Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Veränderung nach Vollnarkose

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Veränderung nach Vollnarkose

Rahel@12

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Guten Tag Unser Sohn (knapp 3 Jahre) hatte vor drei Wochen eine Tonsillektomie unter Vollnarkose. Das Aufwachen war ziemlich dramatisch, da er kaum selbständig atmen konnte und deshalb Sauerstoff benötige, wogegen er sich mit Händen und Füssen wehrte. Dies dauerte etwa eine Stunde (während der er immer wieder halbwegs aufwachte und wieder einschlief). Wir waren bei ihm, allerdings ging das auch schon so, als wir endlich in den Aufwachraum durften, d.h., eine Zeit lang erlebte er das auch ohne uns. Ich stelle mir das sehr schlimm vor für ein so kleines Kind, von drei Pflegerinnen festgehalten zu werden und natürlich nicht zu wissen, dass diese nur helfen wollen. Seit der OP ist er sehr weinerlich, anhänglich und schreckhaft. Er tut mir so leid. Zuerst schoben wir es auf die Schmerzen, seit über einer Woche sind diese jedoch weg. Heute hätte er das erste mal wieder in die Kita gekonnt, aber wir konnten ihn nicht da lassen, da er sich so verzweifelt an uns festklammerte. Kann das von diesem Erlebnis kommen? Wenn ja, gibt es irgendeine Möglichkeit, ihm zu helfen?  Ich muss ausserdem in einer Woche wieder arbeiten. Das heisst, ihn von der Kita gleich wieder mitzunehmen, ist eigentlich keine Option. Fügen wir ihm da gleich nochmal ein neues Trauma zu, wenn wir ihn da lassen, obwohl er uns anfleht, es nicht zu tun?


Ingrid Henkes

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Guten Tag, das war eine sehr erschreckende, auch körperlich belastende Situation. Ihr Sohn reagiert daher kurz nach diesem Riesenschreck und der Bemächtigung durch fremde Personen ganz normal mit Ängsten und Anklammerung. Sprechen Sie mit ihm und sagen Sie ihm, dass Sie wissen, wie schlimm es für ihn war. Jetzt ist er aber wieder gesund, das Schlimme kommt nicht wieder und der Kindergarten ist nicht die Klinik. Vielleicht gehen Sie die nächsten Tage zusammen mit ihm in den Kindergarten, bleiben etwas da, informieren die Erzieherinnen, dass er mehr Zuwendung und Beruhigung braucht, um wieder Vertrauen zu finden, ähnlich, wie Sie es am Anfang mit der Eingewöhnung gemacht haben. Ihr Sohn benötigt Zeit, um alles zu verarbeiten und wieder unbeschwert zu werden. Vielleicht sucht er sich auch eine Puppe, einen Bären aus, um die OP nachzuspielen und es auf diese Weise aktiv zu verarbeiten. Alles Gute, viele Grüße Dr. B. Saitner 


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