Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Verlustängste durch Kita

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Verlustängste durch Kita

Sabi1509

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Schönen guten Morgen Frau Henkes, unser Sohn (25 Monate) wird seit 01.06. in der Krippe eingewöhnt. Anfangs hat die Eingewöhnung super geklappt. In der 2. Woche blieb er schon 2-3 Stunden alleine dort, ohne Probleme. Seit Beginn der 3. Woche hat unser Sohn jetzt aber extreme Verlustängste entwickelt. In der Krippe bleibt er gar nicht mehr alleine, obwohl es ja schon 2 Stunden gut geklappt hatte. Auch zuhause hat er extreme Angst verlassen zu werden. Nachts wacht er panisch auf und vergewissert sich, dass wir noch da sind. Wenn mein Mann oder ich zuhause das Zimmer verlassen, fängt er auch direkt an ganz wild zu weinen und rennt hinterher. Selbst zu den Großeltern will er nicht mehr, obwohl er immer gerne dort war. Als ich den Erzieherinnen das erzählt habe und gesagt habe, dass ich gerne wieder einen Schritt zurück gehen möchte, bekam ich als Antwort, dass er da durch müsse, weil er ja auch irgendwann in die Schule müsste und ich da auch nicht dabei sein kann... Überhaupt gab es schon einige Situationen, die mich an dem Kindergarten zweifeln ließen. An einem Tag hat ein Kind sehr lange und heftig nach seiner Mama geweint. Nach einer halben Stunde ist mal eine Erzieherin zu ihm gegangen, aber anstatt es zu trösten kam nur die Aussage "Hör auf zu weinen und geh spielen". Danach wurde es alleine stehen gelassen und weil ich sehr erschrocken geschaut habe kam noch zu mir: "Der ist immer so empfindlich". Denken Sie, mein Sohn bemerkt meine Zweifel und ist deshalb plötzlich so anhänglich? Oder kann es auch daran liegen, dass mein Mann nach einem Monat Elternzeit jetzt wieder arbeiten gegangen ist und er ihn sehr vermisst. Ich mache mir ernsthaft Gedanken, ob er überhaupt schon bereit ist für eine Fremdbetreuung. Da unsere Tochter im März geboren ist und ich aktuell noch in Elternzeit bin, hätte ich die Möglichkeit, mit der Betreuung noch zu warten. Ich merke allerdings auch, dass es ihm schon Spaß macht, mit so vielen anderen Kindern zu spielen, zumindest solange ich oder mein Mann dabei sind. Eine andere Krippe ist keine Option, da alle Kitas hier voll sind und wir auch nur mit viel Glück überhaupt bei dieser einen Platz bekommen haben. Wie sehen Sie das mit den Verlustängsten? Ist das ganz normal bei der Eingewöhnung oder sollten wir über eine Kündigung des Platzes nachdenken? Danke im Voraus und liebe Grüße 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, das Verhalten Ihres Sohnes ist nicht ungewöhnlich. Nach der anfänglichen Neulust mit den spannenden Erfahrungen in der Krippe merken Kinder dann, dass das Neue zur Regel wird und sie jeden Tag die Krippe besuchen und sich von den Eltern trennen müssen. Das kann Trennungsängste verstärken. Möglicherweise ist es für Ihren Sohn unbewusst auch schwierig, dass die kleine Schwester bei Ihnen bleiben darf, während er sich täglich trennen muss. Für Ihren Sohn ist es jetzt wichtig, dass Sie behutsam vorgehen und ihm die Trennung erleichtern. Das kann auch bedeuten, dass Sie wieder eine Weile dabei bleiben. "Er muss da durch" ist keine hilfreiche Äußerung, zumal Ihr Sohn bis zur Einschulung noch viele Entwicklungsschritte durchlaufen wird, die ihn reifen lassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Ihr Sohn bei ausreichender Eingewöhnung seine Trennungsängste überwinden kann. Allerdings lassen Ihre Beobachtungen in der Krippe Sie sicherlich zu Recht am Vorgehen der Erzieher/innen zweifeln. Auch wenn Ihr Sohn Ihre Zweifel nicht spürt, sollten Sie diese ernst nehmen. Für Zweijährige ist eine Fremdbetreuung noch nicht wichtig. Kontakte zu anderen Kindern lassen sich auch auf anderem Weg herstellen. Trennungsängste lassen bei Kindern mit zunehmender Objektkonstanz nach. Dreijährige können sich häufig schon besser trennen, weil sie wissen, dass die Mutter ihre Mutter bleibt, auch wenn sie nicht anwesend ist. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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