und Haltung zu finden und es wird immer wieder Situationen geben, die nicht gut laufen, aus denen aber beide (alle) lernen können. Dr.Ludger Nohr


Lisa0909

Gestern meinte die Erzieherin spassvoll zu mir, dass dann wohl zu Hause etwas schief laufen muss. Das hat mich bis ins Mark getroffen und sehr verletzt. Ich versuche doch alles mögliche um ihm zu helfen. Aber es reicht nicht. Auch die Nachbarn kommentieren jeden Wutanfall. Draußen rastet er nun auch aus. Ich habe noch ein Baby und wenn ich ihn nicht auch vom Auto nach Hause trage schmeisst er sich draußen auf den Boden kreischt und schlägt um sich . Ich bekomme ihn dann nur mit Mühe und Not in die erste Etage „gezerrt!“. Ich habe ja noch die Kleine und seine ganzen Sachen auf dem Arm. Zudem rennt er nun auch auf die Straße.Greife ich dann nach seiner Hand endet es in einem Wutanfall. Ich habe richtig Angst vor diesen Situationen entwickelt. Ich bin total hilflos dann und komme mir vor wie eine Versagerin auf ganzer Linie. Heute Morgen war es dann wieder so weit. Er wollte erst den Pulli und dann eine Hose die neu war nicht anziehen. Es eskalierte wieder völlig. Ich zog die Sachen dann dennoch gegen seinen Willen an. Bei den Schuhen hatte ich dann keine Chance mehr . Die Worte der Erzieherin saßen tief und ich dachte ich muss mich nun auch mal durchsetzten. Aber es eskalierte weiter. In seiner Wut schmiss er ein Porzellan Schaf zu Boden das eine hohe Bedeutung hatte. Ich konnte mich nun nicht mehr zurücknehmen und schrie ihn an. Auch konnte ich ihn anschließend zunächst nicht liebevoll in den Arm nehmen als er das dann wollte. Entsprechend groß ist nun mein schlechtes Gewissen und wieder dieses Gefühl versagt zu haben. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Mache ich wirklich alles falsch ?Haben Sie vielleicht konkrete Tipps wie ich mich verhalten soll? Entschuldigen Sie bitte vielmals den langen Text und vielen Dank im Voraus für Ihre Mühe! Mit freundlichen Grüßen , Lisa


Lisa0909

Noch eine kleine Ergänzung:das Baby ist schon fast 1 Jahr alt, also gehe ich nicht davon aus dass es einen Zusammenhang zwischen den Wutanfällen und Eifersucht gibt.


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