Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Verabschiedung

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Verabschiedung

Vijo

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Sehr geehrte Frau Henkes, nach sehr langer Zeit und vielen, vielen Tränen (auf Kind- und Elternseite) hat unser 20 Monate alter Sohn sich in die Kita eingelebt, fühlt sich dort wohl und lacht und spielt. Der Kita-Beginn war im Februar und er hat sehr lange gebraucht bis zur ersten Trennung und bis er dort auch mehrere Stunden alleine geblieben ist. Es gab immer wieder gute Tage. Zeitweise hat er aber zu Hause schon geweint, wenn er wusste es geht in die Kita, zeitweise hat er den kompletten Kita-Tag immer wieder angefangen zu weinen und das über Stunden. Das war wirklich schrecklich, vor allem weil wir auch nicht sicher waren, was die beste Lösung ist, ihn wieder rauszunehmen und das "Problem" einfach nur zu verschieben, ihn woanders wieder neu einzugewöhnen oder ihn mit so viel Geduld und Liebe wie möglich da durch zu helfen. Letztlich haben wir uns für letzteres (natürlich mit viel Zweifeln und hadern) entschieden. Seit etwa einer Woche bin ich in Teilzeit in meine alte Arbeitsstelle zurück gekehrt. Da ich gehe, wenn er noch schläft, sieht er mich früh gar nicht mehr. Mein Mann bringt ihn jetzt in die Kita (vorher habe ich das gemacht) und seit dem gibt es keinerlei Probleme mehr. Da er sehr an mir hängt und ihm eventuell die Trennung bei mir deutlich schwerer gefallen ist, denken wir dass es auch daran liegt, dass er mich gar nicht mehr sieht in der Früh. Teilweise ist er aber auch schon wach und hört wahrscheinlich, dass da noch jemand in der Wohnung ist. Mein Mann behält ihn aber trotzdem im Schlafzimmer. Ich hätte keine Zeit mich mit ihm zu beschäftigen und müsste nach kürzester Zeit los. Man liest ja immer, man soll sich verabschieden und es löst in den Kindern eine Anspannung aus, wenn man sich nicht verabschiedet. Wir sind uns nun unsicher, ob das so der richtige Weg ist ihn im Schlafzimmer zu halten, obwohl er mich wahrscheinlich hört, nur damit er mich nicht sieht. Und auch wenn er schläft, kann ich mich nicht von ihn verabschieden.    In diesen Zusammenhang gibt es die Situation, wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin und er dort kurz alleine bei ihnen bleiben soll (sei es dass ich kurz Was erledigen will oder kurz mal duschen o.ä.), dass ich mich wegschleiche, damit es kein verabschiedungsdrama gibt. Meine Eltern sind schon älter und teils sehr krank und können das abschiedsweinen nicht gut aushalten und sind damit überfordert. Ich fühle mich schlecht in der Situation und habe das Gefühl dass der kleine danach eigentlich noch mehr an mir hängt, tue aber meinen Eltern einen "Gefallen".    Eine zweite Frage wäre: mein Sohn hat, als er kleiner und hauptsächlich zu Hause war, an Spielkursen teilgenommen. Dort ist er immer aufgefallen, weil er die anderen Kinder sehr faszinierend fand und Kontakt gesucht hat. Jetzt ist mir aufgefallen, dass er gleichaltrige Kinder eigentlich Uninteressant findet, eher mit älteren Kindern in Kontakt treten will, aber am allermeisten"liebt" er die Mütter von anderen Kindern. Ist das normal?    vielen Dank und mit freundlichen Grüßen    vijo


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie müssen sich wegen des ausbleibenden morgendlichen Abschieds keine Sorgen machen. Ihr Sohn ist beim Vater und bestens bei ihm aufgehoben. Er bleibt nicht in einer unvertrauten Situation. Zudem fordert er es nicht ein, zu Ihnen zu kommen, falls er Sie hört. Das würde er vermutlich, wenn ihn das Geschehen anspannen würde. Ihr Mann wird ihm bestimmt erklären, dass Sie zur Arbeit müssen und später wiederkommen. Ihr Sohn macht täglich mehr die beruhigende Erfahrung, dass Sie nach der Arbeit wieder da sind und sich um ihn kümmern. Das gibt ihm zunehmend Sicherheit. Sie können auch bei Besuchen bei Ihren Eltern weiter so verfahren. Auch hier scheint Ihr Sohn nicht verunsichert. Sollte der Fall eintreten, dass er gegen Ihr Verschwinden protestiert, können Sie Ihr Verhalten ändern. Dann nehmen Sie ihn eventuell mit zum Duschen oder verschieben Tätigkeiten auf die Zeit, wenn er schläft. Das Verhalten Ihres Sohnes anderen Müttern gegenüber ist völlig normal. Ihr Sohn erweitert seinen sozialen Radius. Diese Frauen strahlen für ihn vermutlich etwas Mütterliches aus, was ihn beruhigt. Sie sind aber nicht seine Mutter, so dass er Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und anderen Müttern herausfinden kann. Gleichaltrige Kinder sind für Kinder seines Alters oft nicht einzuschätzen, da sie rasch unwillkürliche Dinge tun. Das lässt manche Kinder zunächst auf Distanz gehen. Gestiegene Neugier sorgt dann dafür, dass Kinder Kontakt zueinander aufnehmen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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