Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Umgang mit Trotzen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Umgang mit Trotzen

blume2508

Hallo Frau Henkes, erstmal herzlichen Dank für Ihre Tipps in diesem Forum.Sie sind sehr wertvoll für mich.  Zu meiner Frage: Meine Tochter ist 2 Jahre und 4 Monate alt und ihre Trotzphase ist aktuell in vollen Zügen. Oft beginnt es am frühen Morgen beim Anziehen und zieht sich über den ganzen Tag. Ein Beispiel: am Kinderwagen ist ein Brett installiert, auf welchem sie stehen kann (während ihr kleiner Bruder im Wagen liegt). Neulich hat sie, während ich den Kinderwagen geschoben habe, die ganze Zeit einen Fuss am Boden schleifen lassen, sodass ihr Schuh etwas kaputt ging. Ich hatte sie zuvor mehrmals gebeten, damit aufzuhören, weil sonst die Schuhe kaputt gehen. Als ich entschieden habe, es zu ignorieren hat sie mich mehrmals gefragt "Mama was mache ich da?". Also habe ich die Konsequenz gezogen, dass sie vom Brett runtergeht und selber neben dem Kinderwagen geht. Das hat sie aber verneint und ist einfach stehen geblieben und nicht mehr weitergegangen. Leider musste ich zu einem Termin, sodass stehen bleiben keine Option war. Ich hatte also (in meinen Augen) keine andere Lösung parat. Meine Erklärung zum Kaputtgehen der Schuhe hat sie nicht verstanden. Meine Bitten aufzuhören hat sie ignoriert und selber gehen hat sie auch verweigert. Wie hätten Sie in so einer Situation reagiert? Generell entgleist mir aktuell die "Kontrolle". Ich habe das Gefühl dass es Tag für Tag immer schlimmer wird mit dem Trotzen und dass ich fast machtlos dagegen bin. Wie soll ich mich verhalten wenn ich etwas von ihr möchte bzw. wenn sie etwas tut, was sie "nicht tun sollte"? Sind unmittelbare Konsequenzen (z.B. dass sie dann eben selber gehen muss) überhaupt sinnvoll wenn sie den gesamten Zusammenhang (in diesem Beispiel Schuhe gehen kaputt) oft nicht richtig versteht? Wie soll ich generell mit Ihrem Trotzen umgehen? Was wären z.B. Ansätze um mit ihr durch diese schwierige Zeit zu gehen? Danke und viele Grüße 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Sie haben völlig recht. Ihre Tochter kann viele Zusammenhänge noch nicht verstehen. Daher soll sie z.B. das Schleifen der Schuhe auch nicht unterlassen, weil die kaputtgehen, sondern weil Sie das wollen. Gerade jetzt in der Trotzphase benötigt Ihre Tochter die Sicherheit, dass es so gemacht, wie Sie wollen. Sie darf dagegen opponieren und wütend werden, aber sie benötigt diese Orientierung. Natürlich muss Ihre Tochter auch erfahren, dass es Situationen gibt, in denen sie ihren Willen durchsetzen kann. Das ist für die weitere Entwicklung bedeutsam. Versuchen Sie, geduldig zu bleiben und sich nicht über Ihre Tochter zu ärgern. Damit würden Sie ein Signal setzen, dass Ihrer Tochter scheinbar Macht gibt, die sie gar nicht ausfüllen kann. Sie soll ja ihren Willen erproben, um sich ein Stück aus der engen Abhängigkeit von Ihnen zu lösen. Dazu benötigt Ihre Tochter auch die Sicherheit, dass Sie es gut ertragen und sie weiterhin genauso lieben, wenn sie wütend ist. Im Fall der Schuhe können Sie z.B. Ihre Tochter an die Hand nehmen, wenn sie stehenbleibt. Im Alter Ihrer Tochter helfen solch kurze energischen Maßnahmen oft besser als Erklärungen, die das Kind noch gar nicht verstehen kann. Natürlich brauchen Eltern hier häufig - auch abhängig vom Temperament des Kindes - einen langen Atem. Viele Situationen muss man wieder und wieder durchgehen. Vermitteln Sie Ihrer Tochter dabei, dass sie sich ärgern darf. Für sie ist es wirklich schlimm, dass sie ihren Willen nicht bekommen kann. Trösten Sie sie, dann kann sie sich in ihrem Ärger verstanden fühlen. Es kann für Sie auch sinnvoll sein, die Anzahl der Situationen, die Sie durchsetzen wollen zu reduzieren, dann aber konsequent zu bleiben. Über manches können Sie  in dieser Phase einfach hinwegsehen. Machen Sie sich bitte immer wieder klar, dass Sie die Erwachsene sind, die sich von einem Kleinkind nicht provozieren lassen muss. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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