Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Übernachtung beim Vater

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Übernachtung beim Vater

Bernau

Lieber Dr. Nohr, Vor einigen Wochen hatte ich schon mal wegen Übernachtungen beim (von uns getrennt lebenden) Vater wegen der Lindauer PT Wochen gefragt. Das hat sich ja nun von selbst erledigt. Inzwischen übernachtet unser knapp 14 Monate alter Sohn jede Woche eine Nacht beim Vater. Ich lasse ihn dort eigentlich mit gutem Gefühl zurück - unabhängig von allen verletzten Gefühlen meinerseits ist er als Vater zugewandt und schlechtestenfalls etwas freudlos. Am Tag der Rückkehr meines Sohnes fällt mir schon auf, dass er weinerlicher und etwas ängstlicher ist, dies legt sich aber binnen eines Tages und ist ja auch nachvollziehbar. Mich plagen ab und zu aber Gedanken, ob wir den kleinen Jungen vielleicht doch überfordern. Was wären denn in ihren Augen Signale oder Zeichen, dass er es nicht verarbeiten kann, Mama und Papa so getrennt zu erleben, und Papa nur einmal pro Woche? Wir machen immer eine ca einstündige Zeit zu dritt (leider bleibt da Streit meist nicht aus, dies scheint ihn aber auch nicht zu beunruhigen, jedenfalls spielt er selbständig weiter, wenns kurz kracht) und wenn ich mich dann verabschiede, scheint er sich etwas zu wundern, aber er weint nicht. Er versucht manchmal Körperkontakt zu dritt herzustellen, scheint irgendwie uns beide "behalten" zu wollen (bricht mir das Herz). Er lebt ansonsten mit mir und in Nachbarschaft zu seinen sehr liebevollen Großeltern.


Hallo, jede Familienkonstellation hat und kostet ihren Preis. (Wenn der Vater immer eine Woche auf Montage wäre, sähe man das anders, obwohl es für das Kind kein so großer Unterschied wäre). Verstehbar ist das alles für Ihr Kind nicht, aber es ist seine Lebensrealität, mit und an der er wachsen wird. Und er hält den Kontakt zum Vater, was oft ein Vorteil ist. Die Trennungen sind und werden das Problem sein (sein Verhalten bei der Rückkehr ist so zu verstehen). Die Freude auf den einen ist immer ein wenig tingiert mit dem Leid der Trennung vom anderen. Das ist der Teil, der leider nicht beeinflusst werden kann (streitende Eltern scheint ja eher bekannt und nicht beunruhigend zu sein). Aber es ist perspektivisch erleichternd , wenn man die Übergabe ruhiger und unaufgeregter gestaltet, den kindlichen Konflikt nicht noch verstärkt. Kinder werden immer auf diese Wechsel-Situation reagieren. Es ist eine Frage der Intensität der Veränderungen an der Sie merken werden, dass Sie etwas ändern müssen. Heißt, Sie werden es spüren. Dr.Ludger Nohr


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